Kommentar
06:00 Uhr, 01.03.2010

Auf was schießen sich die Hedgefunds jetzt ein?!

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Griechenland war gestern, welches Land ist als nächstes dran ? Auch wenn in den Medien Griechenland oberste Priorität bei der Berichterstattung hat, so mehren sich die Zeichen, dass die großen Spekulanten schon längst weitergezogen sind und sich auf die nächsten Problemkandidaten einschießen.

Die New York Times berichtete, dass der griechische Geheimdienst eine Reihe größerer Hedgefunds hat identifizieren können, die gegen den griechischen Anleihenmarkt spekuliert hätten. Zu den größeren Adressen gehören Paulson & Co (ja, genau der Paulson, der 2007 den US Bankensektor leerverkaufte, anschließend britische Banken), Brevan Howard Asset Management, Moore Capital Management und Fidelity International. Brevan Howard Asset Management ist der größte europäische Hedgefunds, hat seinen Sitz in London und bestätigt, dass er Griechenland short gespielt habe, allerdings Positionen schon längst wieder geschlossen habe. Moore Capital ist ein großer US Hedgefunds.

Und besonders interessant wird es in Sachen Fidelity International, die zu Fidelity Investments, einem der größten Fondsgesellschaften weltweit, gehören. Fidelity ist definitiv kein Hedgefunds. Die sind im klassischen Fondsgeschäft tätig. Das erinnert mich beinahe an die Fressgewohnheiten von Wildschweinen. Ja, richtig gelesen. Wenn man sich Reportagen dazu anschaut, kommt immer die Stelle, wo darauf hingewiesen wird, dass diese mehr oder minder posierlichen Tierchen keine Kostverächter sind und neben allerlei pflanzlichen Delikatessen als Hauptnahrung gerne auch mal kleine, süße Kaninchen auf die Speisekarte mit aufnehmen.

Anbei eine Aufstellung der großen institutionellen Investmentgesellschaften aus den USA. Die Liste entstammt der Hedgefunds Researchstudie von Goldman Sachs. Kriterium der Liste ist das über US Aktien bewegte Volumen. Fidelity hielten zum Zeitpunkt der Auswertung 4.570 US Aktien mit einem Volumen von 427 Milliarden $.

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Vergangene Woche berichtete das Wallstreet Journal, dass sich Hedgefundsgrößen (u.a. auch George Soros) bei einem Geschäftsessen darüber ausgetauscht hätten, wie sie weiterverfahren würden. Hauptmessage "Griechenland ist böse, böse" und der "Euro ist stark gefährdet, gefährdet". Mir stehen jetzt noch Tränen in den Augen, weil ich aus dem lachen nicht mehr herauskomme.

Diese Story ist eigentlich nicht erörterungswert. Es glaubt doch hoffentlich kein einziger Finanzmarkt-affiner Mensch, dass diese Meldung die tatsächlichen Absichten dieser Player widergibt. Manager, die milliardenschwere Vermögen verwalten, die sich so tölpelhaft anstellen ? Es dürfte vielmehr wie immer sein, dass über solche Meldungen bestimmte Bewegungen initiiert werden sollen. Eine solche Meldung könnte vielmehr der dezente Hinweis sein, dass es an der Zeit ist, Euro-Shorts vorsichtshalber zunächst einmal (!)zu covern.

Interessanterweise wurden in besagter WSJ Meldung die Namen von Hedgefunds genannt, die allesamt mit sehr hoher Gewichtung in Gold positioniert sind. Der Goldpreis korrigiert seit Ende November 2009. Unter anderem trägt dazu der starke US-Dollar bzw. der schwache Euro bei. Gold steht seit vergangener Woche aus charttechnischer Sicht an einem mittelfristigen Dreh- und Angelpunkt. Eine größere mittelfristige Bewegung steht unmittelbar bevor und sie wird ganz entscheidend davon abhängen, ob der US-Dollar so weitermacht wie seit November 2009 oder endlich einmal korrigiert und damit die Rohstoffe wieder von der Leine läßt.

Wenn ich Hedgefundsmanager mit 20% Gold-Gewichtung im Portfolio und mehr wäre, würde ich auf heißen Kohlen sitzen. Mein Kollege Andre Tiedje, seineszeichens Elliottwellenexperte schreibt in seinem aktuellen Edelmetallausblick, dass Gold nun dringend über 1.132 $ ansteigen müsse, um eine Rally in den 1.300 $ Bereich zu initiieren. Falle Gold hingegen unter 1.040 $ ab, müsse in dem Edelmetall nochmals mit einem brachialen Abverkauf bis in den 650 $ Bereich gerechnet werden. Das kann sich jetzt kaum ein Anleger vorstellen, aber so sind EW-Prognosen nun einmal. Die Triggermarke nach unten liegt bei 1.040 $. Sie entscheidet über das Ausmaß der Korrektur.

