Fundamentale Nachricht
11:40 Uhr, 27.09.2018

Anleger tappen bei Immobilieninvestments immer in dieselben Fallen

Irrationales Verhalten beeinträchtigt Fidelity-Immobilienexperte Neil Cable zufolge die Rendite von Immobilienanlagen.

Kronberg im Taunus (GodmodeTrader.de) – „Der ärgste Feind des Investors ist wahrscheinlich er selbst“, zitiert Neil Cable, Head of European Real Estate Investments bei Fidelity International, Benjamin Graham, Investorenlegende und Begründer der Fundamentalanalyse. Das gilt laut einer Studie von Fidelity International in besonderem Maß für Immobilieninvestments. Demnach wird die Entscheidungsfindung institutioneller Anleger im Immobiliensektor merklich durch emotionsgesteuertes Handeln beeinträchtigt, wie Cable in einer aktuellen Marktanalyse schreibt.

Dazu zählten aus der Verhaltensökonomie bekannte Effekte, wie der Herdentrieb, Verlustaversion, ein zu starker Fokus auf den Heimatmarkt und das so genannte Framing, bei dem ein unterschiedlicher Blickwinkel auf einen identischen Sachverhalt verschiedene Entscheidungen zur Folge habe. Marktübliche Kategorisierungen nach Standort, Lage oder Nutzungsart ließen Investoren glauben, dass Immobilien einer Kategorie homogen seien und ein ähnliches Risiko-/Renditeprofil aufwiesen. Bei einem solchen Framing würden jedoch renditerelevante Aspekte wie Mietausfallrisiken und die Mieterstruktur ausgeblendet, heißt es weiter.

„Investoren sollten sich nicht allein auf etablierte Kategorisierungen verlassen“, so die Empfehlung von Cable, „sondern vielmehr jedes Investment einer individuellen Analyse unterziehen.“

Eine verzerrte Risikowahrnehmung bei Immobilieninvestments führe ebenfalls zu irrationalen Entscheidungen. Anleger tendierten nämlich dazu, Verluste höher zu gewichten als Gewinne. Paradoxerweise nehme die Wahrnehmung von Verlusten sogar mit zunehmender Höhe ab. Dies habe zur Folge, dass Anleger Verluste relativ lange laufen ließen. Die Erfahrung zeige, dass Märkte oft in drei Abwärtswellen korrigierten. Rational wäre, schon in der ersten Phase zu verkaufen. Eine MSCI IPD-Studie zeige indes, dass die Mehrheit der Investoren erst am Ende der dritten Korrekturwelle eines Marktes und damit mit maximalem Verlust verkauften, heißt es weiter.

„Vermeiden kann man die Auswirkungen der verzerrten Risikowahrnehmung durch die Einhaltung eines konsequenten Investmentprozesses, der sich auf gewinnversprechende Investitionen konzentriert und nicht an Verlust-Assets festhält“, sagt Cable. Er rät, in Abschwungphasen nicht impulsiv zu handeln und unabhängig von anderen Marktteilnehmern opportunistisch zu sein. „Sei gierig, wenn andere Angst haben“, so Cable.

Um Anlegerfallen zu umgehen, setze Fidelity auf einen Investmentansatz auf der Grundlage eigener Analysen. Dabei würden alle Vermögenswerte einzeln betrachtet und die erwarteten Renditen in den Fokus gestellt. Zudem trügen Risikomodelle, die unter anderem die Anlagequalität und die Mieterrisiken transparent machten, maßgeblich zur Bewertung bei, heißt es abschließend.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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