Anlagechancen auf dem Weg zum Neuen Gleichgewicht
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Die Folgen der Finanzmarktkrise werden die globale Wirtschaftsentwicklung langfristig beeinflussen. „Wir sind auf dem Weg zu einem ‚Neuen Gleichgewicht‘ für die Weltwirtschaft mit niedrigerem Potenzialwachstum, kürzeren Zyklen und höherer Volatilität“, erläutert Jens Wilhelm, für das Portfoliomanagement zuständiges Vorstandsmitglied der Union Asset Management Holding AG. Auf Basis eines Konjunkturmodells hat Union Investment untersucht, welche Auswirkungen die Krise auf die Kapitalmärkte hat und was dies für die Anlagestrategie bedeutet. „Die Favoriten unter den einzelnen Assetklassen werden schneller wechseln. Deshalb wird aktives Vermögensmanagement im ‚Neuen Gleichgewicht‘ zu einer wichtigen Performancequelle“, so Wilhelm.
Auf dem Weg zum „Neuen Gleichgewicht“
Mit Blick auf die Entwicklung an den Kapitalmärkten zieht Wilhelm für das erste Halbjahr 2009 eine positive Bilanz. Mit dem erwarteten zeitlichen Vorlauf hätten die Aktien- und Kreditmärkte auf die Stabilisierung der Frühindikatoren reagiert, die sich in den letzten Wochen deutlich abzeichnete. Für eine grundsätzliche Entwarnung sei es aber dennoch zu früh. „Die schnellen und umfangreichen Rettungsmaßnahmen von Notenbanken und Regierungen haben die notwendige Basis geschaffen, um die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Realwirtschaft abzufedern. Jetzt kommt es aber darauf an, dass dieser Kurs konsequent beibehalten wird“, so Wilhelm.
Eine schnelle Rückkehr zu den Wachstumsraten der Vorjahre wird es aus Wilhelms Sicht dennoch nicht geben: „Wir sehen derzeit zwei gegenläufige Effekte, die die globale Wirtschaft prägen. Auf der einen Seite die notwendige Entschuldung privater Haushalte, Unternehmen und Banken, auf der anderen Seite die Staatseingriffe zur Stärkung der Konjunktur, die das fehlende Wachstum allerdings nicht ausgleichen können.“ In Verbindung mit weiter gültigen, strukturellen Trends wie den demographischen Herausforderungen oder der Rohstoffknappheit und dem Klimawandel seien dies die Ausgangsbedingungen für das von Union Investment konzipierte Modell des „Neuen Gleichgewichts“ der Weltwirtschaft, das durch fünf wesentliche Trends charakterisiert wird.
Fünf Trends prägen die globale Wirtschaftsentwicklung
Trend 1: Das Wachstumspotenzial der Weltwirtschaft wird sich um ein Viertel auf drei Prozent statt bislang vier Prozent pro Jahr verringern. Mit ein Grund hierfür ist die zunehmend zögerliche Investitionsplanung auf Unternehmensseite: Es fehlt die Bereitschaft oder die Finanzkraft, sich auf längerfristiges Wachstum einzustellen und entsprechend zu investieren. Zudem wird die Verschiebung der wirtschaftlichen Machtverhältnisse beschleunigt, was zu einer Veränderung der globalen Handelsgewichte zugunsten der Schwellenländer führen wird.
Trend 2: Die Wirtschaftszyklen werden deutlich kürzer werden. Die letzten drei Aufschwungphasen dauerten im Schnitt acht Jahre, künftig rechnet Union Investment dagegen nur noch mit der halben Länge. Dies gilt für die Wirtschaftsentwicklung weltweit, denn der konjunkturelle Gleichlauf der einzelnen Volkswirtschaften wird auch nach der Krise weiter Bestand haben.
Trend 3: Die Politik greift stärker in die Wirtschaft ein und wird eine bedeutendere Rolle im Wirtschaftssystem einnehmen, auch durch mehr Regulierung und eine stärkere Stellung der Notenbanken. Außerdem besteht die Gefahr von Protektionismus.
Trend 4: Die Risikobereitschaft wird auf niedrigem Niveau verharren, nicht zuletzt, weil viele institutionelle Entscheider mit deutlich reduzierten Risikobudgets agieren.
Trend 5: Die Inflation wird längerfristig steigen, auch wenn derzeit die deflationären Entwicklungen überwiegen und in den nächsten zwei Jahren mit rückläufigen Kerninflationsraten zu rechnen ist. Inflationsdruck wird auf lange Sicht vor allem über steigende Preise für Asset wie beispielsweise bei Rohstoffen aufkommen.
Kein schnelles Zurück in die alte Welt der Trendmärkte
Als Folge dieser Entwicklungen hält Wilhelm ein schnelles Zurück in die alte Welt mit länger anhaltenden Konjunkturtrends für unwahrscheinlich: „Wir müssen uns auf eine Phase niedrigerer Kapitalmarktrenditen bei höherer Volatilität einstellen.“ Es bestehe die Gefahr, dass die Wirtschaft zunächst in Minizyklen gefangen sei, was einen schnellen Wechsel der relativen Attraktivität der einzelnen Assetklassen nach sich ziehe. Deshalb seien auch die klassischen Buy-and- Hold-Strategien nicht ausreichend. „Im derzeitigen Umfeld kommt es entscheidend darauf an, bestehende Fehlbewertungen in einzelnen Marktsegmenten zu nutzen, beispielsweise mit Corporate-Fonds oder Emerging Markets-Aktienfonds. Je weiter wir aber auf dem Weg zum ‚Neuen Gleichgewicht‘ voranschreiten, umso wichtiger wird es, die Anlagestrategie aktiv dynamisch zu steuern“, so Wilhelm.
