Kommentar
15:15 Uhr, 22.01.2014

Ausblick auf Schwellenländeraktien für 2014

Aktienanlagen auf Schwellenmärkten standen 2013 unter Druck. Das jüngste Anziehen der Wachstumsdynamik in manchen Ländern, allen voran China, stimmt uns jedoch zuversichtlich. Wir bleiben wählerisch und stützen uns weiter auf unser Research- Verfahren und unsere Analysen, um Anlagechancen auf Schwellenmärkten ausfindig zu machen.

WACHSTUMSAUSBLICK AUF INDUSTRIE- UND SCHWELLENLÄNDER FÜR 2014

Für 2013 hatten viele Marktbeobachter aufgrund der Widerstände in den USA und der anhaltenden Staatsschuldenkrise in Europa einhellig mit weiterhin schwachem Wachstum in Industrieländern gerechnet, und mit der Expansion der Schwellenmärkte als kontinuierlichem Treiber für das globale Wachstum. Doch 2013 verlief ganz anders als weithin erwartet, da es in etlichen wichtigen Schwellenländern zu einer spürbaren Abschwächung kam, obwohl sich viele Industrieländer überraschend kräftig erholten. Für 2014 wirken die Aussichten auf fortgesetztes globales Wachstum für uns positiv, da der allgemeine Aufschwung in den Industrieländern weitergeht und die Wachstumsdynamik in Schwellenländern wieder etwas zunimmt. Besonders optimistisch beurteilen wir die USA und China. So prognostizieren sowohl der Internationale Währungsfonds (IMF) als auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für 2014 eine globale Wachstumsrate von 3,6% und damit mehr als für 2013. Maßgeblicher Treiber dürften unseres Erachtens die USA sein, während Europa das Wachstum nicht länger bremst. Allerdings sollte sich die außergewöhnliche geldpolitische Unterstützung, die während der globalen Finanzkrise erfolgte, 2014 unserer Erwartung nach allmählich normalisieren – angefangen mit der Reduzierung des Anlagenkaufprogramms der USNotenbank Federal Reserve (Fed) im Januar.

DIE GEPLANTE DROSSELUNG IN DEN USA UND IHRE POTENZIELLEN EFFEKTE AUF SCHWELLENLÄNDERANLAGEN

Das Hauptaugenmerk der globalen Finanzmärkte lag auf der zeitlichen Gestaltung der Fed-Politik in Bezug auf ihre Anlagenkäufe. Äußerungen über eine Straffung waren 2013 überwiegend marktbestimmend. Vor allem Schwellenländeranlagen wurden durch die Ungewissheit gefährdet. Unseres Erachtens ist jedoch unbedingt zu beachten, dass der Rückstand von Schwellenländeraktien auf Papiere aus Industrieländern 2013 mehrere Monate vor der ersten Äußerung der Fed über eine Drosselung entstand. Für uns heißt das, dass viele Anleger schwächeres Wachstum von Schwellenmärkten sowie günstigere strukturelle Faktoren in Industrieländern, insbesondere in den USA, bereits eingepreist haben. Dass die Fed im Dezember ihre Absicht zur ersten Verringerung der Anlagenkäufe im Januar ankündigte, vermittelt zwar mehr Planungssicherheit, doch unserer Ansicht nach müssen die Anleger über die Drosselung der Fed hinausblicken, um potenzielle Chancen 2014 optimal zu nutzen. Mit Blick auf Schwellenländeranlagen haben sich die Anleger auf potenzielle Kapitalabflüsse infolge der Straffung der Fed-Politik fixiert. Ein Rückzug der Fed könnte diese Anlagen zwar kurzfristig belasten, doch das eigentliche Risiko liegt in der schwindenden Bereitschaft ausländischer Investoren, Kapital in Schwellenländern arbeiten zu lassen, weil sie stärker auf fundamentale Probleme achten.

STRUKTURELLE UND ANDERE PROBLEME IN SCHWELLENLÄNDERN

Viele Schwellenmärkte stehen vor der Herausforderung verstärkter Strukturreformen unter Aufrechterhaltung einer soliden makroökonomischen Politik. Die 2013 erfolgte breite Abschwächung des Wachstums in Schwellenländern ist nach unserer Einschätzung zum Teil zyklisch bedingt. Es schlagen sich darin aber auch fundamentale strukturelle Faktoren und Ungleichgewichte nieder wie mangelnde Reformen in Jahren mit robuster Wertentwicklung und eine allmähliche Erschöpfung der Wachstumstreiber. Viele ressourcenbasierte Schwellen- und Industrieländer haben vom „Superzyklus“ bei Rohstoffen profitiert. Im Vorfeld der globalen Finanzkrise verzeichneten Länder wie Russland, Brasilien und Indonesien beträchtliches Wachstum durch kräftige Handelszuwächse infolge des Rohstoffbooms. Die zunehmende Abhängigkeit vom Rohstoffexport brachte in manchen dieser Länder Strukturreformen zum Erliegen. In anderen führte sie außerdem zur Entwicklung neuer Wachstumshemmnisse. Nachdem der Superzyklus seinen Gipfel inzwischen offenbar überschritten hat, wirkt sich sein Nachlassen auf die Schwellenmärkte unserer Überzeugung nach stärker aus, weil viele dieser Länder Rohstoffexporteure sind. Wie wir es sehen, müssen die Schwellenländer jetzt dringend neue, nachhaltige Wachstumstreiber entwickeln und über Strukturreformen zu neuen, nachhaltigeren Wachstumsmodellen finden.

