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10:20 Uhr, 11.11.2022

Apple senkt Ausblick für iPhone-Absatz, Meta Platforms baut massiv Mitarbeiter ab, Musk verkauft Tesla-Aktien

stock3 Techreport: Das Umfeld für viele Unternehmen wird immer schwieriger, weshalb Firmen wie Meta Platforms die Kosten kräftig senken. Umso euphorischer haben Investoren die US-Inflationsdaten gefeiert.

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Welchen Unterschied doch nicht einmal 2 Wochen ausmachen: Noch am Donnerstagabend, 27. Oktober hatte Apple mit der Vorlage der Quartalszahlen für eine Erleichterungsrally bei US-Technologieaktien und damit am Gesamtmarkt gesorgt. Am Montag, 7. November folgten allerdings schlechte Nachrichten, weshalb sich die Aktie zügig dem 52-Wochen-Tief näherte.

Apple hat bekanntgegeben, dass aufgrund der Beschränkungen wegen der Pandemie das Werk in Zhengzhou (China) die Produktion von iPhone 14 Pro- und iPhone 14 Pro Max-Modellen gedrosselt habe. Das Werk arbeite „erheblich“ unter der Kapazitätsgrenze. Zwar verspüre der Konzern weiter starke Nachfrage nach den Smartphones. Allerdings werde der Absatz niedriger sein als zuvor erwartet – sprich bei der Zahlenvorlage am 27. Oktober erwartet - , während die Kunden länger auf die Geräte warten müssten.

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Normalerweise belasten derartige Meldungen die Aktie kaum oder zumindest nicht lange, hatte Apple in den vergangenen Jahren doch durchaus mal Lieferschwierigkeiten bei dem einen oder anderen Produkt. Dass die Aktie diesmal allerdings die Talfahrt fortsetzt hatte, deutet meiner Meinung nach darauf hin, dass die Sorge vieler Investoren zugenommen hat, dass sich im Umfeld einer weltweit hohen Inflation und meiner Meinung nach heraufziehender weltweiten Rezession die Nachfrage nach teuren Apple-Produkten, gerade iPhones, deutlich abschwächen dürfte.

Meta Platforms baut massiv Mitarbeiter ab

Der herbe Kurseinbruch seit der Vorlage der Quartalszahlen im Oktober hat Meta-Chef Mark Zuckerberg zum Umdenken bewegt. Am Mittwoch, 9. November hat er in einer Mail an die Belegschaft den Abbau von mehr als 11.000 Mitarbeiter angekündigt, dass sind rund 13 Prozent der Beschäftigten. Zudem unternehme der Konzern zusätzliche Maßnahmen, um die Ausgaben zu senken und verlängere den Einstellungsstopp bis zum ersten Quartal 2023.

Zuckerberg habe erwartet, dass sich die gesteigerte Internetaktivität vieler User während der Pandemie anschließend fortsetzen würde. Allerdings habe er das falsch eingeschätzt. Die Maßnahmen beträfen alle Geschäftsbereiche, zudem würden die Büroflächen verkleinert.

Das soziale Netzwerk hatte zuletzt mehr als 87.000 Mitarbeiter und hatte in den 18 Jahren seit der Firmengründung noch nie einen Rückgang der Mitarbeiterzahl auf Quartalsbasis. Zuckerberg überprüft zudem die geplanten Ausgaben für Infrastrukturinvestitionen, gerade im Bereich Künstliche Intelligenz (KI), um auch dort auf die Ausgabenbremse zu treten.

Nach dem dramatischen Kursverfall, nicht nur seit der Präsentation der Quartalszahlen, sondern seit Jahresfang, waren Zuckerberg Ankündigungen genau das, was Investoren hören wollten, woraufhin die Aktie nach oben geschossen ist – denn durch kräftigen Personalabbau bei möglicherweise gleichzeitiger Drosselung der Investitionen verbessern sich die Gewinnaussichten deutlich. Bislang hatten Analysten für 2023 einen Einbruch des Gewinns je Aktie um 15 Prozent auf 7,82 Dollar vorhergesagt.

