Fundamentale Nachricht
13:15 Uhr, 08.07.2016

Bankenkrise in Europa

Eine Studie der Unternehmensberatung ZEB zeichnet ein düsteres Bild von der europäischen Bankenbranche. Bis 2020 könnte eine Kapitallücke von 445 Mrd. Euro entstehen.

Die Banken in Italien sind zuletzt in schwieriges Fahrwasser geraten. Vor allem die Krisenbank Monte die Paschi di Siena ist seit einigen Tagen in den Schlagzeilen. Eine neuerliche Rettungsaktion vom italienischen Staat wird immer wahrscheinlicher. Insider sprechen von einer möglichen Finanzspritze von 5 Milliarden Euro, um die Verluste aus dem Abbau von faulen Krediten auszugleichen. Landesweit könnte Italien 40 Milliarden Euro in die angeschlagene Branche pumpen müssen.

Aber nicht nur in Italien ist es um die Bankenlandschaft zurzeit schlecht bestellt. Europaweit wächst die Furcht vor einer Ausbreitung der Turbulenzen. Die Aktien von Commerzbank und Deutscher Bank sind kürzlich auf neue Rekordtiefs gefallen. Seit Anfang des Jahres haben die Banken im Stoxx600 rund ein Drittel an Wert verloren. Börsenwert in Höhe von rund 400 Milliarden Euro wurde dadurch vernichtet.

Das könnte aber erst der Anfang sein. "Die Banken sterben, und Europas Politiker wissen nicht, was sie tun sollen", sagte US-Investor Jeffrey Gundlach zu Reuters. Die Unternehmensberatung ZEB kommt in einer aktuellen Studie ebenfalls zu einem vernichtenden Urteil. Die Profitabilität der 50 größten Geldhäuser sei "katastrophal". Die ZEB-Berater gehen davon aus, dass die Gewinne und Kapitalpuffer der Institute bis 2020 "dramatisch" sinken werden. Die Folge davon sei eine riesige Kapitallücke von 445 Milliarden Euro im Jahr 2020. Dabei ist die Unternehmensberatung davon ausgegangen, dass die Niedrigzinsphase anhält und die Regulierung noch schärfer wird. Es sei äußert unwahrscheinlich, dass die Banken diese Summe aus eigener Kraft aufbringen können, heißt es weiter. Wie derzeit bereits in Italien diskutiert, könnten schon bald wieder die Steuerzahler in ganz Europa zur Kasse gebeten werden.

9 Kommentare

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  • Peter Zumdeick
    Peter Zumdeick

    Machen wir die Banken endlich dicht und leihen wir uns alle das Geld direkt und ohne Umwege gleich direkt von der Zentralbank ... ;-

    15:14 Uhr, 08.07.2016
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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