Fundamentale Nachricht
08:01 Uhr, 24.03.2015

Aufschwung zyklischer Aktien ist nicht von Dauer

Die US-Konjunktur könnte durch den erstarkten US-Dollar einen Dämpfer bei den Exporten erhalten, wodurch die US-Zentralbank nach Meinung von Gabriel Bartholdi, Aktienstratege bei der Bank J. Safra Sarasin, eher vorsichtig agieren dürfte.

Basel (BoerseGo.de) - Steigende makroökonomische Indikatoren deuten historisch auf steigende Aktienpreise und eine überdurchschnittlichen Rendite von zyklischen Aktien (Informationstechnologie, Industrie, Roh-/ Grundstoffe und Zyklischer Konsum) hin. Im Unterschied zu defensiven Aktien haben zyklische Aktien unterdurchschnittliche bis keine regelmäßigen Umsatzströme, welche durch langjährige Verträge gesichert werden. Während dies in einer schwierigen Konjunkturperiode ein Nachteil ist, können zyklische Aktien aber in einer Wachstumsbeschleunigung überproportional von steigender Nachfrage profitieren. In Euroland könnte man die jüngsten starken Kursavancen von zyklischen Aktien mit steigenden Makroindikatoren begründen. Aber die zyklischen Aktien sind auch auf globaler Ebene überdurchschnittlich gestiegen, trotz sinkender makroökonomischer Indikatoren in den USA, wie Gabriel Bartholdi, Aktienstratege bei der Bank J. Safra Sarasin, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Dies sei insofern bemerkenswert, da der US-Konjunkturzyklus für den globalen Aktienmarktzyklus das größte Gewicht einnehme und richtungsweisend sei. Seit zwei Jahren habe jedoch eine Entkoppelung von Makroindikatoren und den Aktienmärkten festgestellt werden können. Ein Grund dürften die Interventionen der US-Zentralbank sein, welche v.a. die Wirtschaftsabschwünge mit neuen Liquiditätsmaßnahmen unterbrochen hätten. Und auch in den letzten zwei Monaten scheine die US-Zentralbank für die Erholung zyklischer Aktien auf globaler Ebene verantwortlich zu sein. Der starke Arbeitsmarkt sei wieder ins Zentrum der Diskussion gekommen. Fed Fund Futures eskomptierten nun einen Zinsschritt im Herbst 2015. Auch die zehnjährigen US-Zinsen seien gestiegen, was ein Gegenwind für defensive Aktien und ein relativer Rückenwind für zyklische Aktien sei. Mit steigenden Zinsen verlören Aktien mit stabilen und hohen Dividendenrenditen an Attraktivität, um Anleihen zu substituieren. Steigende Zinsen führten zu einer Kontraktion der Risikoprämie, welche Aktieninvestoren für höhere Risiken gegenüber Staatsanleihen kompensiere. Innerhalb der Aktien bedeutee dies, dass genau jene defensiven Aktien unter relativen Druck gerieten, welche in den letzten Jahren von sinkenden Zinsen profitiert hätten, heißt es weiter.

„Es konnte festgestellt werden, dass genau dann, als die US-Zinsen stiegen, die zyklischen Sektoren outperformten bzw. die defensiven Sektoren underperformten. Für die nächsten Monate stellt sich nun die Frage, ob die Zinsen weiter steigen? Einem allgemein höheren Zinsumfeld widerspricht jedoch die nach wie vor schwache globale Konjunktur. Durch die Liquiditätsmaßnahmen in Euroland, aber auch in Japan und den Schwellenländern bleiben die Zinsen weiterhin tief. Die US-Konjunktur könnte zudem durch den erstarkten US-Dollar einen Dämpfer bei den Exporten erhalten, wodurch die US-Zentralbank eher vorsichtig agieren dürfte. Dies bedeutet, dass die Outperformance zyklischer Sektoren nicht anhalten wird“, so Bartholdi.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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