Kommentar
12:00 Uhr, 17.06.2022

Aktiensplit bei Tesla, bullische Prognose bei Oracle, schwacher Ausblick bei Adobe – Wie geht’s weiter bei diesen Technologieaktien?

Nachdem der Nasdaq Composite in den vergangenen Wochen eingebrochen war, hatte die Fed-Sitzung nur für eine kurze Erholung gesorgt. Umso größer werden die Ängste der Besitzer der Aktien von Tesla, Oracle und Adobe, selbst wenn die Unternehmen teilweise gute Nachrichten geliefert haben.

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Die Panik bei vielen Besitzern von US-Aktien, gerade von Technologiewerten, nimmt rapide zu. Schließlich hatte die Fed-Sitzung vom Mittwoch, 15. Juni nur für eine kurze Erholung bei S&P500 und Nasdaq gesorgt. Weil die Aussagen von Fed-Chef Jay Powell Rezessionssorgen geschürt hatten, waren die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen eingebrochen, woraufhin Investoren bei US-Aktien, gerade den Technologiewerten zugegriffen hatten und es zu einem Kurssprung nach oben kam Der Gedanke der Investoren: Je stärker die Fed die Leitzinsen in den nächsten Monaten anheben sollte, umso schneller wird die US-Wirtschaft in eine Rezession abrutschen, woraufhin die Fed gezwungen sein wird, die Leitzinsen schnell und kräftig zu senken und erneut ein massives QE-Gelddruckprogramm aufzulegen, was die Aktienmärkte wieder nach oben treiben soll. Nachdem die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen aber tags darauf schon wieder nach oben geschossen waren, zumal die Schweizerische Nationalbank mit einer überraschenden Zinserhöhung um 50 Basispunkte (0,5 Prozentpunkte) und die englische Notenbank mit einer Erhöhung um 25 Basispunkte für kräftigen Aufwärtsdruck bei den US-Zinsen gesorgt hatten, sind S&P500 und Nasdaq wieder nach unten gerauscht...

Aktiensplit bei Tesla

Das ist ein denkbar schlechtes Umfeld für Tesla. Ich habe wiederholt gesagt und geschrieben, dass Tesla für mich das Paradebeispiel für die riesige Blase am US-Aktienmarkt ist. Tesla hatte am Freitag, 10. Juni in einem Schreiben an die US-Börsenaufsicht SEC einen Aktiensplit im Verhältnis 1 zu 3 angekündigt. Dem Vorschlag soll die Hauptversammlung am 2. August zustimmen.

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Für mich sind die neuen Pläne von Tesla-Chef Elon Musk eine reine Verzweiflungstat. Nachdem die Aktie des Herstellers von Elektroautos in den vergangenen Monaten eingebrochen ist, will meiner Meinung nach Musk irgendetwas tun, um das Papier wieder nach oben zu treiben. Die Nachricht von dem geplanten Split hatte die Aktie allerdings nur ein paar Stunden gestützt, anschließend ist das Papier in einem schwierigen Börsenumfeld wieder nach unten gerauscht.

Eines ist klar: Zwar stützen Pläne von einem Aktiensplit üblicherweise eine Aktie, zumindest kurz, nicht zuletzt weil Privatanleger zugreifen. Allerdings ändert sich dadurch am fundamentalen Geschäft von Tesla überhaupt nichts. Musk selbst hatte am darauffolgenden Montag an sein Führungsteam geschrieben, dass das zweite Quartal ein „sehr hartes Quartal“ gewesen sein, aufgrund der Lieferkettenschwierigkeiten und der Produktionsprobleme in China aufgrund der Lockdowns.

Ich mache mir zudem immer mehr Sorgen, dass die heraufziehende Rezession in den USA und der Weltwirtschaft insgesamt, das Geschäft von Tesla erheblich belasten dürfte. In einem Umfeld, in dem die hohen Inflationsraten und die gleichzeitig stark steigenden Zinsen Verbraucher und Unternehmen massiv belasten, werden sich die potenziellen Autokäufer, seien es Konsumenten, oder Unternehmen zwei Mal überlegen, ob sie sich ein neues Fahrzeug von Tesla kaufen, dass im Schnitt mehr als 50.000 Dollar kostet. Dabei hat der Konzern zuletzt einmal mehr Preiserhöhungen um mehrere tausend Dollar pro Fahrzeug angekündigt.

