Kommentar
15:30 Uhr, 09.08.2022

An Kaufsignalen für den Markt mangelt es nicht

Die Anzahl an Kaufsignalen ist beinahe erdrückend. Manche sprechen gar von einem neuen Bullenmarkt. Soll man kaufen?

Das wohl wichtigste Kaufsignal kommt vom Financial Conditions Index (FCI) der Notenbank von Chicago. Dieser Index misst, wie angespannt die Lage im Finanzmarkt ist. Je besser die Bedingungen sind, desto mehr Liquidität steht zur Verfügung und Unternehmen und Haushalte können sich einfach Kredit besorgen. Die Notenbank wollte die Geldpolitik straffen und so stieg der Index. Die Bedingungen verschlechterten sich. Seit kurzem fällt der Index wieder und steht nun tiefer als vor einem Monat. Verbessern sich die Bedingungen auf Monatssicht, ist das ein Kaufsignal. Grundsätzlich folgt der Aktienmarkt dem FCI. Entsprechend ist die Strategie, die dem Index folgt, wieder investiert. Wer stur nach dem FCI investiert, schlägt den Markt um Längen und konnte auch einen Großteil des bisherigen Bärenmarktes vermeiden (Grafik 2). Nun hat das Abwarten ein Ende und man sollte wieder kaufen.


Die Bedingungen auf dem Finanzmarkt sind nicht das einzige Signal. Auch Hochzinsanleihen konnten in den letzten Wochen eine Erholung starten. Hochzinsanleihen sind ein Vorlaufindikator für den Aktienmarkt. Auch hier wird grünes Licht gegeben.

Die Marktbreite hat sich ebenfalls deutlich verbessert. Der Anteil an Aktien oberhalb der 200-Tagelinie steigt schnell an (Grafik 3).

Einen so schnellen Anstieg sieht man für gewöhnlich am Ende eines Abwärtstrends. Noch beeindruckender ist der Rebound beim Anteil von Aktien oberhalb der 50-Tagelinie (Grafik 4).

Diese Marktbreite ist so hoch wie seit über einem Jahr nicht mehr. Kleinere Rückgänge wären nun nicht überraschend. Das widerspricht einem Aufwärtstrend nicht. Vielmehr ist es der typische Verlauf. Die Marktbreite steigt zu Beginn eines Trends schnell an und bewegt sich dann seitwärts mit kleineren Rücksetzern.

Wer noch nicht überzeugt ist, kann fast beliebig viele andere Kaufsignale finden. Die vergangenen Bullenmärkte kündigten sich an bzw. wurden bestätigt, wenn der Anteil von Aktien mit 20-Tageshochs 55 % erreicht. Genau das ist gerade geschehen und zeigt Momentum.

Die Beweislast ist geradezu erdrückend. Auch wenn ein neuer Bullenmarkt überhaupt nicht intuitiv ist, sind die technischen Kaufsignale eindeutig. Sollte man daher alles stehen und liegen lassen und kaufen?

Die Verbesserung der Lage ist vor allem auf einen Umstand zurückzuführen. Anleger erwarten, dass die Zinswende ihren Höhepunkt erreicht hat, die zukünftigen Zinsschritte schnell kleiner ausfallen und die Zinsen sogar bald wieder sinken werden. Die Notenbank selbst sieht das anders und dürfte mit Sorge auf den sich verbessernden FCI blicken. Sie will straffere Bedingungen auf dem Finanzmarkt, damit die Inflation sinkt.

Es zeichnet sich ein Kräftemessen zwischen Fed und Anlegern ab. Am Ende wird die Fed gewinnen. Die Markterwartungen erfüllen sich nur dann, wenn die Wirtschaft nun schnell abstürzt. Auch das bedingt eine Fortsetzung der Korrektur. Kurz gesagt: Kurz- bis mittelfristig sind höhere Kurse denkbar. Den Beginn eines neuen Bullenmarktes sehe ich noch nicht.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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