Kommentar
09:07 Uhr, 05.09.2017

Angstmonat September: Dieses Jahr besonders schlimm?

Jeder kennt „Sell in May.“ Es gibt dazu aber auch noch einen zweiten Teil „Sell in May but remember to come back in Septemer.“ Man soll also im Angstmonat an die Börse zurück. Soso.

Bei bestimmten Saisonalitäten weiß man nie so genau, was dahintersteckt. So ist es auch mit dem September. Es gibt keine stichhaltigen Argumente, die erahnen lassen, weshalb der September der schwächste Börsenmonat des Jahres ist. Man kann nur sagen, dass es dieses Phänomen gibt und das auch nicht erst seit gestern.

Grafik 1 zeigt alle September Monate seit 1789. Man erkennt sofort, dass der September nicht zwangsläufig im Minus enden muss. Die Wahrscheinlichkeit einer negativen Performance ist allerdings deutlich erhöht. 48 % aller September Monate endet negativ. Im Vergleich zu allen Monaten ist das viel. Dort sind es nämlich nur 40 %.

Trotzdem: 48 % enden negativ. Das heißt, dass 52 % positiv enden. Eigentlich macht es also gar keinen Sinn, im September Aktien zu verkaufen und im Oktober wieder einzusteigen. Das bringt nur Spesen bei einer Wahrscheinlichkeit eines Münzwurfs.

Der Teufel steckt natürlich im Detail. Mehr als die Hälfte der Monate enden zwar im Plus, doch die Durchschnittsperformance ist immer noch negativ. Im September verloren Aktien im Durchschnitt seit dem Zweiten Weltkrieg 0,64 %.

Diese Zahl ist besonders relevant. Den schlechtesten September aller Zeiten gab es während der Großen Depression vor dem Zweiten Weltkrieg. Solche Ausreißer können mitunter die Daten sehr stark in die eine oder andere Richtung verfälschen. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es keinen solchen Ausreißer mehr. Dennoch ist die Performance seit 1946 im September schwächer als in allen Monaten seit 1789 (Grafik 2).

Das Phänomen ist zwar nicht neu, aber es hat sich seit 1946 verstärkt. Auch der 10-Jahresdurchschnitt aus Grafik 1 zeigt, dass der Trend seit dem Zweiten Weltkrieg negative September Monate favorisiert. Im 18. und 19. Jahrhundert war das nicht so ausgeprägt.

Es kommt für Anleger heute sogar noch dicker. War der August schwach und schloss im Minus, ist die Wahrscheinlichkeit für eine negative September-Performance sehr hoch. Sie liegt bei 70 %, also deutlich oberhalb des Durchschnitts aller September Monate (48 %).

Das bedeutet nicht automatisch, dass der September 2017 nun ein besonders schrecklicher Monat werden muss. Grund dafür gäbe es allerdings. Bereits in dieser Woche könnte die EZB ankündigen, wie sie QE beenden möchte. Zusammen mit den nach wie vor großen geopolitischen Spannungen rund um Nordkorea, mäßigen US-Wirtschaftsdaten und dem saisonalen Gegenwind kann es durchaus zu einem Knall kommen.

Clemens Schmale

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  • Stockhorn
    Stockhorn

    Herr Schmale, Sie haben noch die Schuldengrenze Ende Sept. in den USA vergessen.. so von dort wesentlich höhere Gefahren als von Nordkorea. Das dürfte zum grossen Machtspiel zwischen Trump und Kongress führen.. daher wird er jetzt die Kriegstrommel gegen NK noch gross schwingen, um quasi das Budget zu erpressen.. schaut her, wir stehen vor einem Krieg, da könnt ihr nicht den Hahn abdrehen.. ungefähr so dürfte es laufen.. einen Krieg in NK sehe ich nach wie vor nicht.. zu feige dazu die Amis.. wissen genau, würde übel enden für sie.. nicht nur militärisch, sondern auch wirtschaftlich. Daher, Ende Sept. könnte es auch an der Börse heiss zu und her gehen!

    09:27 Uhr, 05.09. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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