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11:37 Uhr, 04.01.2013

Anlagemöglichkeiten an den europäischen Rentenmärkten

Frankfurt (BoerseGo.de) - Die konzertierten staatlichen Aktionen zur Entschärfung der Euro-Krise und Stützung der Staatsanleihemärkte haben die Risikowahrnehmung an den europäischen Rentenmärkten verändert – sowohl was das Risiko-Rendite-Profil der Anlageklasse als Ganzes betrifft als auch die Attraktivität der einzelnen Marktsegmente. Angesichts der Rallye der Unternehmensanleihen während des zurückliegenden Jahres und des andauernden Bullenmarktes für Staatsanleihen der Kernländer sieht das Fixed Interest Team von Invesco nur begrenzt Potenzial für weitere Kurserhöhungen, aber durchaus attraktive Anlagechancen in einzelnen Segmenten der europäischen Rentenmärkte. „Wir gehen davon aus, dass die laufende Verzinsung in den kommenden Quartalen ein wichtiger Treiber der Gesamterträge sein wird“, schreibt das Team von Invesco Asset Management in seinem im Dezember 2012 veröffentlichten Ausblick für die europäischen Rentenmärkte. „Unser Fokus liegt auf attraktiv verzinsten Anleihen bei insgesamt relativ kurzen Restlaufzeiten.“

Auf dem aktuellen Preisniveau halten die Anleiheexperten von Invesco Staatsanleihen der Kernländer für teuer. Inflationsbereinigt werfen viele dieser Papiere derzeit negative Renditen ab. Zudem werden viele deutlich über ihrem Nennwert gehandelt, was bedeutet, dass Anleger auf dem aktuellen Kursniveau bei Fälligkeit nicht den von ihnen investierten Betrag zurückerhalten würden.

Die Investmentexperten meinen zwar, dass Kreditrisiken (Unternehmensanleihen) weiter besser vergütet werden als Zinsrisiken (Staatsanleihen der Kernländer). Im historischen Vergleich halten sie aber auch die Renditen in vielen Bereichen der Unternehmensanleihemärkte für zu niedrig. „Die sehr niedrige Verzinsung risikoloser Zinspapiere hat sich auch auf die Unternehmensanleihemärkte ausgewirkt, und zwar vor allem auf hochklassige Emissionen mit ihrer relativ höheren Zinssensitivität“, so die Experten. In Anbetracht der sehr günstigen Konditionen, zu denen viele Unternehmen zuletzt Anleihen platziert haben, halten die Investmentexperten das Bewertungsniveau in weiten Teilen der Unternehmensanleihemärkte inzwischen für ausgereizt.

Dennoch böten bestimmte Marktbereiche weiter attraktive Anlagechancen. So zum Beispiel die Schuldtitel der Banken: Im Verlauf dieses Jahres haben die Banken ihre Schulden reduziert, neues Kapital aufgenommen und ihre Kapitalstrukturen konservativer ausgerichtet. Dennoch notieren ihre Schuldtitel weiter mit einem durchschnittlichen Risikoaufschlag von 60 Basispunkten gegenüber Nicht-Finanz-Papieren. An den Euro- und Pfund-Sterling-Märkten bieten nachrangige Tier 1-Bankanleihen eine aggregierte Rendite von 6,5 bis 7 Prozent. Darüber hinaus profitiert dieses Marktsegment von einer günstigen Angebots- und Nachfragedynamik. So haben die Banken in Vorbereitung auf neue regulatorische Vorgaben ihre ausstehenden Schuldtitel schrittweise zurückgekauft und die günstigen EZB-Kredite genutzt, um teurere Verbindlichkeiten abzulösen.

Zwei weitere potenziell interessante Marktbereiche sind europäische Hochzinsanleihen, die trotz der Bilanzstärke der Unternehmen und der anhaltend niedrigen Ausfallquote etwas unter 7 Prozent rentieren, sowie Anleihen von Unternehmen aus den europäischen Peripherieländern. „Viele dieser Wertpapiere werden zu Unrecht in Sippenhaft genommen und bieten dadurch Risikoaufschläge gegenüber vergleichbaren Titeln von Emittenten aus den Kernländern der Eurozone oder anderen Regionen. Dabei sind dies häufig multinationale Unternehmen mit einer verlässlichen und diversifizierten Erlösbasis“, erläutern die Investmentexperten von Invesco. Angesichts der relativ niedrigen Inflationsrate meinen sie, dass diese Marktsegmente potenziell attraktive reale Anlagerenditen bieten könnten, vor allem im Vergleich zu anderen Bereichen der Rentenmärkte.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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