Nachricht
11:49 Uhr, 07.10.2008

Ausmaß der Krise nicht seriös abzuschätzen

Berlin (Fonds-Reporter.de) - Das mit heißer Nadel gestrickte neuerliche Rettungspaket für die Hypo Real Estate (HRE) belegt nach Einschätzung der Weberbank eindrucksvoll, dass das Ausmaß der Krise nicht seriös abzuschätzen ist. Wenn im Fall HRE, der den höchsten Bank- und Geldhütern offen auf dem Tisch liegt, binnen weniger Tage eine Vergrößerung der Finanzierungslücke um 15 Milliarden Euro möglich ist, wer könne da die Risiken in den Häusern, die sich bislang bedeckt halten, auch nur annähernd quantifizieren, fragen sich die Experten der Privatbank.

Von einem geordneten Krisenmanagement könne nicht mehr gesprochen werden, stattdessen werden drastische Maßnahmen ergriffen. Quasi als Fußnote der HRE-Rettung wurde eine staatliche Bürgschaft für Spareinlagen, Girokonten und Termingelder in Deutschland ausgesprochen. Entgegen der zunächst genannten 560 Milliarden Euro beläuft sich deren Volumen per Ende 2007 auf rund 1.600 Milliarden Euro (rund 20.000 Euro pro Bundesbürger) und dürfte seitdem eher gestiegen sein. Damit sei die Garantie weniger weitgehend als beispielsweise in Irland, mache aber immer noch zwei Drittel des bundesdeutschen BIP aus. Schon der nächste Fall einer Bankenschieflage könnte weitere Beruhigungspillen erfordern, zumal, wenn nicht eine Spezialbank wie die Hypo Real Estate, sondern gar eine Universalbank betroffen sein sollte.

Leider sei ein Ende noch nicht abzusehen, weder das Ende des Abwärtsdrucks an den Aktienmärkten, noch das Ende der Konjunkturabschwächung und auch nicht das Ende der Bankenkrise, die gut und gerne in einer mehrjährigen Bankenkonsolidierung münden könne. Die Anlagestrategen der Weberbank empfehlen deshalb weiterhin eine defensive Positionierung, hohe Kassehaltung und Zurückhaltung gegenüber verfrühten Kaufimpulsen.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten