Kommentar
06:34 Uhr, 01.12.2020

Anleihen sind im Vergleich zu Aktien wieder interessanter

Je nach Land beschränkt sich die Auswahl an Anleiherenditen auf Nullzinsen, sehr niedrige Zinsen oder Negativzinsen. Trotzdem sind Anleihen überraschend attraktive Anlagen.

In vielen europäischen Ländern sind die Renditen von Staatsanleihen tief im negativen Bereich. Deutschland zahlt über alle Laufzeiten keine Zinsen mehr bzw. bekommt welche, wenn es sich mehr Geld leiht. In Griechenland gibt es für eine Laufzeit von 10 Jahren noch 0,64 %. Da greift man lieber bei US-Anleihen zu. Dort gibt es für 10 Jahre noch über 0,8 % und für 30 Jahre sogar 1,6 %.

Generell sind die Zinsen überall historisch niedrig. Historisch bedeutet in diesem Fall, dass die Zinsen noch nie so niedrig waren. Seitdem es Zinsen und Daten gibt, musste man für Kredit noch nie so wenig zahlen. Da fragt man sich, wie attraktiv die Anlage in Anleihen überhaupt sein kann.

Die Anlage ist überraschend attraktiv. Es kommt immer nur auf den Vergleichswert an. Anleger haben vor allem die Wahl zwischen Aktien und Anleihen. Aktien sind trotz der niedrigen Zinsen inzwischen sehr hoch bewertet. Langfristig können Aktien trotzdem die bessere Wahl sein. Aktien und Anleihen finden über die Zeit immer wieder zueinander (Grafik 1). Hat man mehrere Jahrzehnte im Blick, sind Aktien die bessere Wahl. Die wenigsten haben aber Jahrzehnte vor Augen, wenn sie investieren.


Aktien stehen im Verhältnis zu Anleihen auf sehr hohem Niveau (Grafik 2). Nur während der Dotcom-Blase waren Aktien noch höher bewertet. Viele gehen davon aus, dass Aktien wegen der niedrigen Zinsen immer weiter steigen müssen. Das müssen sie nicht. Es kommt immer auf das Verhältnis an und dieses spricht derzeit eben überraschenderweise für Anleihen.

Je höher das in Grafik 2 dargestellte Verhältnis ist, desto interessanter sind Anleihen. Je tiefer der Wert, desto attraktiver sind Aktien. Derzeit sind Aktien nicht attraktiv. Ob es deswegen gleich nächste Woche zur Trendumkehr kommt und Anleihen Aktien outperformen, sei dahingestellt.

Für viele Jahre galt, dass es zu Aktien keine Alternative gibt. Anlagenotstand war das große Thema. Den Anlagenotstand gibt es immer noch. Man weiß nicht so recht, wo man noch investieren soll. Alles ist hoch bewertet, ob Aktien, Immobilien oder Anleihen. Aktien profitierten davon, dass sie im Verhältnis noch interessant waren. Das ist nun nicht mehr der Fall.

Möglicherweise hebt der Anlagenotstand alle Boote. An Geld mangelt es nicht und wenn alles hoch bewertet ist, kann man blind eine der Anlagen kaufen. Es macht kaum einen Unterschied. Nun sind aber einmal Anleihen attraktiver als Aktien. Als Aktionär sollte man sich in den kommenden Monaten nicht darauf verlassen, dass es zu Aktien keine Alternative gibt und sie deswegen immer weiter steigen werden.

Clemens Schmale


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5 Kommentare

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  • Gargol
    Gargol

    sorry, nein

    18:13 Uhr, 01.12.2020
  • rabie
    rabie

    Also Grafik 1 kann gar nicht stimmen wenn ich 1990 eine 30 Jährige US Anleihe gekauft habe mit einem Kupon von 2% (1990) dann habe ich heute bei Fälligkeit 81 % Rendite kassiert. Grafik 1 suggeriert einen Anstieg um wieviel... 1000%? Unsinn.

    Die Renditen von Anleihen sind zudem jedes Jahr gesunken siehe

    https://de.investing.com/rates...

    10:27 Uhr, 01.12.2020
  • mkronen
    mkronen

    Vermögenskrise !

    09:43 Uhr, 01.12.2020
  • Tschebbr
    Tschebbr

    Hallo Herr Schmale, was drückt das Verhältnis aus, das Sie oben darstellen, aus? Welche Kennzahlen werden da miteinander verglichen? Und von welcher Region, weltweit? Vielen Dank schon mal vorab für eine kurze Erklärung. Grüße, Steffen Weik

    08:41 Uhr, 01.12.2020
  • P_44
    P_44

    Das ist doch BLÖDSINN! Man kann sein Geld auch ganz einfach auf dem Tagesgeldkonto lassen.

    08:29 Uhr, 01.12.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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