Ausdauer wichtiger als Einstiegszeitpunkt
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Kronberg im Taunus (BoerseGo.de) - Am 1. Juli feierte Deutschlands wichtigstes Börsenbarometer seine Erstnotierung vor 25 Jahren. Für Anleger ein Grund zur Freude. Auch für jene, die noch nicht investiert sind und sich nach der Rally des vergangenen Jahres und den jüngsten Schwankungen fragen, ob sie noch einsteigen sollten. Denn eine Analyse von Fidelity Worldwide Investment zeigt: Langfristige Anlagen in Aktien haben sich praktisch immer gelohnt - ganz gleich, zu welchem Zeitpunkt Anleger investiert haben.
Mit jedem neuen Rekordhoch und jedem Rücksetzer gleichermaßen zweifeln Privatanleger, ob ein Einstieg in den Aktienmarkt für sie geeignet ist. Bei diesen Überlegungen ist aber zumindest die Sorge, zum vermeintlich falschen Zeitpunkt zu investieren, für langfristig orientierte Anleger praktisch unbegründet. So haben sich Anlagen von mindestens zehn Jahren in den DAX fast immer ausgezahlt. Ob ein Anleger auf dem niedrigsten oder höchsten DAX-Bewertungsniveau eines Jahres eingestiegen ist oder zu einem beliebigen Zeitpunkt - auf Sicht einiger Jahre wirkt sich das Timing weit weniger auf die jährliche Rendite aus als Viele annehmen.
Ein Beispiel: Selbst wer vor 25 Jahren auf dem höchsten Jahresstand eingestiegen ist, konnte bei Verkauf am 26. Juni 2013 dieses Jahres immer noch eine ansehnliche Rendite von 7,75 Prozent pro Jahr verbuchen. Das sind nur 0,75 Prozentpunkte p. a. weniger als bei einem Einstieg zum niedrigsten Kursstand des ersten DAX-Jahres 1988. „Da sich ein Anlagebetrag bei einer jährlichen wiederangelegten Rendite von 7 Prozent alle zehn Jahre verdoppelt, hätte sich der Nominalwert einer vor 25 Jahren investierten Summe inzwischen schon mehr als versechsfacht. Und zwar selbst dann, wenn man die Anlage zum denkbar ungünstigsten Tag des Jahres getätigt hätte. Das haben im selben Zeitraum nicht viele Anlageklassen geboten", sagt Andreas Feiden, Leiter des Privatanlegergeschäfts von Fidelity in Deutschland. Die Berechnung macht deutlich: Bei einem langfristigem Anlagehorizont ist Ausdauer wichtiger als ein glückliches Händchen bei der Wahl des vermeintlich richtigen Einstiegszeitpunkts.
Was für den DAX gilt, lässt sich auch auf alle anderen gängigen Indizes übertragen: Wer etwa zum teuersten Kursniveau des Jahres 1988 in den in US-Dollar notierten MSCI World Index investiert und am 26. Juni 2013 verkauft hätte, könnte nun auf eine jährliche Rendite von 6,3 Prozent zurückblicken. Ein Einstieg in den Index zum niedrigsten Kursstand 1988 hätte eine nicht wesentlich höhere Rendite von 6,9 Prozent pro Jahr gebracht.
Die Sorge vieler Anleger um das richtige Timing am Aktienmarkt führt häufig zum renditearmen "Dauerparken" des Vermögens. Taktisches Abwarten macht aber nur bei kurzen Anlagenhorizonten Sinn, weil sich der Einstiegskurs hier deutlicher auf die Gesamtrendite auswirkt. Dass Aktien im Grunde eine langfristige Investition sind, scheint bei vielen Anlegern aber in Vergessenheit geraten zu sein. „Zu viele sehen die Börse als Vehikel für schnelle Gewinne und haben damit schlechte Erfahrungen gemacht. Das Ergebnis ist - zu Unrecht - ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber der Anlageklasse", meint Feiden.
Anleger benötigen für eine erfolgreiche Geldanlage also hauptsächlich eines: Geduld. „Wer für die Dauer eines Konjunkturzyklus' - idealerweise mindestens sechs Jahre lang - breit gestreut in Aktien investiert, schafft in der Regel eine gute Rendite oberhalb des Inflationsniveaus. Das Sparbuch hingegen beschert Anlegern nach Abzug der Inflation derzeit garantiert einen Kaufkraftverlust", sagt Christian von Engelbrechten, Fondsmanager des Fidelity Germany Fund. Einmal investiert, sollten sie sich von vorübergehend fallenden oder niedrigen Kursständen nicht beirren und zu Panikverkäufen verleiten lassen. Der Grund: „Die größten Kurssteigerungen passieren meist innerhalb weniger Tage, kurz vor oder nach einem Kursrückgang. Wer aus Panik aussteigt und Verluste durch Verkäufe realisiert, um dann erst in einer Aufschwungphase wieder einzusteigen, hat es schwer, die verlorene Rendite wieder reinzuholen", erklärt von Engelbrechten.
Gerade in unruhigen Marktphasen, in denen etwa Entscheidungen oder auch nur Andeutungen der Notenbanken für spontane Kurssprünge sorgen, wird deutlich, dass ein Index nicht immer den tatsächlichen Wert und das Wertsteigerungspotenzial aller darin beinhalteten Wertpapiere widerspiegelt. In solchen Phasen zeigt sich der Mehrwert eines aktiven Portfoliomanagements, bei dem ein Fondsmanager die vielversprechenden Unternehmen aussucht. "Entscheidend sind eine gesunde Unternehmensbilanz und ein günstiges Kurs-Gewinn-Verhältnis, damit die Aktie auch in einem Bärenmarkt im Wert stabil bleibt", sagt von Engelbrechten. „Blind auf einen nach Marktkapitalisierung gewichteten Index wie den DAX zu setzen, kann dagegen zu unschönen Überraschungen führen, weil diejenigen Unternehmen darin übergewichtet sind, deren Kurse in der Vergangenheit gut liefen. Das können, müssen aber nicht die Gewinner von morgen sein", ergänzt Feiden.
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