Kommentar
10:10 Uhr, 11.05.2018

Aus und vorbei! Japanische Notenbank gibt auf!

Die japanische Notenbank ist die einzige, die zumindest offiziell keinen QE-Ausstieg angekündigt hat. Dennoch gibt sie auf.

Das QE-Programm der BoJ läuft vorerst weiter. Trotzdem hat die Notenbank bei ihrer letzten Sitzung im April das Handtuch geworfen. Konkret geht es um die Inflation. Mit Beginn des QE Programms erhöhte die Notenbank das Inflationsziel von 1 % auf 2 % (Grafik 1).

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In regelmäßigen Abständen informierte die Bank über den Fortschritt der Zielerreichung. Anfang 2013 ging sie davon aus, dass die Marke von 2 % bereits Ende 2014 erreicht würde. Wie wir wissen, wurde daraus nichts.

Vorsorglich verschob die Notenbank die Zielerreichung bereits Mitte 2013 auf Ende 2015. Auch daraus wurde nichts. Über die Jahre wurde das Ziel zeitlich immer wieder nach hinten verschoben. Das letzte Ziel wurde Mitte 2017 ausgegeben. Es hieß, die Inflation sollte Ende 2019 bei 2 % liegen.

Jetzt hat die BoJ die zeitliche Komponente nicht mehr im Blick. Sie gibt keine Prognose mehr ab. Es sollen immer noch 2 % Teuerung erreicht werden, doch wann, das bleibt offen. Eigentlich ist dieser Schritt nur konsequent. Es ist ja nicht so, dass die BoJ einen Preis für Glaubwürdigkeit für ihre Ziele erhalten wird.

Dass die Notenbank ursprünglich überhaupt so optimistisch war, ist bemerkenswert. Vermutlich saß sie dem Fehlschluss auf, dass die Geldmengenausweitung allein ausreicht, um die Teuerung anzukurbeln. Nachdem global 15 Billion USD in den Markt gepumpt wurden, wissen wir, dass das ein absoluter Trugschluss war. Das gilt nicht nur für Japan, sondern auch für die USA und Europa.

Die BoJ hat ihr QE-Programm inzwischen radikal verkleinert. Offiziell kann sie immer noch bis zu 800 Mrd. USD pro Jahr an Assets kaufen, doch praktisch ist das keine Zielmarke, sondern das selbstauferlegte Maximum. Es wurde 2016 kurzfristig erreicht. Seither gehen die Käufe drastisch zurück (Grafik 2).

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Im Prinzip hat die BoJ das aggressivste Tapering aller Notenbanken durchgeführt. Innerhalb von 17 Monaten hat sie die jährlichen Käufe um 500 Mrd. USD reduziert. Das ist schon ein ziemlich großer Schritt nach unten.

Anfang 2018 kaufte die BoJ kurzfristig wieder mehr Assets. Das führte zu einer kurzfristigen Stabilisierung der Bilanzausweitung. Inzwischen wird das Tempo wieder gedrosselt. Bleibt es dabei, dann entziehen die Notenbanken ab 2019 dem Markt effektiv Geld. Wie dieses Experiment ausgeht, bleibt abzuwarten.

Nachdem die japanische Notenbank ihr Inflationsziel nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt erreichen will, hat sie sich selbst jedenfalls mehr Spielraum gegeben. Sie kann weiterhin Assets kaufen, muss aber nicht. Das ist eine Art heimliche Abwicklung von QE, die gilt, solange es nicht zu einem Abschwung kommt.

Die BoJ reagiert im Gegensatz zur EZB und Fed schnell auf das Marktgeschehen. Als der Aktienmarkt korrigierte, kaufte sie wieder mehr Assets. Bei der EZB wäre das undenkbar. Die BoJ wird, wenn es schwierig wird, wieder eingreifen. Darüber hinaus hat sie die Flinte allerdings ins Korn geworfen.

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    die boj konnte ihre kaufsumme aus der tatsache des maximumzinssatzes senken.

    durch das festzurren des zinssatzes bei 0,1% und absoluter verteidigung dieser marke wird der angriff des marktes immer schwächer.

    die boj musste zur stützung dieser marke nur das abfischen was über diese marke stürmen wollte und das wurde im laufe der zeit immer weniger.

    dieses verfahren ist das eleganteste zur verringerung der jährlichen kaufsumme und hat im nebeneffekt noch den vorteil, das der zinskorridor absolut niedrig gehalten werden kann.

    esd dauert bestimmt nicht mehr lange bis auch die ezb diese variante einsetzt.

    11:06 Uhr, 11.05. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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