Angst und Gier in einer globalisierten Welt
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Angst und Gier zählen seit jeher zu den wichtigsten Triebfedern für Exzesse an den Finanzmärkten. Die Folgen der Globalisierung und „billiges Geld“ haben diesen Trend seit der Jahrtausendwende noch verstärkt. Woran liegt das?
- Explosionsartiger Anstieg der Vermögenspreise und der Vermögensbildung
- Explosionsartiger Anstieg von Hedgefonds
- Explosionsartige Zunahme des Einsatzes festverzinslicher Derivate
- Explosionsartiger Anstieg der forderungsbesicherten Finanzinstrumente
- Explosionsartiger Anstieg des Fremdkapitalanteils
Das Finanzsystem ist dadurch weitaus komplexer geworden, während gleichzeitig sein Einfluss auf die Realwirtschaft gestiegen ist. Weniger regulierte Bereiche (wie Hedgefonds) haben an Bedeutung gewonnen. Zwar hat der Einsatz von Vermögenswerten zur Besicherung von Krediten die Vermögensliquidität verbessert, die Liquidität vieler Finanzinstrumente hat sich indes als problematisch erwiesen.
Während also in den letzten Jahren „billiges Geld“ hinter Risikodeals hinterher jagte, hat auch die „Gier“ um sich gegriffen. Den Renditen schienen keine Grenzen gesetzt und Risiko war Nebensache.
Jetzt scheint dieser Boom allerdings dem Ende zuzusteuern. Die Kapitalkosten steigen, die Phase der globalen Deflation nähert sich dem Ende, die Hausse an den Aktienmärkten hat ihren Höhepunkt überschritten und der Run auf risikoreichere Anleihen ist wohl vorbei. Fragt sich also, inwieweit die weltweit um sich greifende Gier zu einem exponentiellen Systemrisiko der Finanzwelt geworden ist.
Und plötzlich ist auch der Angst-Faktor wieder mit im Spiel, mit ebenso globaler Reichweite wie zuvor der Gier-Faktor. In den Ruch laxer Geschäftspraktiken sind nun nahezu alle Finanzinstitute geraten, da unklar ist, inwieweit die einzelnen Institute an den komplexen forderungsbesicherten und letztlich illiquiden Kreditprodukten beteiligt waren. Der Angst-Faktor hat zu einer Liquiditätskrise geführt, die Inhaber risikoreicher Papiere zum Verkauf zwingt, ungeachtet der Qualität und zu jedem Preis.
Hier muss man allerdings zwischen einer temporären Liquiditätskrise und einer Solvenzkrise unterscheiden. Außerhalb eng begrenzter Bereiche des Subprime-Marktes ist die Solvenz nämlich ungebrochen. Selten waren die Unternehmensbilanzen gesünder.
Sollte das Vertrauen in das Finanzsystem nicht binnen ein oder zwei Monaten wieder hergestellt sein, könnte die globale Liquiditätskrise die US-Wirtschaft dennoch in die Rezession treiben. Angesichts rückläufiger Immobilienpreise und eines nunmehr schwächelnden Arbeitsmarktes ist die Lage der amerikanischen Verbraucher inzwischen doch recht prekär.
Das soll aber nicht heißen, dass sich das Blatt nicht noch wenden kann. Den Notenbanken steht ein umfangreiches Arsenal zur Verfügung, um das System liquide zu halten. Unter anderem sind Zinssenkungen denkbar, um Kredite zu verbilligen. Ben Bernanke, seines Zeichens Vorsitzender der amerikanischen Notenbank Federal Reserve, hat kein Interesse daran, seine Amtszeit zeitgleich mit einer Rezession zu beginnen. Umgekehrt kann auch George Bush nicht daran gelegen sein, die seine mit einer Rezession zu beenden. Momentan scheint alles in der Schwebe zu hängen. Wird nicht schnell genug reagiert, müssen wir mit einem Abschwung in den USA rechnen. Die Folge wäre eine deutliche Verlangsamung der Konjunktur weltweit. Alles andere als ideal für Aktien!
Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Zentralbanken schnell und effektiv reagieren. In diesem Fall dürfte das stetige Wachstum weltweit anhalten, Unternehmen stünde ausreichend Liquidität zur Verfügung und Aktien wären weiterhin attraktiv bewertet. Gleichzeitig würde bei gemäßigteren Wachstumserwartungen auch die Inflationsgefahr sinken. Dies wäre in der Tat ein günstiges Umfeld für Aktien.
Quelle: ING Investment Management
ING Investment Management ist der globale Asset Manager der ING Gruppe. Mit Euro annähernd 400 Milliarden Assets under Management (Q2 2007), vertreten in 30 Ländern mit 2.500 Experten (Europa: 713, Americas: 866, APAC: 921), ist ING Investment Management (ING IM) weltweit unter den Top 25 im Asset Management. ING IM Europe hat Niederlassungen in 14 europäischen Ländern mit annähernd Euro 160 Milliarden Assets (Q2 2007) under Management.
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