Umso mehr macht die Bewertung von Tesla mit einem Börsenwert von 662,6 Mrd. Dollar überhaupt keinen Sinn. Damit ist Tesla mit dem 31,7-Fachen des 2023er-Gewinns vor Zinsen und Steuern (Ebit) bewertet. Das ist viel, viel zu hoch. Ich gehe daher davon aus, dass sich nach der zwischenzeitlichen kurzen Erholung die Talfahrt der Aktie in Richtung 500 Dollar und anschließend deutlich darunter beschleunigen sollte. Für mich bleibt das Papier damit auf Crash-Kurs.

Oracle-Aktie spring nach Zahlenvorlage nach oben

Im Fokus der Investoren stand in der vergangenen Woche auch Oracle, nachdem der Softwareriese am Montagabend Zahlen vorgelegt hatte. Daraufhin hatte die Aktie einen kräftigen Sprung nach oben gemacht hat, nachdem sie kurz zuvor noch auf 16-Monats-Tiefs gesunken war.

Der Anbieter von Software für Unternehmenskunden, vor allem Datenbanksystemen, hat im per Ende Mai beendeten vierten Quartal des Geschäftsjahres 2021/22 den Umsatz um 5 Prozent auf 11,84 Mrd. Dollar gesteigert und damit die Schätzungen der Analysten von knapp 11,7 Mrd. Dollar leicht übertroffen. Währungsbereinigt lag das Plus sogar bei 10 Prozent, das war das stärkste organische Wachstum, also bereinigt um Zukäufe, seit 2011 – genau auf diese Kennzahl achten Investoren und Analysten üblicherweise stark.

Für Begeisterung bei Investoren hat zudem gesorgt, dass das Cloud-Geschäft um 19 Prozent auf 2,9 Mrd. Dollar gewachsen war, währungsbereinigt waren es sogar 22 Prozent. Wegen kräftiger Kostensteigerungen, gerade in Wachstumsinvestitionen für das Cloud-Geschäft, war der bereinigte operative Gewinn auf Konzernebene allerdings um lediglich 3 Prozent auf 5,6 Mrd. Dollar gestiegen. Das entsprach dennoch einer operativen Marge von stattlichen 47 Prozent.

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Bullische Prognose

Auf der Analystenkonferenz gab sich Finanzchefin Safra Catz optimistisch, zumal der in der zweiten Juni-Woche abgeschlossene 28,3 Milliarden Dollar schwere Kauf des IT-Hauses Cerner, das sich vor allem auf den Gesundheitssektor fokussiert, das Wachstum bei Oracle weiter ankurbeln soll. Dabei machte Catz klar, dass der Anstieg des bereinigten Gewinns je Aktie bei gleichzeitiger Beschleunigung des Umsatzwachstums im Cloud-Bereich ganz oben auf der Agenda steht.

Zwar räumte die Finanzchefin ein, dass die Unsicherheit über die Konjunkturentwicklung zugenommen habe. Zudem führe die Einstellung des Geschäfts in Russland und anderer Anpassungen in der Region dazu, dass die dortigen Umsätze um rund 100 Mio. Dollar pro Quartal sinken würden.

Dennoch soll der Umsatz im laufenden Quartal, inklusive Cerner, um 17 bis 19 Prozent zulegen, währungsbereinigt sind 20 bis 22 Prozent geplant. Dabei sollen die Erlöse im Cloud-Geschäft um 44 bis 44 bis 47 Prozent nach oben schießen, währungsbereinigt um 47 bis 50 Prozent.

Wie könnte es mit der Aktie weitergehen? Mit einem KGV von lediglich 12 auf Basis der 2023er-/24er-Schätzungen ist das Papier zwar niedrig bewertet, zumal der Konzern eine prächtige operative Marge erwirtschaftet. In einem Umfeld, in dem der US-Aktienmarkt insgesamt auf Talfahrt bleiben dürfte, während Investoren gerade die hochbewerteten Technologieaktien weiter kräftig verkaufen dürften, dürften Investoren auch bei Oracle schon bald wieder den Verkaufen-Knopf drücken. Da dürfte es nicht viel nutzen, dass Oracle viel niedriger bewertet ist als viele andere US-Tech-Aktien. Denn in einem Rezessionsszenario ist das Risiko groß, dass viele Unternehmen kräftig auf die Investitionsbremse treten dürften, was auch das Geschäft von Oracle künftig deutlich beeinträchtigen sollte.

