Analyse
19:58 Uhr, 24.04.2018

Aktienmarkt tritt auf der Stelle - warum?

Es ist schon verhext. Zum vierten Mal in dieser Korrektur scheitert der S&P 500 an seiner 50-Tage-Linie. Jedes Mal gab es dafür einen Grund. Auch diesmal.

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 2.632,07 Pkt (Chicago Mercantile Exchange) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 2.632,07 Pkt (Chicago Mercantile Exchange)

Mit den Gründen ist das natürlich so eine Sache. Die einen finden für alles immer einen Grund, die anderen negieren, dass man kurzfristige Kursbewegungen wirklich begründen kann. Heute wird jedenfalls wieder ein Grund in den Medien herumgereicht: die Zinsen.

Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen erreichte während des Handelstages die Marke von 3 %. Das gab es schon lange nicht mehr. Genau genommen gab es das seit Dezember 2013 nicht mehr. Das ist fast schon eine kleine Sensation, aber eben nur fast.

Kommentatoren begründen den heutigen Trendwechsel an der Börse jedenfalls mit diesem horrenden Zinssatz. Persönlich halte ich davon nichts. Das Zinsniveau ist nach wie vor historisch niedrig. Das zeigt die langfristige Entwicklung der Zinsen (siehe Grafik). Viel wichtiger ist aber, dass der Realzins immer noch historisch niedrig ist.

Nominalzinsen – vereinfacht ausgedrückt – können stehen wo sie wollen. Das hat wenig Bedeutung. Wesentlich ist der Realzins, den Staat, Unternehmen und Konsumenten zahlen müssen. Dieser ist bei ca. 0,5 %, also nahe Nulls.

Höhere Nominalzinsen können im Einzelfall problematisch sein. Allgemein sind Nominalzinsen jedoch nicht sehr relevant. Konsumenten können im Durchschnitt damit rechnen, dass ihre Einkommen zumindest so stark steigen wie die Inflation.

Inflation ist der Anstieg von Preisen von Produkten. Mit anderen Worten: Unternehmen haben die Preise für ihre Produkte erhöht, wenn es Inflation gibt. Damit erwirtschaften sie auch mehr Umsatz und können ihre Marge konstant halten. Auch sie sollten einen nominalen Zinsanstieg ausgleichen können, wenn die Inflation entsprechend mitzieht.

Steigen die Einnahmen von Unternehmen und Einkommen von Konsumenten, steigen auch die Steuereinnahmen. Auch der Staat hat nur ein Problem, wenn der Realzins steigt.

Die Effekte sind nicht proportional und homogen verteilt. Im Einzelfall können höhere Nominalzinsen schmerzhaft sein. Insgesamt ist der bestimmende Faktor aber der Realzins. Deswegen halte ich Panik wegen 3 % Nominalzins für fehlgeleitet. Trotz hoher Verschuldung war und ist das Wachstum hoch genug, sodass ein Realzins von 1,5-2 % getragen werden kann. Davon sind wir noch weit entfernt. Erst ab dieser Grenze würde ich mir ernsthafte Sorgen machen.

Ob der Markt heute wegen der magischen 3 % fällt – wer weiß das schon. Mittelfristig ist diese Zahl von geringer Bedeutung.

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    <<Allgemein sind Nominalzinsen jedoch nicht sehr relevant. Konsumenten können im Durchschnitt damit rechnen, dass ihre Einkommen zumindest so stark steigen wie die Inflation.<< Aha. Rentner, Sparer, Arbeitslose, Niedriglöhner, Vermieter in ungünstiger Lage, Aktionäre in einer Aktienbaisse, und manch andere,- können im Durchschnitt damit rechnen, dass ihre Einkommen zumindest so stark steigen wie die Inflation? Klares Nein! Allein die Erträgnislosigkeit von Anleihen seit vielen Jahren widerspricht Ihrer Vermutung. Dies betrifft weltweit hunderte Millionen Menschen.

    20:00 Uhr, 30.04.2018

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Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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