Kommentar
12:07 Uhr, 07.09.2015

Appetit auf Anleihen mit höherem Beta

Anleihen hatten bislang kein gutes Jahr. Schon zu Beginn des Jahres hatten die Fixed-Income-Experten von AXA Investment Managers (AXA IM) erklärt, dass ihre Renditeerwartungen eher niedrig seien. Und so kam es auch: Die Performance eines breiten globalen Anleiheindex liegt seit Jahresbeginn annähernd bei Null, wobei Investitionen in globale Staatsanleihen etwa 0,5 Prozent brachten, während globale Credits bei -0,3 Prozent liegen. „Trotz einer gewissen Flucht in Qualitätstitel infolge der erhöhten Volatilität an den Aktienmärkten und der makroökonomischen Unsicherheitsfaktoren hat es kaum Raum für Anleihen aus den Kernländern gegeben, Verluste durch risikoreichere Anlagen auszugleichen, weil die Renditen nach wie vor relativ niedrig sind“, sagt Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers. „In einem ausgeglichenen Portfolio von Anleihen und Aktien benötigen Anleihen eine sehr lange Laufzeit, um eine vernünftige Absicherung für die Einbußen an den Aktienmärkten sicherzustellen.“ In Risk-Off-Situationen seien sie aber nach wie vor die bevorzugte Anlageklasse.

Auf den europäischen Staatsanleihemärkten sieht Iggo weiterhin niedrige Ertragschancen, jedoch keine signifikant negativen. Positiv wirkten sich Andeutungen der Europäischen Zentralbank (EZB) von vergangener Woche aus, dass sie bereit sei noch mehr zu tun, um das Abwärtsrisiko für Wachstum und Inflation im Euroraum auszugleichen. „Das heißt, Draghi ist darauf vorbereitet, das Quantitative Easing (QE) über September 2016 hinaus zu verlängern oder, wenn nötig, vielleicht das Volumen der Wertpapierankäufe zu erhöhen“, interpretiert Iggo. Und das seien vor allem für die Peripheriestaaten gute Neuigkeiten: Anleger würden wahrscheinlich vor allem Anleihen aus Spanien, Italien, Irland und Portugal übergewichten, solange das QE anhalte.

Doch auch das sei nicht mehr so lukrativ wie früher. „Die Erträge aus den Peripherie-Staatsanleihen werden 2015 leicht positiv sein.“ Interessanter sind nach Ansicht des Experten derzeit ganz klar US-High-Yield- und Schwellenländer-Anleihen. Dabei müsse man sich aber die Frage stellen, ob schon alle negativen Faktoren eingepreist seien, etwa die Entwicklung des Energiesektors. Wer in den High-Yield-Markt investiere, müsse sich darüber im Klaren sein, was er von den Ölpreisen erwartet. Sollten diese niedrig bleiben, könnten die Schieferölförderer in den USA Cashflow-Probleme bekommen, und das wiederum könnte zu einem Anstieg der Zahlungsausfälle führen. „Um das zu verhindern, müssen die Ölpreise über 50 US-Dollar per Barrel steigen“, sagt Iggo.

Klammert man den Energiesektor aus, dann ist die Rendite von High-Yield-Anleihen auf dem Markt nahe bei 6,5 Prozent. „Ein High-Yield-Exposure, in dem der Energiesektor signifikant untergewichtet ist, ist also noch immer sehr attraktiv angesichts des implizierten Spreads und der kurzen Duration dieser Assetklasse“, meint Iggo. Dasselbe gilt nach Meinung des Experten für die Emerging Markets. Staatsanleihen mit höheren Ratings und Unternehmensanleihen in Hartwährung aus Schwellenländern hätten sich während der Unruhen auf dem chinesischen Markt gut geschlagen und böten nun angemessene Renditen. Das Problem sei nur, dass die makroökonomischen Aussichten der Länder miteinander verkoppelt seien. Hier verlangsame China die Wachstumsaussichten. Sinkende Investitionen verringerten die Nachfrage nach Rohstoffen, und das wirke sich auf die Preise aus. Iggo warnt darum: „Die niedrigeren Preise erhöhen die Kreditrisiken in den rohstoffproduzierenden Ländern und Sektoren. Die Abwärtsspirale muss gestoppt werden, entweder durch geldpolitische Maßnahmen in China, oder die Rohstoffmärkte finden auch ohne China einen Boden, der konsistent ist mit der globalen Nachfrage.“

Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Anleihestrategie zum Ende dieses und Beginn des nächsten Jahres ist für Iggo das richtige Timing für die Erhöhung des Portfoliorisikos. Angesichts der immer noch niedrigen Zinsen für Anleihen aus entwickelten Märkten mit hohen Ratings sollten die Investoren Appetit auf Anleihen mit höherem Beta haben. „Die Zahlungsausfälle bleiben niedrig, und mit der erwarteten geringen Zinserhöhung durch die Fed sollte das Refinanzierungsumfeld für hochverzinsende Emittenten positiv bleiben.“

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