Kommentar
08:40 Uhr, 13.03.2023

Bankaktien jetzt kaufen?

Die US-Notenbank legt ein neues Liquiditätsprogramm für Banken auf. Ist die Krise damit vorüber und sind Bankaktien deshalb ein Kauf?

Erwähnte Instrumente

  • Western Alliance Bancorp.
    ISIN: US9576381092Kopiert
    Kursstand: 49,340 $ (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • First Republic Bank
    Kursstand: 15,650 $ (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Western Alliance Bancorp. - WKN: A0ETE2 - ISIN: US9576381092 - Kurs: 49,340 $ (NYSE)
  • First Republic Bank - Kurs: 15,650 $ (NYSE)

Als ich Anfang März von einer möglichen Bankenkrise berichtete, hatte ich nicht im Sinn, dass es gleich zwei Wochen später soweit ist. Ebenfalls hätte ich nicht gedacht, dass die Liquiditätskrise durch einen Bankrun von Startups ausgelöst wird. Man lernt nie aus…

Nun, da Bankaktien stark gefallen sind, vermuten einige Schnäppchen im Markt. Die Versuchung ist groß. Bestes Beispiel ist der Kurssturz der First Republic Bank. Nach einem Intraday Verlust von über 50 % schloss die Aktie „nur“ 14 % im Minus. Wer im Crash kaufte, konnte innerhalb von Stunden 50 % Gewinn erwirtschaften.

First Republic Bank
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Viele Bankaktien konnten sich von den Tagestiefs am Freitag erholen. Das sollte nicht als Entwarnung verstanden werden. Auch 2008 waren Bankaktien sehr volatil. Fiel der Aktienkurs einer Bank erst im zweistelligen Bereich, war es fast eine Garantie dafür, dass diese Bank die nächste sein würde, die gerettet werden muss. Das war bei Lehman nicht anders als bei Merrill Lynch, Bear Sterns, Fannie Mae, Freddie Mac, AIG, Washington Mutual, Wachovia und vielen anderen.

Die Kurse von einzelnen Banken fallen nicht ohne Grund mehr als die von anderen. Bei besonders großen Kursverlusten und Volatilität sind Anleger unsicher, wie groß das Problem ist. Das Problem ist einfach beschrieben: Einlagen von Venture Capital und Private Equity unterstützten Firmenkunden. Je größer der Anteil dieser Einlagen ist, desto größer ist das Risiko.

So kollabierte nicht nur SVB Financial, sondern der Kurs von First Republic brach ein. Andere Namen erhielten weniger Aufmerksamkeit, doch es sind nicht die einzigen zwei Banken, bei denen Anleger Schlimmes befürchten. Western Alliance und PacWest Bancorp erinnern mit ihren Kursverlusten von Freitag an Merrill Lynch kurz vor dem Notverkauf.

Western Alliance Bancorp.
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Diese Banken sahen sich gezwungen, durch kurzfristige Mitteilungen Anleger und Kunden zu beruhigen. Ist das erst notwendig, sollte man nicht lange warten und Einlagen abziehen. Muss betont werden, dass man solvent ist, ist man es meist nicht mehr. Es kommt schnell zum Teufelskreis. Beteuerungen und Maßnahmen zur Stärkung der Liquidität verhindern einen Bankrun nicht. Nicht zuletzt deswegen trieb First Republic über das Wochenende 70 Mrd. an zusätzlicher Liquidität auf.

Die Kurskapriolen sollten jeden wachrütteln, zumal es nicht nur Bankaktien sind, die unter Druck kommen. Die Kurse von Private Equity und Business Development Companies (BDC) sind ebenfalls angeschlagen (siehe Grafik). Beide finanzieren Startups. Verlieren diese wiederum Geld durch Bankinsolvenzen, geraten PE und BDC Firmen in Schieflage.


Die Verflechtungen unter Finanzinstituten, Private Equity, Venture Capital und BDCs sind problematisch. Am Ende mag alles gutgehen. Zumindest hoffen dies die Fed und die Regierung. Sie gestatten Banken, Anleihen zu Buchwert als Sicherheit zu hinterlegen. Das stärkt die Liquidität der Banken. Die Verflechtungen adressiert es nicht.

Bankaktien sollten aufgrund des neuen Refinanzierungsprogramms der Fed kurzfristig nach oben schnellen. Es ändert jedoch nichts daran, dass der Bankensektor insgesamt auf sehr hohen unrealisierten Verlusten ihres Anleihebestandes sitzt. Das Refinanzierungsprogramm adressiert Liquidität, nicht mangelnde Kapitalisierung.

Die genauen Bedingungen des Programms sind zudem noch nicht publik. Die Kosten werden die Profitabilität von Banken jedoch schmälern. Zu guter Letzt garantiert das Programm nicht das Überleben einer Bank. Im Falle eines Bankruns haben Banken auch mit diesem Programm einen Engpass.

Am Ende mag alles gutgehen. Persönlich schaue ich dem zu erwartenden Rebound bei Bankaktien jedoch unbeteiligt zu.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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