Kommentar
00:00 Uhr, 16.02.2012

Apple - Kaufen, kaufen, kaufen

Erwähnte Instrumente

Aufgrund des gestrigen Sell Offs in der Aktie von Apple anbei als Kopie nochmals der Kommentar, der am 10.02.2012 auf der Weekendedition des GodmodeTraders veröffentlicht wurde.

Der Titel dieses Beitrags ist selbstverständlich nicht ernst gemeint.

Kaufen Sie jetzt Apple-Aktien...

10.02.12 18:49

In dieser Woche hat mich eine gute Bekannte angerufen. Ganz aufgeregt hat sie erzählt, sie würde doch zu gerne eine Apple-Aktie kaufen. Eine? Ja, und am liebsten noch heute. Und deshalb nur eine, weil 350 Euro, das sei doch ein ganz schöner Batzen. Aber sie halte das jetzt nicht mehr aus: Die Aktien würden ja unaufhörlich steigen, da müsse man doch einfach dabei sein – und was ich denn von ihrer Idee halten würde. Meine Bekannte wird es mir nachsehen, wenn ich schreibe, dass sie von der Börse keine Ahnung hat. Als alleinerziehende Mutter hat sie aber auch ganz andere Sorgen...

Sehen wir uns das also einmal an. Es gibt da eine alte Anlegerregel: Wenn Menschen, die ansonsten mit der Börse nichts zu tun haben, plötzlich eine ganz bestimmte Aktie oder auch die Aktien eines ganzen Marktsegments unbedingt besitzen wollen, dann sollten Investoren mit Weitblick vorsichtig werden. Prominente Beispiele aus der Vergangenheit sind die Aktien der Deutschen Telekom und der „Neue Markt“. Also habe ich einmal nachgerechnet und mich gefragt, was eigentlich passieren müsste, damit der scheinbar unaufhaltsame Trend der Apple-Aktien in ähnlichem Stil weiter geht:

Der Konzern, fraglos ein gutes Unternehmen, weist derzeit einen Börsenwert von 460 Milliarden US-Dollar auf, das sind ganz grob gerechnet 349 Milliarden Euro. Das ist schon ein Wort. Der Energieversorger E.ON (ENAG99) beispielsweise, auch kein ganz schlechtes Unternehmen und nebenbei einer der größten Energieversorger der Welt, kommt auf schlappe 33 Milliarden Euro.

Das ist der erste Moment, an dem man kurz innehalten sollte: Heißt das etwa, damit die Apple-Aktie um etwa neun Prozent steigen kann, müssen die Anleger so viel Kapital in die Hand nehmen, wie sie benötigen würden, um den kompletten E.ON-Konzern zu kaufen? So in etwa könnte man das sehen. In der Praxis ist es sogar noch um einiges mehr, da ja immer auch einige Aktionäre aussteigen und ihre Anteilsscheine verkaufen werden. Aber es ist zumindest einmal ein Anhaltspunkt.

Das Dumme ist nur, dass E.ON über ein im Wortsinne bombensicheres Geschäftsmodell verfügt, das selbst dann noch einigermaßen reibungslos funktioniert, sollten einmal die Kanonen donnern. Wir wollen das nicht hoffen, aber in diesen Zeiten muss man ja mit allem rechnen. Jedenfalls, und da sind wir schon näher an den aktuellen Ereignissen, wird E.ON auch dann noch gutes Geld verdienen, wenn die Menschen anfangen sollten, auf die Ausgabenbremse zu treten.

Bei Apple sollte man sich da lieber nicht so sicher sein. So ein IPhone mag eine trendige Sache sein. Kostspielig ist sie allerdings auch. In Krisenzeiten muss das kein Wettbewerbsvorteil sein.

Vor allem aber darf man eines nicht vergessen: Die jüngst vorgelegten Quartalszahlen waren derart berauschend, dass es sehr schwer werden wird, die jetzt noch viel höher geschraubten Erwartungen in Zukunft erneut zu übertreffen: Allein der Gewinn des Konzerns war zuletzt um fast 120 Prozent förmlich explodiert. Etwas mehr als 13 Milliarden US-Dollar hatte Apple verdient – nach „nur“ 6,0 Milliarden US-Dollar im Vorjahreszeitraum.

