Kommentar
07:29 Uhr, 19.03.2018

Aktienmarkt: Erholung in Gefahr durch die Notenbank Fed?

Die Spannung vor Jerome Powells erster Entscheidung als Fed-Chef steigt. Er kann Anlegern die Freude über den Rebound schon nächste Woche ordentlich vermiesen.

Die Notenbank besteht nicht nur aus dem Vorsitzenden, doch ihm kommt eine besondere Rolle zu. Es liegt an ihm, einen Konsens zu finden und zu vertreten. Wie gut Powell das kann, wird er nächste Woche unter Beweis stellen. Anleger hoffen darauf, dass ihm die Aufgabe gut gelingt. Anleger fürchten eine Notenbank, die zukünftig die Zinsen zu aggressiv anhebt.

Schon jetzt ist 2018 eines der volatilsten Jahre der letzten Zeit gewesen. Fast 40 % aller Handelstage zeigten eine Bewegung von mehr als ±1 %. Volatiler war zuletzt das Jahr 2011 (Grafik 1).

Das Jahr ist noch lang und am Ende kann 2018 wieder ganz anders aussehen. Beruhigt sich der Markt und fallen die Tagesschwankungen bis Jahresende nun geringer aus, kann 2018 auch wieder ein sehr moderates Jahr werden. Der Jahresstart allerdings war sehr volatil.

Wie das mit der Bilanzreduktion der Fed zusammenhängt, lässt sich schwer sagen. Grafik 2 zeigt die Summe der Anleihen und Hypothekenpapiere. Die Summe bewegt sich vorhersehbar wie ein Uhrwerk. Bis November 2017 wurden die Bilanzsumme mehr oder minder konstant gehalten. Die Schwankungen kamen aus auslaufenden Anleihen und der Reinvestitionstätigkeit. Jetzt wird weniger reinvestiert. Der Trend zeigt nach unten.

Die bisher größte Reduktion innerhalb einer Woche (20 Mrd.) fiel mit dem Selloff an den Aktienmärkten zusammen. Das wirkt derzeit noch mehr zufällig. Ob das so bleibt, wenn die Notenbank dem Markt erst Monat um Monat 50 Mrd. an Liquidität entzieht, muss man abwarten.

Werden jedoch 50 Mrd. abgezogen und erhöht die Fed die Zinsen aggressiv, wird es für Aktien wohl kritisch. Persönlich sehe ich die Chancen für mehr als drei Zinsschritte nach wie vor als begrenzt an. Der Fed-Chef selbst ist ein Zentrist, keine Taube, kein Falke. Drei Zinsschritte sind weder weich, noch hart.

Unter den Stimmberechtigten gibt es aktuell nur eine richtig ausgeprägte Taube. Lael Brainard steht für niedrige Zinsen wie sonst kaum jemand. Zuletzt äußerte sie sich allerdings durchaus besorgt und könnte unter Umständen in das Lager wechseln, welches sich auch für vier Zinsschritte begeistern kann.

Das Zentrum rund um Powell ist relativ stark. 5 Notenbanker sind von ihrer Einstellung im Zentrum oder taubenhaft. Vier Notenbanker favorisieren eine schnellere Zinswende. Das Stimmverhältnis ist also knapp, doch mit dem Notenbank Chef auf der Seite der Tauben bzw. im Zentrum dürfte den Ausschlag für einen moderaten Weg geben.

Ohne einen merklichen Anstieg der Inflation halte ich es für unwahrscheinlich, dass sich die Zinswende beschleunigt. Insofern sollte das Störfeuer der Notenbank für den Aktienmarkt gering bleiben.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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