Anleihen: Wo bleibt die „Great Rotation"?
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Zürich (BoerseGo.de) - Die derzeit historisch niedrigen Anleiherenditen veranlassten viele Investoren zur Suche nach renditeträchtigen Anlagen. Das hat zu einem Anstieg der Duration sowie des Kreditrisikos geführt. Viele Anleger sind daher empfänglich für die so genannte „Great Rotation", also die Umschichtung von Anleihen in Aktien. Eine derartige Rotation könnte die Renditen beflügeln und infolgedessen die Anleihepreise sinken lassen, schreibt Paul Nicholson, Portfoliomanager des Vontobel Fund - Absolute Return Bond. Ein weiterer Nebeneffekt niedriger Anleiherenditen bestünde darin, dass Anleger bei ihrer Renditesuche immer höhere Risiken hinsichtlich Kreditqualität und Liquidität eingegangen seien, die sie zunehmend anfälliger für Kreditschocks und Konjunktureinbrüche machten, heißt es.
Anleiherenditen seien in den vergangenen 30 Jahren so sehr gesunken, dass ein weiterer Rückgang kaum mehr möglich sei. Folglich rechneten viele Anleger in den kommenden Jahren fest mit steigenden Renditen (und fallenden Kursen) und im Gegenzug mit einer sinkenden Anleihenachfrage. In den vergangenen fünf Jahren habe eine starke Nachfrage nach Anleihen wegen ihres geschätzten Status als sicherer Hafen in Zeiten gestiegener Volatilität bestanden. Dieser Meinung seien nach wie vor viele Anleger. Einige glaubten jedoch, dass mit zunehmender Erholung der Weltwirtschaft und schwindenden größeren Risikofaktoren (europäische Schuldenkrise und wirtschaftliche Unsicherheit in den USA) das Sicherheitsbedürfnis der Anleger nachlasse und die Lockerungsmaßnahmen der Zentralbanken ausliefen. Das dürfte die starke Nachfrage nach Anleihen abflauen lassen. Außerdem hielten einige Anleger gegenwärtig Aktien für attraktiv bewertet, was laut Nicholson wiederum eine Umschichtung in Aktien nach sich ziehen könnte. Diese erkläre im Wesentlichen den Trend zur „Great Rotation" und warum der Begriff Ende 2012 und Anfang 2013 unter Börsianern für Schlagzeilen gesorgt habe, heißt es weiter.
„Unabhängig davon bleibt jedoch die sogenannte ‚Wall of Worry‘. Das Zypern-Debakel und viele andere geopolitische Sorgen lassen das Thema Sicherheit wieder in den Mittelpunkt rücken. Die Sonderbesteuerung von Geldeinlagen in Zypern setzt nach unserem Dafürhalten Anreize für den Kauf von Anleihen. Darüber hinaus hält die Nachfrage nach Anleihen angesichts der Anleihenrückkäufe im Rahmen der quantitativen Lockerungsprogramme in den USA und Japan an, wenn sie nicht sogar gestiegen ist. Zudem deuten unerwartete globale Konjunkturflauten kaum auf die ‚Great Rotation‘ hin. Ferner ist der Rückgang weltweiter Spread-Produkte infolge der Zentralbankpolitik nicht zu unterschätzen. Er hat zu einer gestiegenen Nachfrage nach Unternehmensanleihen geführt, was eine Spread-Verengung auf breiter Front verursacht hat“, so Nicholson.
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