Analyse
14:30 Uhr, 19.07.2022

ALLGEIER – Sportliche Bewertung und Bafin-Untersuchung

Ein eher suboptimales Chance-/Risiko-Verhältnis weist derzeit das Papier von Allgeier auf. Gleich mehrere Faktoren kommen zusammen, die Anleger eher vorsichtig stimmen sollten.

Erwähnte Instrumente

  • Allgeier SE
    ISIN: DE000A2GS633Kopiert
    Kursstand: 32,100 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • Allgeier SE - WKN: A2GS63 - ISIN: DE000A2GS633 - Kurs: 32,100 € (XETRA)

Klar, das Management von Allgeier hat die letzten Jahre eine tolle Erfolgsgeschichte geschrieben. Doch hohe Firmenwerte in der Bilanz, Finanzschulden und eine offene Bafin-Untersuchung sind nicht gerade die Kombination, die in Krisenzeiten Anleger jubeln lässt.

Die Bafin-Untersuchung ist das geringste Problem

Der Bafin-Untersuchung messe ich dabei das aktuell geringste Problem zu. Hier soll untersucht werden, ob Allgeier die Abspaltung von Nagarro korrekt bilanziert hat und ob man dies auch zum richtigen Zeitpunkt getan hat. Selbst wenn es zu Beanstandungen kommen sollte, dürfte das keinen großen Einfluss auf das operative Geschäft nehmen. Die Untersuchung erscheint mir eher als ein unangenehmes Ärgernis.

Kritischer sollten Anleger eher hinterfragen, ob die 278 Mio. EUR Firmenwerte, die per 31. März in der Bilanz stehen, auch bei einer wirtschaftlichen Eintrübung Bestand haben werden. Diese übersteigen das Eigenkapital von 165 Mio. EUR aktuell bei weitem. Keine Überlegung, die man sich in guten Zeiten machen muss, aber wenn es hart auf hart kommt, stellt dies ein Risiko dar.

Insbesondere ist das Risiko greifbar, wenn sich Anleger die Verschuldung vor Augen halten. Rund 115 Mio. EUR hat man aktuell offen. Auch kein Problem in guten Zeiten. Aber das Geschäftsmodell, welches stark auf Buy & Build und zahlreiche Übernahmen setzt, könnte dadurch etwas ausgebremst werden. Die Banken schauen mittlerweile genauer hin und würden bei weiteren Übernahmen sicherlich auch gerne eine Eigenkapitalspritze sehen. Die Verschuldung mit dem zweifachen EBITDA geht in normalen Zeiten aber voll in Ordnung.

Ein KGV von etwa 24 für das laufende Jahr und 16 für das Jahr 2023 sind auch nicht mehr aus der Welt. Dennoch, es finden sich attraktivere Unternehmen am Markt, die aktuell weniger Risiko in den Büchern haben.

Fazit: Ich empfehle Anlegern aktuell eher einen Blick auf Cancom. Hier ist genau das Gegenteil der Fall. Das Unternehmen hat viel Cash für günstige Übernahmen in der Hinterhand und ist kein Bittsteller bei den Banken. Zudem könnte Cancom mit dem schnell wachsenden Cloud-Geschäft punkten, das sich besser prognostizieren lässt als die Beratungsumsätze von Allgeier. Wer die Aktie im Depot hat, kann sie aber halten. Der Text stellt ausdrücklich keine Verkaufsempfehlung dar.

Jahr 2021 2022* 2023e*
Umsatz in Mio. EUR 403,00 490,00 550
Ergebnis je Aktie in EUR 1,80 1,35 2,00
Gewinnwachstum -25,00 % 48,15 %
KGV 18 24 16
KUV 0,9 0,7 0,7
PEG neg. 0,3
*e = erwartet, Berechnungen basieren bei
US-Unternehmen auf Non-GAAP-Daten
Allgeier SE
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Über den Experten

Sascha Gebhard
Sascha Gebhard
Redakteur

Sascha Gebhard hat nach einer klassischen Ausbildung zum Bankkaufmann im Laufe der Jahre bei verschiedenen Banken gearbeitet. Er absolvierte neben dem Beruf die Studiengänge zum Diplom-Betriebswirt (VWA) sowie den Finanz- und Investment Ökonom (VWA). Von 2008 bis 2016 war er als Eigenhändler auf eigene Rechnung an den Finanzmärkten aktiv. Weiterhin publizierte er für verschiedene Finanzverlage und schrieb zahlreiche Fachartikel rund um das Thema Börse. Die in den jeweiligen Diensten geführten Realgeld- sowie Musterdepots konnte stets überdurchschnittliche Renditen erwirtschaften. Sein Steckenpferd ist seit jeher der deutsche Aktienmarkt, wo er bestens vernetzt ist, und eine Vielzahl an Unternehmen bereits seit mehr als 15 Jahren aktiv verfolgt. Seit 2022 ist Sascha Gebhard fester Bestandteil des Redaktionsteams von stock3. Im Premium-Service Trademate betreut er das Depot "Deutsche Aktien".

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