Tiedjes Elliottwellen-Finanzmarktausblicke sind Teil unseres Premiumangebots :

http://www.godmode-trader.de/nachricht/TOP-SPEZIAL,a2089733,b2.html

Verschiedene Publikationen haben sich mit dem Thema bereits befaßt. Auf den Euro werden Shortpositionen in Rekorddimension gehalten. Noch nie seit Einführung des Euros sei dieser so massiv leerverkauft worden wie in den letzten Monaten und Wochen.

Anbei der Link zum Hedgefundsmonitor der SocGen mit dem Titel "Shortest position ever against the euro - whats next ?" :
http://www.godmode-trader.de/blog/weygand/2010/02/23/euro-wird-massiv-von-hedgefunds-geshortet-was-bedeutet-dies

Extermstimmungen und Extrempositionierungen in die eine oder andere Richtung sind als Kontraindikatoren interpretierbar. Ich als charttechnisch agierender Trader würde derzeit zwar noch nicht Euro kaufen, aber neu shorten würde ich ihn auch nicht. Spätestens bei 1,3000 USD ist mit einer größeren mittelfristigen Gegenbewegung nach oben zu rechnen. Die nächste größere Aufwertung im Euro sollte meines Erachtens aber auf keinen Fall mit einer finalen Bodenbildung verwechselt werden.

Anbei der Link zu den BIAS-führenden EUR/USD Analysen : US-Dollar - Wie von einer Wespe gestochen - Genuß pur! - Donnerstag 17.12.2009, 21:00 Uhr . Wir haben das mittelfristige Top im November/Dezember 2009 nahezu Pip-genau prognostizieren können.

Griechenland Bondsmarkt und Euro sind also bereits weitgehend gespielte Storys. Was könnte als nächstes folgen ? Oder sind bereits alle Problemfelder abgefrühstückt ?

In einer Researchstudie stellen die Analysten von Morgan Stanley fest, dass die Geschichte aufzeige, dass nach Krisen des Bankensektors oft mit Staatsschuldenkrisen verbunden seien. Das Beispiele Dubai und Griechenland geben den Analysten bisher recht.

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Mehrfach habe ich die folgende beeindruckende Folie aus einer Studie der deutschen Bank veröffentlicht. Die Folie visualisiert nämlich sehr gut, in welchem Ausmaß dem US Bankensektor im Jahr 2008 Liquidität zugeführt wurde. Sehr beeindruckend. Auf der anderen Seite muß man sich die Frage stellen, ob ein Staat mit seiner Wirtschaftsleistung eine solche Jahrhundertmaßnahme überhaupt schultern kann. Und da sind wir bei den nächsten Grafiken weiter unten ...

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Die folgende Grafik zeigt die Staatsverschuldung in Prozent zum jeweiligen BIP (GDP). Und in dieser Darstellung wird ersichtlich, dass die USA so extrem schlecht gar nicht dastehen. Besonders hart trifft es vielmehr Japan.

Auch hierzu der Link zu einer ausführlichen Researchstudie mit dem Titel "Japan past the point of no return" :
http://www.godmode-trader.de/blog/weygand/2010/02/26/in-japan-geht-die-welt-mal-wieder-unter

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Anbei eine weitere Grafik, die den Verlauf der Staatsverschuldungen in Relation zum jeweiligen GDP darstellt. Keine Frage. Seit Ausbruch der Finanzkrise 2007 ist ein sprunghafter Anstieg zu verzeichnen.

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Die Themen, die maßgeblich mittelfristige Marktbewegungen in 2010 initiieren, sind also a) die anstehenden "Tightening" Maßnahmen der Notenbanken in den USA und der Eurozone und b) die Verschuldungsproblematik der PIIGS.

PIIGS = Portugal, Italien, Irland, Griechenland, Spanien.

Die großen Spekulanten haben eigentlich ein leichtes Spiel. Sie wissen, dass es für jedes dieser Länder (sofern notwendig) einen wie auch immer gearteten Bail Out geben wird. Ein analoges Ereignis wie den Lehman-Exitus wird es nicht geben, weil die Märkte wieder einbrechen lassen würden, was wiederum das ohnehin zarte Pflänzchen der Konjunktur zerstören würde.

Über die Euro-Leerverkäufe spielen Hedgefunds die PIIGS Problematik.

Ich möchte zum Abschluß dieses Kommentars aber auf einen weiteren Basiswert verweisen, der Spielball von Spekulanten werden könnte, - das britische Pfund. Wenn man sich beispielsweise das Währungsverhältnis Euro gegenüber britisches Pfund charttechnisch zugemüte führt, wird ersichtlich, dass es hier mittelfristig im Verlauf dieses Jahres zu einer dramatischen Aufwertung kommen dürfte. Aufwertung des Euro, Abwertung des britischen Pfunds.

Man kann davon ausgehen, dass im Verlauf der nächsten Wochen und Monate große Headlines in den Medien zu sehen sein werden; mit dem Grundtenor "Große Finanzinstitutionen spekulieren massiv gegen das britische Pfund".

Herzliche Grüße,
Ihr Harald Weygand - Head of Trading bei GodmodeTrader.de

GodmodeTrader ist ein Service der BörseGo AG : http://www.boerse-go.ag/

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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