Analyse
08:24 Uhr, 31.07.2015

Athen: IWF will gordischen Knoten der Verhandlungen zerschlagen

Keine Verhandlungen über eine weitere Kreditvergabe. Das ist die Haltung des IWF, der eben solchen fern bleiben will.

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Der Ausdruck Gordischer Knoten bezeichnet ursprünglich kunstvoll verknotete Seile, die einer griechischen Sage nach am Streitwagen des phrygischen Königs Gordios befestigt waren. Sie verbanden die Deichsel des Wagens untrennbar mit dem Zugjoch. Bekannt wurde der aus dem Bast der Kornelkirsche bestehende Knoten, weil Alexander der Große ihn mit seinem Schwert durchschlagen haben soll.

Der gordische Knoten im griechischen Drama unserer Zeit bezeichnet den Umstand, dass unser Finanzminister es für unmöglich hält, dass die Hellenen einen Schuldenschnitt bekommen, während sie noch in der Eurozone sind. Alle Verhandlungen, die jetzt geführt werden, dienen dem Versuch, diesen gordischen Knoten zu lösen.

Der IWF versucht sich jetzt in der Rolle von Alexander des Großen und will den Knoten mit Gewalt durchschlagen, gestern gab der Fonds nämlich bekannt, sich nicht an Verhandlungen über einen weiteren Kredit für Griechenland beteiligen zu wollen, ohne dass es einen Schuldenschnitt gibt. Das bringt Bundeskanzlerin Angela Merkel in Bedrängnis, die eine Teilnahme des IWF zur Bedingung für ESM-Notfallkredite für Griechenland machte.

Es existiert allerdings noch eine andere Überlieferungsvariante der griechischen Sage, der sich auf den Alexander begleitenden Aristobulos von Kassandreia beruft, dem zufolge Alexander den Knoten durch Schläue gelöst haben soll. Es heißt, er habe erkannt, dass er nur den Deichselnagel herauszuziehen brauche, damit er das Joch wegziehen könne. Hoffen wir das Beste für Athen.

1 Kommentar

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  • Cristian Struy
    Cristian Struy

    Intelligenter Parabel Artikel! Ich sehe es aber ein wenig anders.

    Der IWF sieht nur zu, wie er keine Verluste macht. Erst hat er sich mit unserem neuen Geld seine offenen Zahlungen ausgleichen lassen und jetzt, sagt er, ich geb nichts neues hinzu, wenn ich es nicht gut verzinst und vor allem sicher wieder bekomme. Die Deutschen können schließlich für Ihre Griechenfreunde meine offenen Positionen ausgleichen.

    Warum sollten wir das tun? die Amis sind clever und gehen kein Risiko ein. Wir sind dämlich und zahlen und zahlen für eine Idee, die nicht funktioniert. Ich wünsche uns, dass sich Fr Merkel und Hr Schäuble durchsetzen und dem Wahnsinn ein Ende bereiten. Die Wiechwährungsländer F und Ita wollen natürlich diese Variante, weil sie schon immer ihre Währungen abgewertet haben, um durchzukommen. Die neuesten Ideen sind ja, dass wir auch noch deren Arbeitslose etc. bezahlen. Wenn ich Italiener oder Franzose wäre, fände ich das auch toll. Ich setze keine Reformen um und der Deutsche und andere zahlen. Die sind nicht anders als die Griechen von der Grundeinstellung her.

    Es wird Zeit, dass sich da was ändert.

    Die Ansätze von Schäuble sind hochintelligent und basieren auf einer starken Währung und der EU/ESM etc. vertragsgemäßen Einhaltung von Verschuldungsmechansimen und der Eigenverantwortlichkeit eines Landes für die Wirtschaft des Landes. Wir sind nicht die vereinigten Staaten von Europa und ich hoffe, dass wir es auch nicht werden.

    Ich wünsche UNS das Beste, nicht den Griechen. Die hatten lange genug ihre Chance, ein gemeinsames Europa zu ihrem Vorteil zu nutzen und haben es nicht getan.

    Der Gordische Knoten könnte auch mit einem Ende dieses Experimentes gelöst werden. starke Länder aus Europa treten aus dem Gesamteuro aus, bilden passend zu ihren Mentalitäten einer starken Währung den starken Nordeuro. Länder, die Ihre Währung gern abwerten, bilden den dazu passenden Südeuro und können gemäß Ihrer Mentalität agieren, um in Ihrem System klarzukommen. Es passt nicht immer alles zusammen. Manche Dinge kann man nicht erzwingen und die Mentalität von Menschen, die über Jahrhunderte gewachsen ist auch nicht, auch wenn das eine schöne Idee war.

    11:53 Uhr, 31.07.2015

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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