Ausstieg an den Aktienmärkten noch zu früh
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Jüngst haben einzelne schwächere Konjunkturindikatoren die Investoren verunsichert: Die vorauslaufenden Indikatoren ("leading indicators") in den USA sind leicht rückläufig, die Aktivitäten in der US-Bauwirtschaft haben abgenommen (nicht jedoch die Immobilienpreise) und in Deutschland weist der ZEW-Index nach unten, so Dr. Thomas Steinemann, Chefstratege der Vontobel-Gruppe, in einem aktuellen Marktkommentar.
"In Japan erschienen die Konjunkturdaten zum 2. Quartal, welche auch uns zu einer Revision der Prognose für das Wirtschaftswachstum auf allerdings noch immer stolze 3% veranlasst haben". Aufgrund dieses kleinen Auszugs aus der beinahe täglichen Datenflut sollte jedoch nicht der Blick für das Ganze verloren gehen, empfieht Steinemann.
Die Experten von Vontobel erwarten, dass das "soft-landing" in den USA gelingt. Dies würde bedeuten, dass sich die teilweise überhitzte Konjunktur beruhigt, ohne dass die USA deswegen in eine Rezession abgleiten würde. Insbesondere der Immobilienmarkt scheine sich endlich zu beruhigen. Diese Problematik lag dem ehemaligen US-Notenbank Chef Greenspan sehr am Herzen. Die Zinserhöhungen scheinen nun endlich die beabsichtigte Wirkung zu zeigen, schreibt der Anlagestratege.
Es sei nicht auszuschliessen, dass mit einer Beruhigung der US-Konjunktur auch gewisse dämpfende Effekte über den Export auf Europa überschwappen. Allerdings mache der Handel innerhalb Europas mit knapp 70% den Löwenanteil des gesamten EU-Handels aus. Im weiteren werde der kurzfristige Einfluss des Wirtschaftswachstums auf die Börse in aller Regel etwas überschätzt, vor allem dann, wenn sich die Wirtschaft nicht in einer extremen Phase wie Rezession oder Hochkonjunktur befindet. Der Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Börsenentwicklung bestehe vor allem in der langen Frist. Auf kurze Sicht seien für die Börse die Zinsentwicklung, die Entwicklung der tatsächlichen und erwarteten Unternehmensgewinne oder die allgemeine Liquiditätsversorgung wichtiger. Und hier stehen die Vorzeichen nach Ansicht von Steinemann noch auf grün. Die Zinsen und die Gewinne hätten sich in den vergangenen Monaten so entwickelt, dass die erwarteten Gewinne für 2006 weiter nach oben revidiert werden mussten und die Zinsen weiter nachgaben. Beides habe zu einer günstigeren Bewertung der Aktien geführt als noch vor einiger Zeit. Positiv am "soft landing"-Szenario sei schliesslich, dass damit die Inflation weitestgehend unter Kontrolle sein dürfte und die Renditen an den Obligationenmärkten nicht weiter steigen dürften.
Vontobel würde seine Anlagepolitik erst ändern und Aktien untergewichten wenn eine starke Performance der Dividendenpapiere die Märkte verteuert, wenn die Zinserwartungen aufgrund steigender Inflationsraten deutlich ansteigen würden, wenn die globale Liquiditätsversorgung versiegen würde oder wenn die Investorenstimmung in ungerechtfertigte Euphorie umschlagen würde. "Da diese Faktoren derzeit noch nicht zutreffen, behalten wir unsere derzeitige Anlagestrategie bei."
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