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15:02 Uhr, 17.02.2009

Bankenverband schlägt "Sammelstelle" für faule Wertpapiere vor

München (BoerseGo.de) - Einem Medienbericht zufolge hat der Bundesverband deutscher Banken (BdB) der Bundesregierung einen Vorschlag unterbreitet, wie die Finanzinstitute von ihren faulen Wertpapieren befreit werden können. Demnach will der Verband beim Sonderfonds zur Stabilisierung der Finanzmärkte (Soffin) eine zentrale "Bad Bank" einrichten.

Diese Sammelstelle, die der BdB "Mobilisierungsfonds" nennt, solle die fraglichen Wertpapiere und Forderungen übernehmen und zwar zum Buchwert, den sie am 31. Dezember des vergangenen Jahres hatten, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) unter Berufung auf ein inoffizielles Arbeitspapier des Verbandes. Damit könne aus Sicht des Verbandes verhindert werden, dass die Banken den in ihre Bilanzen eingestellten Wert der faulen Papiere weiter mindern müssen. Weil sich im Zuge der Finanzkrise kein Käufer für die Papiere findet, werden die Banken derzeit dazu gezwungen, die Wertpapiere von Quartal zu Quartal schlechter zu bewerten. Das führt zu Verlusten und das Eigenkapital der Banken sinkt.

Folgt man den Vorstellungen des Verbands, sollen die Banken alle aus ihrer Sicht toxischen Wertpapiere bis zum 30. Juni beim Staat abgeben können, wobei der Mobilisierungsfonds einzelne Papiere oder Portfolios auch ablehnen könne. Ein jeweils kleiner Teil solle in der Bank verbleiben, um einen Anreiz zu schaffen, sich an der Verlustminimierung zu beteiligen.

Im Gegenzug erhielten die Institute für den Buchwert der Papiere variabel verzinsliche Anleihen ("Floating Rate Notes") des Fonds, die mit dem Euribor verzinst werden - jenem Zinssatz also, den die europäischen Banken untereinander beim Handel mit Einlagen verlangen.

Für jede Bank würde beim Mobilisierungsfonds ein eigenes Konto eingerichtet, auf das alle Aufwendungen und Erträge gebucht werden. Damit wäre sichergestellt, dass die toxischen Papiere jederzeit einem Institut zuzuordnen sind, heißt es laut SZ in dem Arbeitspapier. Der Staat hätte eine eigentlich unerwünschte zentrale "Bad Bank" eingerichtet, durch die besondere Konstruktion wäre allerdings die Bedingung von SPD und Union erfüllt, für jedes Institut eine eigene Lösung zu suchen.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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