Außerdem sind manche Schwellenländer durch hohe Leistungsbilanzdefizite belastet und deshalb besonders anfällig für Kapitalabflüsse bei abnehmender Risikobereitschaft. Von den Währungs-Selloffs im Sommer 2013 waren Brasilien, Indien, Indonesien, Südafrika und die Türkei besonders betroffen. In all diesen Ländern stehen 2014 wichtige Wahlen an, was ihr Festhalten an Ausgabenkürzungen zunehmend infrage stellen könnte. Unseres Erachtens könnte ein von steigenden Zinsen geprägtes Umfeld Schwellenmärkte mit hohen Defiziten stärker beeinträchtigen als die Drosselung durch die Fed.

Trotz dieser Probleme haben viele Schwellenländer in den Monaten vor dem Jahreswechsel einen Konjunkturaufschwung erlebt, der mitgetragen wurde von steigender Nachfrage aus Industrieländern, die die Exportwirtschaft ankurbelte. Fast alle Einkaufsmanagerindizes (PMIs) für Schwellenländer haben seit ihren Sommertiefs zugelegt. Europäische Schwellenländer, allen voran die Tschechische Republik, Ungarn und die Türkei, zeigten aufgrund des wiedereinsetzenden Wachstums in der Eurozone besondere Stärke. Unserer Ansicht nach könnte das Durchschnittswachstum von Schwellenländern 2014 nach und nach weiter anziehen. Angesichts ihrer ausgeprägten Abhängigkeit von der Exportnachfrage haben mit dem Konsum in den USA und China assoziierte Märkte unseres Erachtens für die kommenden Jahre bessere Wachstumsaussichten. Nach unserer Überzeugung könnten die meisten südostasiatischen Länder und auch Mexiko am stärksten profitieren, sofern es in den Industrieländern oder in China nicht zu einem Abschwung kommt.

Für China rechnen wir für 2014 voraussichtlich mit einer stabilen oder etwas niedrigeren Wachstumsrate, da die Regierung beim Wachstum mehr auf Qualität als auf Quantität abzielt. Dessen ungeachtet könnte China nach unserer Einschätzung allein schon durch die Größe und die relativ hohe Wachstumsrate seiner Wirtschaft 2014 mehr zum globalen Wachstum beitragen als 2013. China hat in den letzten Monaten eine moderate Konjunkturerholung verzeichnet, unterstützt durch ein kleines Anreizpaket und Wachstum in Industrieländern.

CHANCEN AUF SCHWELLENMÄRKTEN

Wir entdecken eine Menge potenzieller Anlagechancen auf Schwellenmärkten, vor allem zu Bewertungen wie am Jahresende. Dennoch ist kritische Auswahl angezeigt. Insgesamt notierten Schwellenländeraktien zum 31. Dezember 2013 unseren Analysen zufolge mit erheblichem Abschlag auf Papiere aus Industriestaaten. Das Wertpotenzial von Schwellenmärkten wirkt zwar bei einer Gesamtschau der Vermögensklasse im Vergleich zu Industrieländern nahezu überwältigend, doch bei näherer Betrachtung einzelner Länder und Sektoren unseres Erachtens nicht mehr ganz so überzeugend. Die niedrigen Bewertungen erklären sich durch den Finanzsektor, der Ende Dezember mit 27% im MSCI Emerging Markets Index am stärksten gewichtet war. Das halten wir in erster Linie für eine Folge der sehr skeptischen Haltung der Anleger bezüglich der Höhe potenzieller Kreditausfälle auf Schwellenmärkten. Die Kapitalrentabilität ist für Schwellenmärkte seit 2010 rückläufig und lag zuletzt auf dem Niveau von Industrieländern, nachdem sie in der Vergangenheit ungleich höher war.

Wie lässt sich das Wertpotenzial erschließen? Unseres Erachtens gibt es zwei potenzielle Katalysatoren. Der erste ist dynamischeres globales Wachstum, das stärker zyklische und rohstoffabhängige Sektoren beleben dürfte. Eine besonders wichtige Nachfragequelle stellt China dar. Ein Anziehen der Konjunktur in den Industrieländern könnte die Exportnachfrage nach Gütern aus Schwellenländern ebenfalls anheizen. Der zweite potenzielle Katalysator besteht in besserer Governance von Regierung oder Unternehmen, gepaart mit den genannten Strukturreformen. Wir erkennen zwar in den meisten Schwellenländern kaum Anzeichen für zunehmende Reformen, sind aber optimistisch, dass das Wachstum in Industrieländern robust genug ist, um globale Impulse zu geben. Aufgrund des relativ niedrigen Bewertungsniveaus sollte unseres Erachtens jeder positive Stimmungsumschwung auch eine positive Wirkung auf das Performance-Potenzial zeigen.

Unserer Ansicht nach ist zum Kauf von Aktien aus anfälligen Schwellenmärkten zu niedrig erscheinenden Bewertungen genaueres Hinsehen erforderlich, um zu bestimmen, wo die Risikoaufschläge am interessantesten sind. Wir gehen davon aus, dass beim Engagement in unpopulären Schwellenländern, etwa solchen mit Leistungsbilanzdefiziten und höherer Inflation, unter Umständen Anleihen eine bessere Option darstellen als Aktien, da die Gewinnrenditen von Schwellenländeraktien zum 31. Dezember 2013 generell geringer waren als die Renditen auf Lokalwährungen lautender Anleihen. Aktien aus hochwertigeren Schwellenmärkten weisen dagegen oft höhere Risikoaufschläge auf als auf Lokalwährungen lautende Anleihen, was sie für uns attraktiver macht. Diese Faktoren sprechen nach unserer Überzeugung für aktives Management von Aktien- und Rentenanlagen in Schwellenländern.

Quelle: Franklin Templeton

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