Kommentar
16:22 Uhr, 03.02.2022

Angst vor der Bilanzverkleinerung der Fed? Nicht notwendig!

Für die Kurse ist eines ganz besonders wichtig: Liquidität. Reduziert die Fed ihre Bilanzsumme, entzieht dies Liquidität. Trotzdem besteht kein Grund zur Sorge.

Die Reduktion der Bilanzsumme hat noch gar nicht begonnen und schon ist das Ende absehbar. Aber der Reihe nach. Liquidität ist für den Aktienmarkt wichtig. Je mehr Geld nicht weiß, wo es hin soll, desto besser, wenn man auf steigende Notierungen setzt. Die Performance von US-Aktien und die Entwicklung der Liquidität sind daher kaum überraschend verknüpft (Grafik 1).

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Die Liquidität, gemessen anhand der Reserven, die Banken bei der Fed parken, wird sinken. Ab März kauft die Fed keine neuen Wertpapiere mehr. Solange die Wirtschaft gleichzeitig wächst, verringern sich die Reserven mit der Zeit automatisch. Aller Voraussicht nach wird die Fed aber bereits ab Juni oder September auslaufende Wertpapiere nicht mehr reinvestieren. Das wird zu einer deutlichen Verringerung der Reserven führen (Grafik 2).

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Aktien können unter diesen Umständen weiter korrigieren. Nachdem der S&P 500 zuletzt in der Spitze 11 % abgab, wären weitere 10 % durchaus gerechtfertigt. Aktuell läuft ein Rebound, doch grundsätzlich rechtfertigt der Liquiditätsentzug einen Kursstand von 4.000 beim S&P 500. Für Trader mag das schwierig sein. Investoren lassen sich von so etwas nicht beeindrucken, zumal ein Ende der Bilanzreduktion schon jetzt absehbar ist.

Das hängt mit den Reserven der Banken zusammen. Mit den Wertpapierkäufen, die mit der Finanzkrise begannen, stiegen diese Reserven von wenigen Milliarden auf über 2,7 Billionen USD an. Als die Fed ihre Bilanz stabil hielt, fielen die Reserven. Vergeben Banken z.B. mehr Kredit, verbraucht dies Überschussreserven. Sie sinken mit einer wachsenden Wirtschaft automatisch.

Als die Fed dann aktiv Wertpapiere verkaufte, fiel die Bilanzsumme um 700 Mrd. USD. Danach begann die Bilanzsumme wieder zu wachsen, indem Staatsanleihen gekauft wurden. Die Reserven waren auf 1,4 Billionen USD gefallen. Das war für das Finanzsystem zu wenig.

Aktuell stehen die Reserven 2,5 Billionen USD über dem Wert, bei dem die Fed das letzte Mal einschreiten musste (Grafik 3). Das klingt viel, ist jedoch weniger als es sich anhört. Der Bedarf an Reserven ist gewachsen. Es ist unwahrscheinlich, dass die Reserven unter 2 Billionen USD fallen dürfen.

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Die Fed kann demnach ihre Bilanz wiederum um voraussichtlich nicht mehr als zwei Billionen USD reduzieren. Lässt sie Wertpapiere einfach auslaufen, kann die Bilanzsumme bereits in der ersten Jahreshälfte 2024 die Zielgröße erreichen (Grafik 4). Danach müsste sie wieder Anleihen kaufen, damit die Reserven im Finanzsystem nicht zu knapp werden.

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Die Bilanzsummenreduktion wird weniger spektakulär, als es sich viele vorstellen. Bereits in zwei Jahren und spätestens in zweieinhalb Jahren sind erneute Anleihekäufe notwendig. Das ist für den Aktienmarkt keine Katastrophe. Eine Bilanzsumme von weniger als 6 Billion USD wäre eine große Überraschung. 6 Billion ZSD sind ca. ein Drittel mehr als vor Krisenbeginn.

Vor der Reduktion muss man keine Angst haben. Was Anleger allerdings irritieren kann, ist die Geschwindigkeit. Eine Reduktion auf den Zielbereich bis 2024 oder 2025 wäre vorteilhaft. Einige Notenbanker wollen jedoch eine schnellere Reduktion. Hierin besteht die große Unsicherheit. Ein Fehler bei der Festlegung der Geschwindigkeit kann passieren.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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