Auch Rohstoffpreise im Bann der Finanzmarktturbulenzen
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In den vergangenen Wochen gaben die Rohstoffpreise auf breiter Front kräftig nach. Vor dem Hintergrund der aktuellen Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten wurde den Rohstoffmärkten Liquidität entzogen. Durch das Auflösen von Kontrakten verzeichneten die Rohstoffnotierungen deutliche Rückgänge. Dies dürfte aber nur der kurz- bzw. mittelfristige Effekt sein, insbesondere wenn sich die Finanzmarktkrise wieder beruhigt. Denn das grundsätzlich robuste fundamentale Bild der Rohstoffmärkte ist weiterhin intakt.
Energie: Die Energiewerte haben sich im Abwärtssog der Preise mit einstelligen Preisrückgängen recht robust gehalten. Die Sommernachfrage im Zuge des anhaltend hohen Benzinbedarfs war noch immer recht kräftig.
Edelmetalle: Von ihrer Funktion als sicherer Hafen konnten die Edelmetalle in Folge der Marktturbulenzen nicht profitieren. Auch aus fundamentaler Sicht erwarten wir mittelfristig keine starken Preisanstiege.
Grundmetalle: Zwischenzeitliche Preisrückgänge im zweistelligen Bereich kamen bei Industriemetallen in den letzten Wochen durchaus vor. Dies dürfte jedoch eine nur temporäre Schwächephase abbilden.
Rohölpreis bleibt durch starke Fundamentaldaten gestützt
1. Aktuelles: Im Zuge der Finanzmarktturbulenzen hat der Ölpreis zunächst verloren, da es verstärkt zur Liquidierung von Ölkontrakten kam. In den Augustwochen ging das Handelsvolumen an der New York Mercantile Exchange um jeweils gut 3 % pro Woche zurück. Nachdem der erste Schock der Krise verdaut war, übernahmen aber erneut die starken Fundamentaldaten das Ruder und ließen den Ölpreis wieder merklich über 70 US-Dollar ansteigen. Zugleich reduzierten die Spekulanten ihre Netto-Long-Positionen kräftig. Die Volatilität des Ölpreises stieg in den letzten Wochen von 20 % auf fast 30 % an und ist damit überdurchschnittlich hoch, gemessen an der Volatilität des zusammengesetzten Rohstoffindex GSCI. Auch Hurrikan „Dean“ im Golf von Mexiko hat hierzu beigetragen.
2. Fundamentale Faktoren: Das Rohölangebot der OPEC-Länder stagniert in der Tendenz seit dem Frühjahr, nachdem es zuvor merklich gesunken war. Doch in den letzten Monaten kam es zu einer leichten Ausweitung der OPEC-Ölfördermengen. Die hohen Ölpreise sind wohl doch zu verlockend für die OPEC, als dass sie die beschlossenen Fördermengenkürzungen vollständig umsetzen würde. Beim nächsten Treffen der OPEC-Länder am 11. September dürfte eine Beibehaltung der Quoten beschlossen werden. Das Nicht-OPEC-Rohölangebot geht derweil in der Tendenz seit einigen Monaten zurück. Insbesondere die USA, Norwegen, Großbritannien und Mexiko tragen zum Rückgang des Nicht-OPECÖlangebots bei. Das weltweite Gesamtangebot an Rohöl ist seit dem Frühjahr in der Tendenz leicht rückläufig, wobei es im Juli geringfügig zunehmen konnte. Zugleich steigt die Ölnachfrage weltweit merklich an. Nicht nur in den USA, sondern auch in Europa und Japan ist die Nachfrage nach Rohöl und Benzin kräftig. Die fundamentale Enge des Marktes ist zur Jahresmitte 2007 der ursächliche Preistreiber für Rohöl.
3. Unsere Prognose: Auf Sicht der kommenden Monate dürfte der Ölpreis aufgrund der nachlassenden Nachfragedynamik ab dem Herbst nachgeben. Zugleich besteht bis November ein erhöhtes Hurrikanrisiko im Golf von Mexiko. Anfang 2008 rechnen wir mit erneuten Preisanstiegen.
