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20:23 Uhr, 28.06.2012

Anleihenrenditen aus Ländern mit guter Kreditqualität auf extrem niedrigen Niveau

Frankfurt (BoerseGo.de) - Die europäische Staatsschuldenkrise hat dazu geführt, dass die Anleihenkurse aus Ländern mit guter Kreditqualität enorm gestiegen sind. Die langfristigen Renditen der Industrieländer bewegen sich mittlerweile auf einem extrem niedrigen Niveau, obwohl all diese Länder mit einer galoppierenden Staatsverschuldung zu kämpfen haben.

Die amerikanische Zehnjahresrendite ist auf 1,45 Prozent gefallen – obwohl die Bundesschulden nahezu 90 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) betragen. Ein Großteil dieses Renditerückgangs lässt sich mit den massiven Stützungsmaßnahmen der Fed erklären. 2011 hat die Notenbank fast die Hälfte der neu emittierten langfristigen Staatsanleihen gekauft. „Mit der Verlängerung der Operation Twist bis zum Jahresende wegen der schwächeren Konjunkturdaten dürfte die Geldpolitik auch weiter extrem expansiv bleiben. Außerdem rechnen wir mit einer weiteren Aufwertung des US-Dollars, insbesondere gegenüber dem Euro“, sagt Koen Van de Maele, Leiter Renten bei Dexia Asset Management. Die Schuldenkrise und die Rezession im Euroraum könnten den Kurs der Gemeinschaftswährung bis auf 1,20 US-Dollar zurückgehen lassen. Auf kurze Sicht bieten die USA europäischen Investoren interessante Diversifikationsmöglichkeiten, denn die Turbulenzen im Euroraum halten weiter an.

Die Möglichkeit von Austritten aus dem Euroraum und die Diskussion über die Umlage der Staatschulden auf die Gemeinschaft dürften auch in den kommenden Monaten für Aufregung sorgen. Nicolas Forest, Leiter Zinsstrategie von Dexia Asset Management, meint dazu: „Angesichts des Ansteckungsrisikos rechnen wir nicht mit einer sofortigen Vergemeinschaftung der Staatsschulden. Auch wenn immer neue Vorschläge gemacht werden – wie Schuldentilgungsfonds oder Staatsanleihekäufe durch den ESM – glauben wir, dass Eurobonds eher ein Ergebnis der Krise sein werden als eine Voraussetzung ihrer Lösung.“

In den nächsten Tagen werde es darauf ankommen, dass die Politik intelligente und tragfähige Lösungen finde. Interventionen der Europäischen Zentralbank allein könnten das politische Vakuum nicht füllen. „Wir beobachten die kurzfristigen Entwicklungen in den Peripherieländern deshalb sehr genau“, so Forest. Langfristig dürften die deutschen Bundesanleiherenditen wieder deutlich über zwei Prozent steigen, unabhängig davon, ob die Schulden auf alle Mitglieder umgelegt werden oder der Euroraum auseinanderbricht.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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