Analyse
06:48 Uhr, 01.03.2023

AMC - 1 Mrd. USD weg, aber Popcorn bei WALMART

Oweia, AMC! Auch 2022 hat die Kinokette massiv Geld verbrannt. Nun steht Mitte März ein wichtiges Event an. Kommt das Management mit seinen Verwässerungsplänen weiter durch?

Erwähnte Instrumente

  • Bed Bath & Beyond Inc. - WKN: 884304 - ISIN: US0758961009 - Kurs: 1,410 $ (Nasdaq)
  • AMC Entertainment Holdings Inc - WKN: A3D7MZ - ISIN: US00165C3025 - Kurs: 7,140 $ (NYSE)

Die Börse schreibt doch wirklich die skurrilsten Geschichten. Fast täglich gibt es hier Entertainment pur. Gerade die Kinokette AMC sorgt regelmäßig für Schlagzeilen, meist negative. Um gute Stimmung vor der Bekanntgabe der Jahreszahlen 2022 zu verbreiten, sah sich das AMC-Management gestern anscheinend genötigt, seine Aktionäre zu informieren, dass es ab 11. März exklusiv bei Walmart das "AMC Theatres all-new home Popcorn" geben werde und zwar in drei Geschmacksrichtungen: Classic Butter, Extra Butter und Lightly Salted. Neben der klassischen Variante werden die drei Geschmackssorten auch als Mikrowellenpopcorn angeboten.

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Quelle: AMC

AMC-Popcorn in einem Supermarkt als Rettungsplan? Ich hoffe, das ist nicht alles, was das Management noch in petto hat. Denn der Jahresbericht von AMC fiel wieder einmal enttäuschend aus. Das Beste vorneweg: Die Umsätze erholten sich gegenüber 2021 deutlich von 2,53 auf 3,91 Mrd. USD. Dennoch gelang es dem Management nicht, daraus Kapital zu schlagen. AMC arbeitet immer noch stark defizitär.

Der Nettoverlust türmte sich auch 2022 auf 974 Mio. USD, bereinigt waren es 728 Mio. USD. Nach einem Minus von 706,5 Mio. USD im Jahr 2021 stieg der Barmittelabfluss gemessen am Free Cashflow sogar auf 830,5 Mio. USD. Verheerend: Der Cashbestand schrumpfte innerhalb eines Jahres von 1,59 Mrd. auf 0,63 Mrd. USD. Dem stehen trotz zahlreicher Verwässerungen immer noch langfristige Schulden von rund 5,2 Mrd. USD gegenüber. In einem einzigen Geschäftsjahr ist der Barmittelbestand von AMC also um 960 Mio. USD zusammengeschmolzen. Gelingt es dem Management 2023 nicht, den Cashburn massiv zu senken, dürfte es spätestens 2024 eng für das Unternehmen werden.

Auch deswegen appelieren die Verantwortlichen weiterhin an die Aktionäre, der geplanten Zusammenlegung der AMC- und APE-Aktiengattungen am 14. März zuzustimmen. Nur dann wäre der Weg für weitere Verwässerungen und eine Lebenszeitverlängerung des Unternehmens geebnet. Nach aktuellem Stand ist es aber selbst am 14. März nicht sicher, dass der Plan durchgeht. Denn aufgrund einiger Klagen könnte sich die mögliche Zusammenlegung beider Aktiengattungen bis in den April hinein verschieben. Dies wiederum hatte zu einem weiteren Short-Squeeze bei den AMC-Aktien geführt, die zwischenzeitlich sogar astronomische Kurse um 8 USD erreicht hatte.

Astronomische Bewertung

Wie weit sich der Kurs bereits wieder von der wirtschaftlichen Realität entfernt hat, zeigt folgendes Rechenbeispiel. Gehen wir davon aus, die Aktienzusammenlegung klappt und es gibt am Ende 1,45 Mrd. Aktien bzw. nach der Aktienzusammlegung 145 Mio. Dann würde der aktuelle Kurs von gut 7 USD bzw. nach dem Reversesplit 70 USD einer Marktkapitalisierung von 10,15 Mrd. USD entsprechen. Über 10 Mrd. USD für ein stark überschuldetes Unternehmen mit einem Cashbestand von nicht einmal mehr 700 Mio. USD! Weitere Verwässerungen, die das Management ja bereits angekündigt hat, sind dabei noch gar nicht berücksichtigt.

Beispiele wie das von Bed Bath & Beyond haben gezeigt, wie weit sich Kurse von Fundamentaldaten entfernen können. Zum einen durch Short-Squeezes, zum anderen durch direkte Nachfrage auf der Long-Seite seitens der Privatanleger (Meme-Aktientrader). Am Ende, das kann man wohl festhalten, gewinnt aber immer die Bank. Ich bin gespannt, wie es bei AMC ausgehen wird.

Bed Bath & Beyond-Aktie
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Fazit: Die Bewertung der AMC-Aktie ist jenseits von Gut und Böse. Das nächste wichtige Event wird die außerordentliche HV am 14. März sein. Wer von einem Durchwinken der Aktienzusammenlegung ausgeht, könnte kurzfristig vor dem Event APE-Aktien kaufen und auf eine Annäherung beider Kurse setzen. Die Gefahr: Scheitert die Abstimmung, könnte die Aktiengattung schnell wieder in den Pennystockbereich abrutschen. Ein Short bei der AMC-Aktiengattung bleibt indes riskant, das haben die vergangenen Tage gezeigt.

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Über den Experten

Bastian Galuschka
Bastian Galuschka
Chefredakteur

Bastian Galuschka ist seit über 20 Jahren an der Börse aktiv. Er entdeckte bereits zu Schulzeiten seine Leidenschaft für die Börse. Über fünf Jahre lang war der Diplom-Volkswirt als Redakteur bei einem bekannten Anlegermagazin tätig und verantwortete dort den Bereich Charttechnik. Seit März 2013 verstärkt er die Redaktion der stock3 AG. Bastian Galuschka kombiniert bei seinen Analysen gerne Fundamentaldaten mit charttechnischen Aspekten. Gerade im Smallcapbereich hat sich der Analyst über viele Jahre ein fundiertes Wissen aufgebaut. Seit Juni 2023 ist Galuschka Chefredakteur von stock3.

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