Kommentar
09:30 Uhr, 21.07.2022

Anleihen und Aktien: Hoffentlich keine Rückkehr zum Mittel

Aktien und Anleihen haben eine interessante Beziehung. Aktuell blinken die Warnleuchten. Jetzt muss man aufpassen.

Seit Jahresbeginn scheinen viele Regeln nicht mehr zu gelten, die sonst immer gut funktioniert haben. Eine davon ist die Beziehung von Aktien und Anleihen. Anleihen gelten als weniger volatil als Aktien. Über regelmäßige Zinszahlungen gibt es zudem einen garantierten Ertrag. Langfristig ist die Rendite von Anleihen geringer als die von Aktien, zumindest in der Theorie. Aktien sollten eine höhere Rendite aufweisen, da sie riskanter sind. In diesem Jahr ist es nicht ganz so offensichtlich, dass Anleihen weniger riskant sein sollen. Zinsängste haben für einen Abverkauf bei Anleihen gesorgt. Ob Bund Future oder T-Note Future, beide gaben kräftig nach, zeitweise um 15-20 %. Aktien verloren mit einem Viertel zugegebenermaßen noch etwas mehr, aber nicht viel. Wer also durch Anleihen Stabilität ins Portfolio bringen wollte, wurde enttäuscht. Einige rufen bereits das Ende des 60/40 Portfolios aus (60 % Aktien, 40 % Anleihen).

Das ist möglicherweise genau der falsche Zeitpunkt. Obwohl Anleihen genau wie Aktien gefallen sind, zeigt sich bei Aktien im Verhältnis zu Anleihen eine Trendwende (Aktien fallen stärker als Anleihen, Grafik 1). Eine Trendwende nach unten war in der Vergangenheit häufig ein gutes Indiz für eine drohende Rezession.


Nicht jeder Trendwende im Aktien/Anleiheverhältnis folgte eine Rezession. Der Aktienmarkt sagt bekanntlich 9 von 6 Rezessionen voraus. Ängste vor einer Rezession lassen den Markt korrigieren, aber nicht jeder Rezessionserwartung folgt auch tatsächlich eine Rezession.

Dass es in den USA, Europa oder weltweit zu einer Rezession kommt, ist inzwischen fast Konsens. Rezessionen wiederum belasten den Aktienmarkt und stützen Anleihen. Anleiherenditen sind nach wie vor volatil, bewegen sich in den USA seit Ende April aber mehr oder weniger seitwärts. Höhere Renditen machen einfach keinen Sinn, wenn es zur Rezession kommt.

Eine Rezession ist nicht garantiert. Die Gemengelage ist jedoch kritisch. Dies gilt für Europa etwas mehr als für die USA. Die Wirtschaft steht auf einer hohen Klippe. Ein Gaslieferstopp würde die Wirtschaft über die Klippe stürzen. Die darauffolgende Krise wäre vergleichbar mit der Finanzkrise 2008.

Große Krisen führen zu einer interessanten Rückkehr zum Mittel von Aktien und Anleihen. Zeitweise ist die Rendite von Aktien deutlich höher als die von Anleihen. Langfristig finden beide auf Total Return Basis (Dividenden/Kupons werden reinvestiert) immer wieder zusammen (Grafik 2).


Eine Krise, die dazu führen würde, ist denkbar. Es ist nicht mein favorisiertes Szenario. Der Vergleich von Aktien und Anleihen zeigt jedoch, wie tief Aktien noch fallen können, wenn es zur großen Krise kommt. Damit Anleihen und Aktien wieder zueinanderfinden, müssten Aktien deutlich fallen.

Clemens Schmale


Tipp: Als Abonnent von Godmode PLUS sollten Sie auch Guidants PROmax testen. Es gibt dort tägliche Tradinganregungen, direkten Austausch mit unseren Börsen-Experten in einem speziellen Stream, den Aktien-Screener und Godmode PLUS inclusive. Analysen aus Godmode PLUS werden auch als Basis für Trades in den drei Musterdepots genutzt. Jetzt das neue PROmax abonnieren!

Eröffne jetzt Dein kostenloses Depot bei justTRADE und profitiere von vielen Vorteilen:

  • 25 € Startguthaben bei Depot-Eröffnung
  • ab 0 € Orderprovision für die Derivate-Emittenten (zzgl. Handelsplatzspread)
  • 4 € pro Trade im Schnitt sparen mit der Auswahl an 3 Börsen & dank Quote-Request-Order

Nur für kurze Zeit: Erhalte 3 Monate stock3 Plus oder stock3 Tech gratis on top!

Jetzt Depot eröffnen!

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst
Follower
Folgen

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten