Kommentar
12:12 Uhr, 20.07.2018

Analysten sind ein optimistisches Volk

Gerne streichen Analysten und Wirtschaftsjournalisten die negativen Dinge heraus. Wenn es aber hart auf hart kommt, knicken sie ein und sind plötzlich optimistisch.

Im konkreten Fall geht es um die Experten, die von der Notenbank regelmäßig befragt werden. Sie geben ihre Prognosen für die Inflationsrate, Arbeitslosenrate und Wirtschaftswachstum ab. Analysiert man die Daten, kommt man zu zwei Erkenntnissen. Erstens: Die meisten Prognosen treffen nie ein. Zweitens: Die Prognosen sind zu optimistisch.

Momentan wird die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession als ziemlich klein angegeben. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Wirtschaft im letzten Quartal 2018 schrumpft, wird derzeit auf 11 % taxiert (schwarze Linie in Grafik 1). Die Wahrscheinlichkeit für das gleiche Szenario, nur eben Mitte 2019 (gründe Linie), liegt wenig höher. Hier kommt ein Wert von 15,6 % zustande.

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Die Wahrscheinlichkeit für negatives Wachstum steigt kurz vor einer Rezession an. Dies gilt vor allem für die kurzfristigen Wahrscheinlichkeiten, also auf Sicht von 1-2 Quartalen. Wenn es um einen längeren Zeithorizont geht, kommt die Wahrscheinlichkeit kaum vom Fleck.

Grafik 2 zeigt die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession vier Quartale nachdem die Prognostiker befragt wurden. Der Wert schwankt zwischen 10 % und 30 %. Noch nie hat sich die Masse getraut, in vier Quartalen einmal eine Rezession bzw. negatives Wachstum zu sehen.

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Grafik 2 hat die Prognose zudem vorverlegt, sodass Rezession und die höchste Wahrscheinlichkeit zusammenfallen sollten. Bis 1990 funktioniert das ganz gut. Seither ist die Fehlerquote enorm, wenn man mal davon absieht, dass generell die Gefahr für negatives Wachstum in einem Jahr immer als gering eingestuft wird.

Prognostiker sind vor allem kurzfristig skeptisch und langfristig optimistisch. Das ist schon etwas kurios. Eigentlich würde man das Gegenteil erwarten.

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1 Kommentar

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  • Newton1642
    Newton1642

    Die US-Wirtschaft wird spätestens im letzten Quartal in eine tiefe Rezession eintreten wie von mir seit Anfang 2017 punktgenau prognostiziert. Die US- Wirtschaft ist bereits in Q1 kaum gewachsen. Legt man die Massstäbe der deutschen VGR zugrunde, ist die US-Wirtschaft bereits in Q1 definitiv nicht gewachsen!

    01:25 Uhr, 22.07. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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