Kommentar
09:55 Uhr, 01.05.2018

Angst vor hohen Zinsen? Wenn, dann jetzt!

Angeblich hat ja eine Zinsangst die Korrektur Anfang Februar ausgelöst. Ich habe daran so meine Zweifel. Dafür kann die nächste Abwärtswelle von Zinsängsten ausgelöst werden.

Was die Korrektur seit Anfang Februar angeht, bleibe ich bei meiner Ansicht, dass weder Zinsangst, noch sonst eine Angst Auslöser war. Es war einfach nur Gier, die die Kurse exponentiell nach oben getrieben hat. Dass diese Unvernunft korrigiert werden musste, war von Anfang an klar.

Die Gier ist nun erst einmal aus dem Markt. Die Kurse sind trotzdem nicht wieder angesprungen. Anleger warten erst einmal ab, was sich aus dem gemischten Datenbild ergibt. Die Notenbank könnte dem Abwarten ein Ende bereiten.

Die US-Notenbank tagt am Dienstag und Mittwoch. Dazu passend sind heute Inflationsdaten geliefert worden. Die von der Notenbank favorisierten Teuerungsraten haben die Zielmarke von 2 % erreicht (Grafik 1). Es wird dadurch wahrscheinlicher, dass sie den Markt auf vier Zinsschritte in diesem Jahr einstimmen will. Bereits Mittwochabend kann dies durch das Statement zur Sitzung geschehen.

Den Markt kann das kurzfristig beunruhigen und für Verkäufe sorgen. Mittelfristig sind eine steigende Inflationsrate und dadurch steigende Zinsen von geringer Bedeutung. Selbst in den 70er Jahren hielt sich der Markt bei sehr hohen Inflationsraten ziemlich solide.

Wir müssen nicht gleich eine Teuerung von 10 % erwarten. Eventuell sehen wir Inflationsraten von etwas über 2,5 %. Das ist in etwa vergleichbar mit dem Jahrzehnt, das der Finanzkrise vorausging. Diese Inflationsraten haben den Markt nicht in die Knie gezwungen.

Anleger müssen also nicht notwendigerweise mit fallenden Kursen rechnen, wenn die Inflation steigt und die Notenbank mit den Zinsen mitzieht. Trotzdem gibt es eine schlechte Nachricht. Aktienkurse steigen nicht so schnell wie die Verbraucherpreise, wenn diese ein gewisses Maß überschreiten.

Historisch konnten Aktien eine Inflationsrate von 3 % und mehr nicht mehr ausgleichen. Real verlieren Anleger an Kaufkraft, selbst wenn die Aktienkurse nominal steigen. Das war in den 70er Jahren besonders gut sichtbar (Grafik 2), aber nicht nur. Auch die Erholung nach dem Bärenmarkt 2002/2003 brachte real keinen Gewinn.


Eigentlich sind es nicht die Zinsen, vor denen Anleger Angst haben sollten, sondern die Inflation. Derzeit ist sie noch weit von 3 % entfernt, aber wehe wir erleben eine böse Überraschung und die Teuerung erreicht diese Marke. Dann geht bei Aktien für lange Zeit nichts mehr.

Clemens Schmale

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2 Kommentare

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  • Icaro
    Icaro

    Sehr geehrter Herr Schmale,

    Ihre hervorragenden Artikel wären in den Charts noch sehr viel aussagekräftiger, wenn Sie

    neben blau, blassblau und schwach-blassblau auch noch andere (deutlichere) Farbunterscheidungen

    vorsehen würden ;-)

    Danke

    11:06 Uhr, 03.05.2018
  • 123ok
    123ok

    Da ich ca. die letzten 3 Jahre den Kassen-Bong der Lebensmittelkäufe aufhebe,

    kann ich ganz klar belegen das in den letztem 1. Jahr bei gleichen Discounter

    gleiche Lebensmittel ca. 12. Artikel um 10 % gestiegen sind !

    Dieses ist Fakt, und keine Mutmaßung !

    14:22 Uhr, 01.05.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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