Kommentar
18:15 Uhr, 11.05.2020

Aktienmarkt: Sehen wir neue Allzeithochs früher als gedacht?

Zu Wochenbeginn sieht es erst einmal nicht danach aus, doch der Markt hat theoretisch noch etwas Luft nach oben.

Als Anleger muss man lebenslanges Lernen mögen. Selbst wenn man seit vielen Jahren das Geschehen aktiv verfolgt, kann man immer wieder überrascht werden. Das ging in dieser Krise auch Warren Buffett so. Wie er es ausdrückte: Ich brauchte 89 Jahre, um diese Erfahrung zu machen. Das sagt viel darüber aus wie ungewöhnlich die Lage ist. Der Markt widersetzt sich beharrlich gegen eine großangelegte zweite Verkaufswelle. Jeder andere große Crash, ob 1929, 1987 oder 2008, zeigte eine zweite Abwärtsbewegung. Das gilt nicht nur für die großen Crashs, sondern auch für viele kleinere. Statt Verkaufswelle gibt es höhere Kurse. Das muss man akzeptieren und es gibt wahrschlich schlimmeres als steigende Kurse. Viele bleiben jedoch skeptisch. Die Marktbreite ist immer noch niedrig. Nur etwas mehr als 20 % aller S&P 500 Aktien befinden sich oberhalb der 200-Tage-Linie...


Dafür ist die Volatilität weiter auf dem Rückzug (Grafik 3). Sie ist inzwischen weit von Panikniveaus entfernt. Für Anleger, die nicht investiert sind, ist das eine Nervenprobe. Der Markt steigt, die Schwankungen gehen zurück. Die Versuchung jetzt doch noch einzusteigen wird immer größer.

Viele sind aber noch nicht eingestiegen. Das bärische Sentiment ist in den USA immer noch sehr hoch (Grafik 4). Der Markt bildet für gewöhnlich seine Tiefs im größten Pessimismus aus. Der Markt ist weit gestiegen und Anleger sind immer noch pessimistisch.

Das zeigt sich auch anhand von ETFs (Grafik 5). Der größte S&P 500 ETF (mit dem Symbol SPY) gibt je nach Nachfrage Anteile aus oder reduziert die ausstehende Anzahl. Typisch für einen Abverkauf ist zunächst ein Anstieg (Schnäppchenjäger). Die Rallye wird jedoch schnell wieder verkauft, weil viele eben von erneut fallenden Kursen ausgehen. Kommen diese dann nicht, wird wieder zu höheren Kursen gekauft.

Genau diese letzte Phase hat immer noch nicht stattgefunden. Genau das braucht es aber, damit der Markt nicht weiter steigt. Solange immer noch viele Anleger mit sich hadern, ob sie einsteigen sollen, gibt es Käufer. Einer nach dem anderen wird schwach und steigt ein. Das verlängert die Lebensdauer der Rallye.

Aktuell gibt es noch Nachholbedarf. Nach einer so stattlichen Rally ist das ungewöhnlich. Man lernt eben nie aus. Es ändern aber nichts daran, dass sich der Markt wie immer verhält, nur zeitlich verschoben bzw. in die Länge gezogen. Die letzten Anleger dürften in den kommenden Tagen schwach werden.

Es ist schwer zu sagen wie weit das den Markt noch nach oben treiben wird. Neue Allzeithochs halte ich auf absehbare Zeit für unwahrscheinlich. Etwas Luft hat die Rallye aber noch, aus rein technischen Gründen. Das hat nichts damit zu tun, was der faire Wert ist. Der faire Wert liegt angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung tiefer und die Kurse werden dorthin zurückkehren. Kurzfristig verhindert das das Ausharren der Privatanleger.

Clemens Schmale


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3 Kommentare

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  • Cirrhus
    Cirrhus

    I habe versucht, folgendes unter dem verwandten Artikel von Herrn Weigand zu sagen, aber er blockiert mich aus irgendeinem Grund: Meiner bescheidenen Meinung nach wird es (Dow Jones) ca. 26900 erreichen und dann wieder in den Bereich von 18000 bis 20000 zurückkehren. Ich habe Ihnen vor einem Monat gesagt, dass der erste Teils das wahrscheinlichste Szenario ist, nachdem sich der inverse SKS-Boden gebildet hat. Jetzt können Sie dies wieder löschen, wenn Sie möchten, aber die Meinung Ihrer Leser zu manipulieren ist keine schöne Sache wenn Sie auf der gleichen Seite liegen wie die Anbieter ihrer Handelsplattformen.

    21:28 Uhr, 11.05.2020
  • Data75
    Data75

    Neues ATHs sehen wir in Einzelwerten bereits. Im Nasdaq nur eine Frage von ein paar Tagen. S&P500 heute ganz ruhig das V hochgezogen. Amis sagen wieder danke für den kurzen Rücksetzer aber länger als ein paar Stunden halten die Rücksetzer in diesen "Weltsystemcrashzeiten" nicht.

    19:45 Uhr, 11.05.2020
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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