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09:10 Uhr, 20.04.2001

Analysten: Wie geht es weiter?

Die Analysten der verschiedenen Investmentbanken zeigen sich uneins über die weitere Entwicklung am Aktienmarkt. Positiv werden bewertet, dass wieder Zuversicht in den Markt gelangt sei, Unternehmen teilweise die Zukunft nicht mehr dunkelschwarz malen und die FED überzeugend deutlich gemacht hat, einer Rezession entgegenwirken zu wollen.

Andererseits dauert ein Bodenbildungsprozess natürlich längere Zeit, das Vertrauen der Investoren muss wieder aufgebaut werden und dieser schnelle Anstieg ist zum Grossteil auch auf gecoverte Shortpositionen und Trader zurückzuführen. Der solide Unterbau fehlt also noch - diesen können nur die kommenden Wirtschaftsdaten, die Zinspolitik der FED, evtl. Steuersenkungen durch Präsident Bus und eine positve ansteigende Entwicklung der Unternehmensergebnisse bringen.

Merrill Lynch befindet sich im Zwiespalt:
Der Chefstratege von Merrill Lynch, Richard Bernstein, kündigte heute an, das Musterportfolio des Investmentriesen das erste Mal seit 1999 geändert zu haben. Bernstein erklärte, der Aktienanteil am Gesamtportfolio wurde von 40 auf 60% aufgestockt während die Anleihen und die Cashposition beide von 30 auf 20% zurückgesetzt wurden. Der Analyst begründete die Änderung damit, daß die zusätzlich in den Markt gelangende Liquidität durch die Zinssenkungen in "großartiger Stimulant" wären und geeignet sei, die Kurse weiter zu treiben. Allerdings fügte er hinzu, daß der Anleger wissen sollte, daß wir uns in einem rein aufgrund von Liquiditätszufuhr steigenden Markt befänden. Die Bewertungsniveaus sowie die Stimmung bleibe nach wie vor besorgniserregend, die Eckpfeiler für eine Bodenbildung und den Beginn eines Bullenmarktes würden noch fehlen.


Stehen weitere Zinssenkungen der FED ins Haus?
Ökonomen sind der Meinung, dass der gestrige Überraschungscoup der FED nicht die letzte Zinssenkung gewesen sei. So prognostizieren sie eine weitere Zinssenkung nächsten Monat, wenn sich die FED zu ihrem offiziellen Treffen einfindet. Denn einige Analysten glauben, dass einer der Hauptpfeiler für eine starke Wirtschaft, die Verbraucherausgaben, längere Zeit schwach bleiben werde. Dies und ein anhaltender volatiler Aktienmarkt, sowie mehr Arbeitslosigkeit und ein schwacher Produktionsektor weisen auf eine zerbrechliche Wirtschaft hin, die weitere Unterstützung benötige. So sagte Mark Zandi von Economy.com, dass der Frühling und der Sommer für die US-Wirtschaft sehr hart werden könne. Dabei ist er hoffnungsvoll, dass die Wirtschaft an einer echten Rezession vorbeischrammen werde. Merrill Lynch's Bruce Steinberg ist der Meinung, dass die erste Zinssenkung des Jahres am 3.1 ihre Wirkung erst im vierten Quartal entfalten werde. Falls sich die Wirtschaft bis dahin von einer Rezession fernhalte, so könnte Ende des Jahres oder Anfang nächsten Jahres ein starker Rebound der Wirtschaft eintreten. Robert DiClemente von Salomon Smith Barney sagte dazu, dass es möglich sei, dass trotz einer möglichen Zinssenkung im Mai danach weitere Senkungen folgen könnten. Denn falls sich zeige, dass sich die Bedingungen nicht verbessern würden, werde die FED weiter eingreifen.


Nach mehreren Fehlstarts, inklusive eines Rallyeversuchs am 3. Januar nachdem die FED die Zinsen unerwartet gesenkt hatte, denken nun Investoren, dass die FED es ernst meine damit die ie US-Wirtschaft von der Rezession fernzuhalten. Denn nun scheint es, als ob die Rallye auf festen Füßen stehen könnte. Christopher Conkey von Evergreen Investment Management ist der Meinung, dass diese Zinssenkung die Erkenntnis liefere, dass es viel Spielraum für Senkungen gäbe. Die FED habe zu lange mit Zinssenkungen gewartet. Er erwarte weitere Zinssenkungen von 50 und 100 Basispunkten. William Rutherford von Rutherford Investment sagte dazu, dass durch die bisherigen vorsichtigen Zinssenkungen viel Schaden verursacht worden sei. Deswegen habe Greenspan nun viel aggressiver agieren müssen. Bei der letzten vorzeitigen Zinssenkung Anfang Januar konnten zwar die Indices auch zulegen, doch dies endete nach sehr kurzer Rallye mit neuen Tiefständen. Eugene Profit von Profit Investment sagte dazu, dass es noch länger dauern werde bis alte Höchststände erreicht würden. Denn es würden noch immer schlechte Quartalsergebnisse kommen. Er ist der Meinung, dass in 6 Monaten die Indices höher stehen würden. Doch es dauere mindestens 15 Monate bis man die alten Hochs erreichen werde, so der Fondsmanager weiter.


Eine optimistische Ansicht!
Lt. Goldman Sachs befindet sich der Technologiesektor augenblicklich in der Phase den Boden auszutesten. Noch wird nicht den Investoren dazu geraten kopfüber in dieses Segment zurüchzukehren, die Einstellung zu dem Segment erhalte jedoch mehr einen neutralen und teilweise auch positiven Grundton. Die deutlichen Upgrades von Siebel Systems und IBM seien lt. Goldman der Anfang eines Prozesses, in dem die Einschätzungen zu den Unternehmen wieder optimistischer werden.


Grundlage für eine dauerhafte ansteigende Performance muss die Wirtschatsentwicklung bringen. Dieser wird jedoch, wie an der Börse üblich vorgegriffen!Die Meinung eines FES Mitglieds:

Der Federal Reserve Vice Chairman Fergurson ist der Meinung, dass es zu früh sei, den Sieg auszurufen. Die Wirtschaft brauche Zeit, um sich wieder zu beruhigen. Niemand könne sagen, wie weit die Zinsen fallen müssten, um das Wachstum der Ausgaben, welches momentan noch sehr schwach sei, wieder anzukurbeln. Die überraschende Zinssenkung wurde durch die bedenken der FED in Bezug auf die Kapital Investments und die Konsumentenausgaben vollzogen. Nicht wenige Volkswirtschaftler erwarten am 15 Mai einen weiteren Zinsschritt der FED.

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