Kommentar
12:30 Uhr, 10.11.2020

An Chinas Aktienmarkt führt kein Weg vorbei

China hat die Krise besser und schneller überstanden als der Westen. Der positive Langfristeffekt ist nicht zu unterschätzen.

China übersteht irgendwie alles. Zuerst waren da Sorgen um die enorme Verschuldung der Unternehmen. Dies Sorgen gibt es seit 10 Jahren. Geplatzt ist die Blase nie. 2015 kam es dennoch zu einer kurzfristigen Kapitalflucht. Der Yuan wertete ab. Auch das überstand China gut. Den meisten Emerging Markets gelingt so etwas nicht, ohne die Devisenreserven aufzubrauchen und die Zinsen massiv zu erhöhen. China überstand auch diese Krise gut. Noch besser überstand China die Coronakrise. Der Einbruch des Wachstums war im ersten Quartal groß. Inzwischen ist die Wirtschaftsleistung über dem Vorkrisenniveau. Das alles gelang ohne Konjunkturprogramme, wie sie im Westen aufgelegt wurden. Hierzulande steigen die Staatsausgaben rasant an und die Verschuldung explodiert. China gibt nun auch nicht gerade weniger als vor der Krise aus, doch insgesamt sind die Stützungsmaßnahmen sehr moderat.

Im Vergleich zum Westen steht China nun deutlich besser da. Das macht China als Anlageland interessant. Das gilt nicht nur für den Aktienmarkt. Anleger kommen auch bei Anleihen um China nicht herum. China ist eine der wenigen Volkswirtschaften, die noch positive Realzinsen zahlen.


Man bekommt zwar in einigen Ländern höhere Zinsen wie etwa in Brasilien. 4 % Realzins bringt aber wenig, wenn die Währung tendenziell abwertet und das derzeit mit mehr als 10 % pro Jahr. Chinas Währung ist stabil, die Leistungsbilanz ist positiv und die Devisenreserven sind üppig.

Immer mehr Investoren entdecken chinesische Staatsanleihen, vermutlich aus purer Verzweiflung. Bei negativen Realzinsen im Bereich von -0,5 % bis -2,5 % ist die Anlage einfach nicht attraktiv. So könnte ein sich selbst verstärkender Trend entstehen. Anleihen sind attraktiv, Kapital fließt ins Land, die Währung wertet auf und so wird der Gewinn noch größer.

Die meisten Anleger haben natürlich nicht Anleihen im Blick, sondern Aktien. Hier ist ein ähnliches Phänomen zu beobachten. Der Aktienmarkt hielt sich während der Krise relativ gut. Die Performance schlägt die des S&P 500 und Dax deutlich (Grafik 2).


Der chinesische Aktienmarkt ist im Vergleich zu Europa und den USA günstiger bewertet. Dazu wächst die Wirtschaft schneller und der Umbau der Wirtschaft zu mehr Konsum und weniger Exportabhängigkeit kommt voran. Etwaige weitere Streitereien mit den USA können wirtschaftlich immer besser überstanden werden.

China hat ein politisches Risiko. Das darf man nicht vergessen. Zuletzt musste der Börsengang von Ant Financial abgesagt werden. Dem Staat gefällt die enorme Größe und die Marktmacht nicht. Der Börsengang kommt vermutlich noch, aber Unternehmen können jederzeit ins Blickfeld der Politik geraten. Setzt man jedoch auf Index ETFs (z.B. iShares Core CSI 300 ETF) und nicht auf Einzelwerte ist das Risiko gestreut.

Aus wirtschaftlicher Sicht ist der chinesische Aktienmarkt interessant. Die Langfristperspektiven sind gut. Im Westen droht hingegen Stagnation. Wer China ignoriert, verzichtet auf Rendite.

Clemens Schmale


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    China hat ein politisches Risiko und viel Viren.

    12:48 Uhr, 10.11.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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