Kommentar
08:32 Uhr, 10.05.2019

Aktienmarkt: Kein Ende der Hängepartie

Der Aktienmarkt hat trotz laufender Korrektur in diesem Jahr eine beachtliche Performance vorzuweisen. Anleger haben sich klar positioniert, doch nach dem jüngsten Notenbankentscheid geht die Hängepartie weiter, die sich hinter den Kulissen abspielt.

Bei der Hängepartie geht es um den mittelfristigen Ausblick. Kurzfristig wissen wir, was Anleger von der Lage halten. Erst waren sie euphorisch, jetzt wegen kurzfristiger Neuigkeiten etwas verunsichert. Das dürfte sich allerdings als Rauschen herausstellen. Es gibt auch wenig Grund für Trübsal. Die US-Wirtschaft scheint immer noch gut zu laufen. Jobs werden weiterhin geschaffen und die Arbeitslosenrate ist so niedrig wie seit 1969 nicht mehr.

Zu meckern gibt es wenig, wenn man die aktuelle Lage beurteilt. Früher oder später wird allerdings wieder der Ausblick in den Fokus rücken. Vielleicht sehen wir das gerade. Trumps Zolldrohung hat Risiken für die Wirtschaft wieder hervorgehoben.

Es ist zu früh, um wirtschaftliche Folgen schon abschätzen zu können. Das steht noch in den Sternen. Noch Ende April gab es aber einen Funken Hoffnung auf Klarheit. Ende April konnte die Zinskurve nach oben ausbrechen (Grafik 1). Der Spread der 10- zu 2-jährigen Anleihen löste sich aus seiner Range, die seit Ende 2018 galt. Der Markt fand Mut und hielt eine Fortsetzung des Aufschwungs plötzlich für möglich.


Das war ein Fest. Bis Ende April war nicht sicher, ob die Zinskurve nicht doch noch demnächst invertieren würde. Dann hätten wir auf Sicht von 12-18 Monaten mit dem Beginn einer Rezession rechnen müssen. Der Aktienmarkt verhält sich dann der Erfahrung nach nicht ganz rational. Die Kurse steigen weiter, solange der Spread fällt. Erst, wenn er den tiefsten (negativen) Punkt erreicht hat, beginnt der Markt zu fallen.

So oder so hat der Markt also noch Luft. Durch den Ausbruch des Spreads aus seiner Range gab es jedoch die Hoffnung, dass sich der Bullenmarkt noch jahrelang fortsetzen würde. Dann kam der Notenbankentscheid Anfang Mai. Dieser wirbelte einiges durcheinander. Die letzten Tage haben auch nicht geholfen, denn der Ausblick ist nun noch unsicherer.

Der Markt erwartete eine Andeutung, dass die Fed die Zinsen senken könnte. Diese Andeutung gab es nicht, obwohl die Inflation überraschend stark gefallen ist. Das hat den Markt etwas verunsichert und zu einem Renditeanstieg bei Anleihen gesorgt.

Die Zinskurve ist von zwei Renditen abhängig, der 10- und der 2-jährigen. Da die Fed die Zinsen so schnell nicht senken wird, stieg die Rendite der 2-jährigen Anleihen. Die der 10-jährigen bewegte sich kaum. So wurde der Spread wieder kleiner (Grafik 2) und befindet sich nun wieder in der Range der letzten 5 Monate.

Die Hängepartie geht also weiter. Anleger müssen nicht sofort eine Trendwende (Bärenmarkt) auf dem Aktienmarkt erwarten, auch wenn die Kursverluste der letzten Tage die Stimmung klarerweise drücken. Eine Korrektur ist keine große Trendwende. Solange der Spread kleiner wird bzw. im negativen Bereich immer negativer, tendieren Aktien zu Kursgewinnen. Je früher der Spread negativ wird, desto früher sehen wir auch einen Abschwung, der zu Zinssenkungen führen muss. Der Markt beginnt dann zu drehen. Je früher der Spread invertiert, desto weniger Zeit bleibt dem Bullenmarkt.

Aktuell kann er weitergehen. Das Ablaufdatum hat sich nicht nach hinten verschoben, wie man es Ende April erwarten durfte.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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