Erdgaspreis gibt kräftig nach – mittelfristig ist aber Platz nach oben
1. Aktuelles: Der Preisrückgang war in den vergangenen Wochen bei Erdgas besonders stark ausgeprägt. Zum einen haben die Spekulanten ihre Netto-Short-Positionen deutlich ausgebaut und damit den Gaspreis gedrückt. Zugleich stieg die Volatilität von dem bereits überdurchschnittlich hohen Niveau nochmals kräftig an und liegt mit mehr als 60 % weit oben auf der Skala im Vergleich mit anderen Rohstoffen. Zur Verunsicherung haben jüngst auch die Hurrikans im Golf von Mexiko beigetragen, denn ein Fünftel der US-Gasproduktion liegt in dieser Region. Zum anderen wirkte in den milden Sommermonaten der nur moderate Elektrizitätsbedarf in den USA eher preisdämpfend. Dies zeigt sich auch an den überdurchschnittlich stark gefüllten US-Erdgaslagern, die jedoch im Vergleich zum Rohöl eine viel geringere Reichweite haben.
2. Fundamentale Faktoren: Erdgas ist nach Erdöl die zweitwichtigste Energiequelle. Es werden knapp 24 % des weltweiten Energiebedarfs durch Erdgas gedeckt – Tendenz steigend. Die USA, Russland und Deutschland sind die wichtigsten Erdgaskonsumentenländer und sind zusammen für ca. 42 % des weltweiten Erdgaskonsums verantwortlich. Dieser stieg im Jahr 2006 um 2,5 % an. Die bedeutendsten Erdgasförderländer sind Russland, USA und Kanada. Die Produktion expandierte im Jahr 2006 weltweit um 3,0 %. Die wichtigsten Einsatzgebiete von Erdgas in den USA sind der industrielle Verbrauch zur Erzeugung von Prozesswärme (46 %), der Erdgasverbrauch von Kraftwerken zur Stromerzeugung (24 %) sowie der Konsum von privaten Haushalten vor allem zum Heizen (22 %). Letzteres verleiht der Erdgasnachfrage und der Preisentwicklung eine starke saisonale Komponente.
3. Unsere Meinung: Die Zeichen stehen für moderat steigende Erdgaspreise, aber mit anhaltend hoher Volatilität. Der Winter rückt mit entsprechendem Heizbedarf näher, und auch die Spekulanten dürften demnächst ihre Netto-Short-Positionen reduzieren. Wir sehen den US-Erdgaspreis am Ende des Jahres im Bereich von 7,50 US-Dollar pro MMBtu. Das Risiko von US-Produktionsausfällen durch die noch bis November anhaltende Hurrikansaison im Golf von Mexiko ist hoch.
Goldpreis profitiert nicht von den Finanzmarktturbulenzen
1. Aktuelles: Der Goldpreis konnte von den jüngsten Finanzmarktturbulenzen nicht profitieren. Er bewegt sich seit einigen Wochen im Bereich von 660-670 US-Dollar pro Feinunze. Dies zeigt auch, dass die Eigenschaft von Gold, ein gutes Angstbarometer der Weltwirtschaft zu sein, dem Goldpreis derzeit keinen Auftrieb gibt. Dies ist vor allem der Fall, weil die aufgekommenen Konjunkturängste nicht mit gestiegenen Inflationssorgen verbunden sind. Letztere sind in Krisenzeiten der Hauptpreistreiber für Gold. Die Volatilität des Goldpreises stieg jedoch im August von 13,5 % auf fast 17 % an. Dies ist im Vergleich zu anderen Rohstoffen aber eine allenfalls durchschnittlich starke Volatilität. Seit Ende Juli haben zudem die Spekulanten ihre Netto- Long-Positionen für Gold in der Tendenz sogar abgebaut und somit den Aufwärtsdruck für den Goldpreis von dieser Seite reduziert.
