Kommentar
08:02 Uhr, 16.05.2019

Aufschwung gefährdet durch US-Banken?

Die letzten Tage haben Anlegern in Erinnerung gerufen, dass der Markt keine Einbahnstraße ist. Das gilt auch für die Wirtschaft.

Noch wächst die US-Wirtschaft kräftig. Eigentlich gibt es überhaupt keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Das Wachstum war vor allem im ersten Quartal sehr stark. Es war nicht nur hoch, sondern auch durch Sonderfaktoren eigentlich belastet. Der Regierungs-Shutdown hat das Wachstum nicht unterstützt. Trotzdem ging es kräftig nach oben. Nicht zuletzt diese Zahlen haben Anleger ermuntert. Die Angst, die zum Jahreswechsel das Sentiment bestimmte, ist verflogen. Es war die Angst, dass der Abschwung kommt. Heute scheint diese Angst fast schon absurd. Die Zahlen sind einfach zu gut.

Der Markt hat damals überreagiert. Die heftige Korrektur 2018 und die Rally in diesem Jahr versperren nun allerdings die Sicht hinter die Kulissen. Der Markt wandert von einem Extrem zum nächsten. Dabei geht unter, was in der Wirtschaft tatsächlich geschieht.

Eine Sache, die wir derzeit beobachten können, sind Banken, die auf die Bremse treten. Banken straffen ihre Kreditvergabekriterien (Grafik 1). 20 % der Banken berichten, dass sie für Kreditkartenkredite und Immobilienentwicklungen die Zügel anziehen. Für kleinere Unternehmen liegt der Wert nahe bei 0 %. Nicht überall wird also gestrafft.


Der Trend ist allerdings eindeutig. Lockerer wird es nicht mehr. Stattdessen wird seit mehreren Quartalen sukzessive weniger frei Kredit vergeben. Das hat reale Folgen. Die Kreditnachfrage wird gedämpft (Grafik 2). Dieser Trend ist nicht neu, hat sich aber in einigen Bereichen zuletzt verstärkt.

Die Kreditvergabepolitik der Banken hat reale Konsequenzen für die Kreditnachfrage. Kredit wiederum ist das Schmiermittel der Wirtschaft. Eine Verlangsamung kommt auch früher oder später in der Wirtschaft an.

Die Alarmglocken schrillen nicht lichterloh. Das Tempo der Straffung ist ein ganz anderes als etwa 2007 und 2008. Eine Verlangsamung der Wirtschaft wie damals ist also nicht zu befürchten. Vielmehr ist es ein schleichender Prozess, der mittelfristig das Wachstum beeinträchtigt.

Da der Schockmoment fehlt, entgeht Anlegern ein solcher Trend gerne. Das macht ihn allerdings nicht weniger gefährlich. Eines Tages wachen Anleger auf und stellen fest, dass die Kreditvergabe stockt. Der Moment der Erkenntnis ist im Normalfall kein schöner.

In diesem Jahr kommen also mehrere Faktoren zusammen, die die US-Wirtschaft belasten. Der positive Effekt der Steuersenkung und höherer Staatsausgaben ebbt ab. Gleichzeitig straffen Banken die Kreditvergabekriterien. Der Zugang zu Kredit wird erschwert. Eskaliert der Handelskonflikt mit China weiter, kann dies das Wachstum ebenfalls deutlich senken.

Das alles deutet auf eine Verlangsamung hin, die Anleger Ende 2018 einpreisten, inzwischen aber nicht mehr für möglich halten. Die Wirtschaft ist nicht so schnell wie der Markt. Die Abkühlung kommt erst noch. Anleger waren mit ihren Sorgen zu früh dran.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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