Mit einem 2023er-KGV von 14,3 ist die Aktie von Meta Platforms meiner Meinung nach nicht günstig. Wegen der Aussicht auf deutliche Kostensenkungen, und damit einer Verbesserung der zuvor miserablen Gewinnaussichten, dürfte die Erholung des Papiers dennoch weitergehen.

Musk verkauft Tesla-Aktien

Im Gegensatz zu dem Papier von Meta hatte zuletzt die Tesla-Aktie den Crash-Kurs fortgesetzt, ehe sie sich nach den US-Inflationsdaten vom Donnerstag kräftig erholt hat (dazu gleich mehr). Damit ist das Papier seit Jahresanfang um 45,9 Prozent nach unten gerauscht, womit der Börsenwert allerdings immer noch bei astronomischen 560,8 Mrd. Dollar liegt. Tesla-Chef Elon Musk hat zuletzt bekanntgegeben, dass er 19,5 Mio. Aktien im Wert von rund 4 Mrd. Dollar verkauft habe. Investoren spekulieren, dass Musk das Geld braucht, um damit einen Teil der Twitter-Übernahme zu finanzieren.

Tesla Inc.
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Musk hatte bereits im April für 8 Mrd. Dollar Aktien verkauft, gefolgt von 7 Mrd. Dollar im August. Der renomierte Short Seller und Dauerkritiker an Musk, Jim Chanos, hat darauf hingewiesen, dass Musk im August angekündigt habe, er seit mit den Verkauf von Tesla-Aktien zur Finanzierung des Twitter-Deals durch. Nach den neuesten Verkäufen dürften allerdings etliche Investoren befürchten, dass Musk sich von weiteren Papieren trennen könnte, selbst wenn die Twitter-Übernahme bezahlt ist.

Wie könnte es mit den Aktien kurzfristig weitergehen?

Für eine kräftige Rally bei S&P500 und Nasdaq haben die US-Inflationsdaten für Oktober gesorgt, die am Donnerstag 10. November veröffentlicht worden sind. Sie waren deutlich niedriger als erwartet, woraufhin die Zinsen für zwei- und zehnjährige US-Anleihen kollabiert sind. Denn trotz gegenteiliger Beteuerungen von Fed-Chef Jay Powell spekulieren Investoren nun einmal mehr auf eine baldige „Zinspause“ der Fed. So sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen um herbe 26 Basispunkte (0,26 Prozentpunkte) auf unter 4,0 Prozent eingebrochen, das war der zweitgrößte Rückgang seit März 2009!

Umso euphorischer haben Investoren bei US-Aktien, gerade auch bei den Technologiewerten zugegriffen. Denn wenn die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen kräftig sinken, dann werden die erwarteten Gewinne der Unternehmen umso weniger abdiskontiert – und schon schießen die Tech-Aktien nach oben. Daher ist der Nasdaq Composite Index um 7,3 Prozent explodiert, das war der drittgrößte Anstieg seit Oktober 2008. Die zwei größeren Kurssprünge waren jeweils im März 2020.

Nasdaq Composite
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Da sich nach den überraschend guten US-Inflationsdaten die Stimmung der Investoren stark verbessert hat, dürften neben der Meta-Aktie auch jene von Apple, Tesla und vielen anderen US-Tech-Werten, wie Amazon, Microsoft, Nvidia, Advanced Micro Devices, Alphabet und Netflix zumindest kurzfristig auf Erholungskurs bleiben. Da sollte es Investoren nicht stören, dass sich durch die meiner Meinung nach schnell heraufziehende weltweite Rezession die Geschäftsaussichten für viele US-Tech-Unternehmen weiter eintrüben.

Für die kommende Woche werden keine Quartalszahlen der führenden US-Tech-Firmen erwartet. Umso entspannter dürften sich Anleger zurücklehnen und hoffen, dass die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen weiter sinken, womit die Tech-Aktien weiter nach oben tendieren sollten.

2 Kommentare

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  • DannyDattel
    DannyDattel

    Lieber Herr Haidt,

    der Herr Musk bei Meta heisst Zuckerberg. Ansonsten ein sehr informativer Artikel.

    mfg

    11:25 Uhr, 11.11.2022
    1 Antwort anzeigen

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Egmond Haidt
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