2. Fundamentale Faktoren: Wir sehen mittelfristig kaum merkliche Verschärfung der Knappheitsverhältnisse am Goldmarkt. Wir rechnen für 2007/08 allenfalls mit einer nur moderaten Ausweitung der geförderten Goldmengen. Die Veräußerung von Zentralbankgoldreserven, die eher stagnieren dürfte, wird kaum zusätzliches Angebot am Markt schaffen. Das gesamte Goldangebot stieg im zweiten Quartal 2007 um 2 % (qoq). Zugleich gehen wir davon aus, dass die Goldnachfrage in der Tendenz ebenfalls nicht stark zunehmen wird. Zwar erholt sich die Schmucknachfrage, die wichtigste Nachfragekomponente, seit der zweiten Jahreshälfte 2006 etwas. Sie verzeichnete im zweiten Quartal sogar ein kräftiges Plus um 21 %. Die gesamte Goldnachfrage stieg im selben Zeitraum um 13 % (qoq). Für die kommenden Quartale rechnen wir jedoch nicht mit ähnlich starken Zuwachsraten der weltweiten Goldnachfrage.
3. Unsere Prognose: Wir sehen für den Goldpreis kein nennenswertes Aufwärtspotenzial aufgrund der fehlenden fundamentalen Impulse und der nur moderaten geopolitischen wie konjunkturellen Risiken. Da der Goldpreis jedoch fundamental nach unten gut gestützt ist, rechnen wir auch nicht mit nachhaltigen Preisrückgängen. Am wahrscheinlichsten erscheint also eine Seitwärtsbewegung.
Nickelpreis – kommt nach der Übertreibung nun die Untertreibung?
1. Aktuelles: Der Nickelpreis vollzog die erwartete Preiskorrektur und beendete die ausgeprägte Phase der Übertreibung. Seit dem Höchststand Mitte Mai verlor die Nickelnotierung fast 50 %. Zum Richtungswechsel bei der Preisentwicklung hat auch die Neuregelung der London Metal Exchange im Juni wesentlich beigetragen. Die Änderung der Regelungen zur Lagerhaltung und Verleihung von gelagerten Nickelbeständen war notwendig geworden, weil zum Zeitpunkt eine starke Konzentration von Nickelvorräten an der LME in wenigen Händen geherrscht hat und zugleich der Markt nicht ausreichend mit Nickel versorgt war. Durch die Neuregelung wurde die Verfügbarkeit des Metalls am Markt erhöht, in der Folge gab der Nickelpreis nach. Mit der Auflösung der Engpässe am Markt und dem darauffolgenden Preissturz stiegen dann auch wieder die Lagervorräte an. Zuletzt erreichten sie ein so hohes Niveau wie seit Mai 2006 nicht mehr. Zugleich hat die Volatilität von Nickel im Zuge der aktuellen Finanzmarktturbulenzen nicht wesentlich zugenommen, liegt aber mit über 40 % weiterhin doppelt so hoch wie der langjährige Durchschnitt von zusammengesetzten Rohstoffindizes.
2. Fundamentale Faktoren: Da Nickel zu ca. 65 % zur Veredelung von Stahl, also zur Herstellung von rostfreiem Edelstahl, verwendet wird, hängt die Marktentwicklung von Nickel fundamental stark von der Entwicklung bei Stahl ab. Die eher verhaltene Stahlmarktentwicklung rechtfertigt jedoch kaum die enormen Preisbewegungen bei Nickel. Viel eher dürften solch starke Preisschwankungen mit der Größe des Nickelmarktes zusammenhängen. Dieser ist im Vergleich zu anderen Industriemetallmärkten wie Kupfer oder Aluminium ein verhältnismäßig kleiner und daher volatiler Markt.
3. Unsere Meinung: Kurzfristig könnte der Nickelpreis zur Untertreibung neigen und weitere Preisrückgänge verzeichnen. Auf Sicht von 6 und 12 Monaten rechnen wir jedoch mit einer moderaten Erholung des Nickelpreises und einem erneuten Anstieg in den Bereich von ca. 35 000 US-Dollar pro Tonne.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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