Augenmerk verlagert sich von Rendite auf Risiko
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Boston (GodmodeTrader.de) - Kapitalmärkte werden durch soziale Aspekte beeinflusst, d.h. es lässt sich nie genau bestimmen, durch welche Faktoren die kurzfristige Entwicklung der Anlagepreise gesteuert wird. Unter diesem Vorbehalt lässt sich die neue Entwicklung am Markt meiner Ansicht nach vereinfacht ausgedrückt dadurch erklären, dass Anleger einen stärkeren Rückgang der Unternehmensgewinne als bisher erwartet einpreisen, wie Robert M. Almeida, MFS Global Investment Strategist, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Steigende Betriebskosten, die sich sowohl aus der schwierigeren Finanzlage als auch den angespannteren Arbeitsmarktverhältnissen und der Verschärfung der Handelskonflikte ergäben, hätten Unsicherheit geschürt, wie die Gewinne 2019 ausfallen würden. Infolgedessen seien die Bewertungen von Aktien in allen wichtigen Regionen zurückgegangen. Umschichtungen bei Pensionsfonds, Verkäufe zur Erzielung von steuerlichen Verlustvorträgen und ein geringes Handelsvolumen am Jahresende hätten zwar sicherlich auch ihren Teil zur Volatilität beigetragen, aber es sei zu vermuten, dass die Aktien-KGVs letztlich einfach zu den seit Anfang 2018 von Anleiheanlegern gesendeten Signalen aufgeschlossen hätten. Die Spreads hätten über das gesamte Bonitätsspektrum hinweg – von europäischen Qualitätsanleihen bis hin zu US-Hochzinstiteln – ihr schlechtestes Kalenderjahr seit 2008 beendet, heißt es weiter.
„Wir betrachten die Gleichgültigkeit des Marktes im Hinblick auf die Nachhaltigkeit der Margen und den Verschuldungsgrad über unsere gesamte globale Research-Plattform hinweg langsam mit Sorge. Nach der weltweiten Finanzkrise gaben die Unternehmen Schuldtitel aus, um ihren freien Cashflow zu steigern, weil sie mit einem stärkeren Umsatzwachstum und niedrigeren Faktorkosten rechneten. Im Grunde hat sich keine dieser Erwartungen in vollem Umfang erfüllt. Der Verschuldungsgrad liegt zwar derzeit im Rahmen, wenn man ihn wie üblich unter dem Aspekt der Zinsdeckung betrachtet. Doch das könnte sich schnell ändern, wenn bei einem unverhofft schwachen Umsatzwachstum die Faktorkosten steigen und/oder die Risikobereitschaft der Anleger beim Kauf von Unternehmensanleihen sinkt“, so Almeida.
Am besten würden in einem solchen, unserer Ansicht nach schwierigeren Umfeld die Unternehmen zurechtkommen, deren Produkte oder Dienstleistungen Alleinstellungsmerkmale aufwiesen. Unternehmen, die sich von ihren Wettbewerbern abheben und dadurch Kostensteigerungen weitergeben könnten, die sich durch Zölle, Personalaufwand oder aus anderen Gründen ergäben, würden aus dem Gesamtmarkt hervorstechen, der womöglich mit geringeren Margen leben müsse, heißt es weiter.
„Dank dieses schwierig in Geld zu bemessenden Wertversprechens ist das Umsatzwachstum solcher Unternehmen weniger von der Konjunktur abhängig. Sie sind auch in geringerem Maße auf den Fremdkapitalmarkt angewiesen. Qualitativ höherwertige Geschäftsmodelle mit einem überdurchschnittlichen und nachhaltigen freien Cashflow dürften letztlich einen Knappheitsaufschlag gegenüber dem Gesamtmarkt erzielen. Dagegen wird man Unternehmen mit höheren Faktorkosten, die diese nicht weitergeben können, wohl mit einem Abschlag handeln“ so Almeida.
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