Und jetzt kommt ein Punkt, den viele Anleger, Anfänger zumal, häufig übersehen: Die Börse handelt die Zukunft. Und in dieser Zukunft, das wird beim Kurs der Apple-Aktie gerade eingepreist, wird das Unternehmen nach den Vorstellungen der Anleger ähnlich gut verdienen wie zuletzt. Dass das hier wie eine Fahnenstange aussieht, muss man nicht groß erläutern. Eine Fahnenstange in die Unendlichkeit?

Sagen wir mal so: Insbesondere viele Börsenanfänger werden sich sehr wundern, wenn der Konzern in naher Zukunft einmal, nehmen wir an, ein Gewinnwachstum von „nur“ 60 Prozent vorlegen würde. Das wäre zwar immer noch gigantisch und jeder normal denkende Mensch würde sagen, was für ein tolles Unternehmen! Der Aktienkurs, und das ist das Verflixte an der Börse, würde aber trotzdem fallen, weil die Erwartungen an Apple jetzt eben noch sehr viel höher gesteckt sind.

Anders ausgedrückt: Ein Gewinnwachstum von "nur" 60 Prozent wäre eine Enttäuschung. Das ist genau das Problem bei diesen Trends, die scheinbar unaufhaltsam immerzu nach oben durchziehen: Irgendwann sind im Aktienkurs derart viele positive Nachrichten enthalten, dass das Unternehmen nur noch enttäuschen kann. Bei Apple dürfte dieser Punkt nicht mehr allzu weit entfernt sein.

Wenn Sie daher etwas über die Börse lernen wollen, dann kaufen Sie jetzt Apple-Aktien. Machen Sie es am besten so, wie meine Bekannte: Kaufen Sie noch heute oder gleich am Montag. Und kaufen Sie nur eine einzige Aktie. Dann lassen Sie Ihren Schatz ein paar Jahre lang liegen und beobachten Sie, was passiert....

Griechendrama: Letzter Akt...
Übrigens dürfte es auch kein Fehler sein, genau zu beobachten, wie das griechische Drama weiter geht. Dort könnte in Kürze genau das eintreten, was die Politiker mit aller Gewalt zu verhindern versucht hatten: Das Land ist pleite und wird sich wohl demnächst auch dazu bekennen müssen.

Vielleicht stellt die Europäische Union jetzt ja genau deshalb unerfüllbare Forderungen an die Griechen, etwa die Abgabe der Haushaltshoheit für mehrere Jahre, weil sie ganz genau weiß, dass dem Land ohnehin nicht mehr zu helfen ist. Denn natürlich ist jedem Politiker in Berlin, Paris und Brüssel klar, dass sich keine demokratisch gewählte Regierung allen Ernstes auf so etwas einlassen wird. Da geht man doch lieber aufrecht in die selbst verschuldete Insolvenz als sich vor den eigenen Wählern derart zu blamieren.

So gesehen kommen den griechischen Politikern die haarsträubenden Forderungen der Retter vielleicht sogar ganz gelegen: Sie können mit dem Finger erbost auf „die da oben im Norden“ zeigen, während das Land dank ihrer Unfähigkeit in die Pleite rauscht.

Die Griechen warten jetzt auf die Guillotine, wie ein Kollege von der Financial Times das am Freitag nannte.

[Link "http://www.ftd.de/politik/europa/:folgen-des-sparkurses-niedergang-einer-griechischen-stadt/60166851.html" auf www.ftd.de/... nicht mehr verfügbar]
Bald werden die Menschen in Europa die Wahrheit erfahren, die unsere Politiker immer noch verheimlichen: Griechenland hat nur eine realistische Überlebenschance, wenn es so schnell wie möglich aus der Eurozone ausscheidet, eine Schwachwährung einführt und gleichzeitig sein korruptes Steuersystem einstampft. Und selbst dann werden Unterstützungszahlungen der EU-Länder noch für viele Jahre nötig sein.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse sind wir ja geneigt zu glauben, dass um uns herum gerade historisch einzigartige Dinge geschehen. In der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs haben wir uns einmal mit der Geschichte unseres Geldes beschäftigt. Mit überraschenden Erkenntnissen...

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

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