Aktives Management ist entscheidend
Angesichts der erwartet niedrigeren Kapitalmarktrenditen werde der durch aktives Management erzielbare Zusatzertrag künftig einen noch größeren Stellenwert einnehmen. Deshalb sieht Wilhelm das aktive Vermögensmanagement als zentrale Erfolgsvoraussetzung: „Die Nutzung des gesamten Spektrums der Assetklassen, ein dynamisches Vermögensmanagement und die stärkere Orientierung an Risikobudgets statt an Benchmarks sind im Marktumfeld des ‚Neuen Gleichgewichts‘ die wesentlichen Voraussetzungen für den Anlageerfolg.“ Auf der Grundlage einer wettbewerbsstarken Produktpalette Union Investment daher gezielt in das Vermögensmanagement. Außerdem profitieren Anleger von der langjährigen Expertise in der Portfoliosteuerung nach Risikobudgets, wie sie im institutionellen Geschäft unter dem Namen IMMUNO seit mehr als 10 Jahren erfolgreich umgesetzt wird.
Den Prozess zur aktiven Allokationsentscheidung erläutert Wilhelm am Beispiel des Union-Investment-Zyklusnavigators: „In jeder Zyklusphase ändert sich die relative Attraktivität der Anlageklassen. Die aktuelle Zyklusphase liefert damit die Grundlage für deren Gewichtung in den Portfolios.“ Bei der Bestimmung der Phase, in der sich die Wirtschaft aktuell befindet, helfen verschiedene Frühindikatoren, die Union Investment hierzu entwickelt habe. Als Beispiel nennt er den Union-Investment-Frühindikator für die amerikanische Wirtschaft, der durch seinen zeitlichen Vorlauf zum klassischen OECD-Frühindikator ein wichtiger und zuverlässiger Gradmesser sei.
Ausblick 2010
Mit Blick auf die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft erwartet Wilhelm nach der Rezession im laufenden Jahr für 2010 wieder moderate Wachstumsraten. Allerdings sei die konjunkturelle Erholung weiterhin von erheblichen Rückschlaggefahren begleitet: „Wir sehen derzeit eine Stabilisierung der Frühindikatoren. Unternehmen beginnen wieder ihre Lager aufzufüllen.“ Wie nachhaltig sich diese Erholung weiter fortschreiben ließe, sei nun maßgeblich von der Entwicklung der Nachfrage abhängig, für die der Ausblick allerdings noch verhalten sei.
Aktienmärkte: Die Tiefstände sind überwunden
Die Aktienmärkte haben mir ihrer starken Kurserholung seit März 2009 schon einen Großteil der konjunkturellen Stabilisierung vorweggenommen. „Die Tiefstände liegen hinter uns. Wir müssen uns bis ins nächste Jahr hinein aber noch auf negative Überraschungen einstellen. Das mögliche Abwärtspotenzial ist jedoch dank niedriger Gewinnerwartungen und langfristig im Trend liegender Bewertungen begrenzt. Die Gewinnentwicklung hat ihren Boden gefunden“, führt Wilhelm aus.
Während in den Monaten Februar und März an den Aktienmärkten noch das Szenario einer Depression gehandelt wurde, seien die Kurse derzeit auf dem Niveau einer schweren Rezession. „Mit sich verbessernden konjunkturellen Perspektiven sehen wir für das Jahr 2010 daher weiteres Potenzial für Kurssteigerungen“, so Wilhelm. Er rät dazu, die erwarteten Kurskorrekturen zum sukzessiven Aufbau von Aktienpositionen zu nutzen: „Auch im ‚Neuen Gleichgewicht‘ bleibt die relative Attraktivität der Aktie hoch.“ Neben den derzeitigen Marktchancen bei Aktienfonds, insbesondere mit Anlageschwerpunkt Emerging-Markets, zählen längerfristig vor allem Fonds mit dividendenstarken Unternehmen zu seinen Favoriten: „Wir werden eine Renaissance der Dividendenrendite erleben. Die Bedeutung der Dividende für den Gesamtertrag der Aktie wir wieder zunehmen.“
Rentenmärkte: Marktchancen bei Unternehmensanleihen
Da mit einer Straffung der Geldpolitik seitens der Notenbanken vorerst nicht zu rechnen sei und auch kurzfristig kein Inflationsdruck aufkommen werde, bleiben die Chancen am Rentenmarkt auf das Verdienen des Kupons beschränkt: „Der Spielraum für Kursgewinne ist auf Jahressicht eher gering.“
Unternehmensanleihen seien dagegen weiterhin chancenreich, da die in den Kursen enthaltenen Ausfallrisiken trotz der seit März bereits rückläufigen Risikoaufschläge nach wie vor weit über den historischen Höchstwerten liegen. Wilhelm: „Corporates haben im derzeitigen Marktumfeld weiter ein attraktives Rendite-/Risikoprofil.“
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 144,2 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2008, davon 91 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.