Athen: Staatspleite kostet Deutschland kurzfristig 83 Mrd. Euro
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Erwähnte Instrumente
Athen/ Berlin (BoerseGo.de) - Die Troika-Experten von Weltwährungsfonds, Europäischer Zentralbank und EU-Kommission kommen an diesem Dienstag in Athen für weitere Prüfungen der Reformauflagen zusammen. Dabei gilt es als offensichtlich, dass das pleitebedrohte Land die Auflagen für kommende Auszahlungen aus den Rettungstöpfen nicht eingehalten hat. Deutsche Politiker schließen deshalb weitere Hilfen für Griechenland aus. Über ein neues Hilfspaket sollte man überhaupt nicht reden, sagte etwa der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Horst Seehofer der "Bild"-Zeitung. Gelder aus dem beschlossenen Hilfspaket dürften nur fließen, wenn Griechenland alle Bedingungen vollständig erfüllt. „Europa ist mit den beschlossenen Hilfspaketen für Griechenland bereits bis an die Grenze des Vertretbaren gegangen“, so Seehofer.
Ähnlich sieht dies der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach. Die vergangenen beiden Jahre hätten bewiesen, dass es Griechenland vor allem an Wettbewerbsfähigkeit, hinreichender Steuermoral und effizienter Verwaltung fehle. „Daran werden immer neue Kreditzusagen oder Bürgschaften nichts ändern“, sagte Bosbach am Dienstag im Saarländischen Rundfunk. FDP-Generalsekretär Patrick Döring sagte der "Passauer Neuen Presse" (Dienstag): „Es könnte an den Märkten Vertrauen schaffen, wenn Griechenland nicht mehr Teil der Euro-Zone wäre.“ Seiner Meinung nach könnte das Land außerhalb der Euro-Zone schneller wieder wettbewerbsfähig werden und gesunden.
Am Montag hatte FDP-Chef und Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler erklärt, er sei mehr als skeptisch, dass Athen die harten Sparauflagen noch erfüllen könnte. Der Gedanke an einen Euro-Austritt der Griechen habe für ihn seinen Schrecken verloren“. Die Aussagen sorgten für Diskussionen.
Eine Austritt Griechenlands und die dann unausweichliche Pleite des Landes würde Deutschland nach einer aktuellen Berechnung der Dekabank kurzfristig 83 Milliarden Euro kosten. Die Zahl setzt sich u. a. aus dem deutschen Anteil an den Rettungspaketen und 30 Milliarden Euro zusammen, die die griechische Notenbank über das Target-System der europäischen Notenbanken der Bundesbank schulden würde.
Aufgrund dieser Risiken sieht die Ratingagentur Moody’s auch die Spitzenbewertung Deutschlands gefährdet und hat deshalb am Montagabend den Ausblick für die Kreditwürdigkeit von „stabil“ auf „negativ“ gesenkt. Nach Angaben der Agentur könnte auf Deutschland mögliche weitere Kosten im Zuge der Euro-Krise für Griechenland, Spanien und Italien zukommen. Aus dem Bundesfinanzministerium in Berlin hieß es dazu, Deutschland bleibe weiter Stabilitätsanker in der Eurozone.
Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, riet, die Absenkung des Ausblicks nicht überzubewerten. Deutschland habe natürlich sehr hohe Verpflichtungen übernommen, Eventualverpflichtungen im Rahmen der Euro-Rettung, sagte der Ökonom am Dienstag im Deuschlandfunk. „Ich denke, die Hauptsorge ist nicht so sehr Deutschland, denn die wahrgenommene Kraft Deutschlands an den Finanzmärkten ist immer noch sehr hoch. Aber die Hauptsorge bestimmt momentan Griechenland, denn es mehren sich ja die Anzeichen, dass die Staatengemeinschaft dem Land den Hahn zudreht, und die Märkte haben natürlich Angst, zu welchen Turbolenzen und Ansteckungseffekten das führen könnte, wobei ich seit Langem nicht glaube, dass Griechenland noch das Potenzial hat, den Rest des Euroraums in den Abgrund zu ziehen“, so Krämer.
Passende Produkte
WKN | Long/Short | KO | Hebel | Laufzeit | Bid | Ask |
---|
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.