Schwacher Ausblick bei Adobe

Hingegen ist die Adobe-Aktie nach der Vorlage der Ergebnisse am Donnerstagabend eingebrochen und liegt damit in der Nähe des Zwei-Jahres-Tiefs. Der Softwarekonzern, der beispielsweise für seine Pdf-Lösung „Acrobat Reader“ und das Bildbearbeitungsprogramm „Photoshop“ bekannt ist, hat im per 3. Juni beendeten zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2021/22 den Umsatz um 14 Prozent auf den Rekord von 4,39 Mrd. Dollar gesteigert. Das lag leicht über den Schätzungen der Analysten von 4,34 Mrd. Dollar. Der bereinigte operative Gewinn kletterte um 12 Prozent auf 1,97 Mrd. Dollar, was einer Marge von 45 Prozent entspricht.

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Wenig begeistert waren Investoren hingegen vom Ausblick. Vorstandschef Shantanu Narayen warnte, dass der starke Dollar den Umsatz im dritten und vierten Geschäftsquartal des Fiskaljahres um insgesamt 175 Mio. Dollar drücken werde. Zudem soll die Saisonalität diesmal das dritte Quartal stärker belasten als üblich, woraufhin der Anstieg im vierten Quartal stärker sein soll als sonst.

Daher soll der Umsatz im laufenden Quartal rund 4,43 Mrd. Dollar erreichen, was leicht unter den Schätzungen der Analysten von 4,51 Mrd. Dollar liegt. Für das Gesamtjahr ist ein Erlös von 17,65 Mrd. Dollar geplant, was ebenfalls unter dem Konsens von 17,85 Mrd. Dollar liegt. Den bereinigten Gewinn je Aktie sieht Narayen bei 13,50 Dollar, wohingegen Analysten bislang von 13,66 Dollar ausgegangen waren.

Dass die Prognose für den Gewinn je Aktie nach dem Bilanzierungsstandard US-GAAP bei nur 9,95 Dollar liegt, und der „tatsächliche“ Gewinn damit um 26,3 Prozent unter dem bereinigten liegen soll, sei nur am Rande erwähnt. Verantwortlich für die Lücke sind die Bezahlung von Mitarbeitern über Aktienoptionen, sowie Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte.

Schwache Weltwirtschaft schlägt durch

Die Aussagen des Vorstandschef schüren bei Investoren die Sorgen, dass der Konzern die schwache Weltwirtschaft stärker zu spüren bekommen dürfte als erwartet, woraufhin sich Unternehmen bei Investitionen zurückhalten dürften, zumal der Firmenlenker Anleger bereits mit einem schwachen Ausblick auf das zweite Quartal enttäuscht hatte. Gleichzeitig dürfte der Wettbewerbsdruck auf Adobe durch Salesforce und Twilio weiter zunehmen.

Eine schwache Prognose in einem Umfeld, indem der Gesamtmarkt und gerade die US-Technologieaktien ohnehin kräftig auf Talfahrt sind, ist eine denkbar schlechte Kombination. Meiner Meinung sollte daher die Talfahrt bei der Adobe-Aktie weitergehen, zumal sie mit einem 2023er-KGV – auf Basis der Schätzungen für den bereinigten Gewinn je Aktie, versteht sich - von 21,5 hoch bewertet ist.

In der nächsten Woche stehen keine wichtigen Zahlen von US-Technologiefirmen auf dem Kalender. Allerdings würde es mich nicht überraschen, wenn andere Unternehmen Microsoft nachfolgen würden und zumindest aufgrund des starken Dollar Gewinnwarnungen abgeben würden. Gleichzeitig dürften viele Investoren weiterhin stark auf die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen schauen. Je stärker die Zinsen nach oben schießen sollten, während gleichzeitig die Rezessionssorgen der Investoren weiter kräftig zunehmen dürften, umso mehr Gegenwind würden die US-Technologieaktien bekommen.

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