Aktienmarkt: Die Chancen stehen gegen Kleinanleger
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Die Chancen gegen Privatanleger stehen tatsächlich schlechter, aber es hat andere Gründe als die meisten denken. Dennoch hat die Wahrnehmung, dass die Börse zum Nachteil von Kleinanlegern manipuliert ist, vor allem Börsenneulinge geeint. Man organisiert sich auf Foren und geht koordiniert gegen bestimmte große Marktteilnehmer vor. Bei AMC und Gamestop hat diese Koordination dazu geführt, dass Klein gegen Groß gewonnen hat. Das mag spektakulär sein, hilft aber am Ende den wenigsten. Ob Kleinanleger oder Hedgefonds, sie alle wollen das gleich: Rendite erwirtschaften. Die heutige Regulation soll verhindern, dass Rendite auf Kosten anderer erwirtschaftet werden kann. Das bedeutet nicht, dass die Regeln immer funktionieren. Betrug und Marktmanipulation kommen vor. Eine systematische Manipulation zu Ungunsten von Privatanlegern ist allerdings unwahrscheinlich, schon allein deswegen, weil die Gruppe sehr heterogen ist. Privatanleger haben dafür andere Nachteile.
Sie haben weniger Wissen und keine Heerscharen an Analysten, die für sie arbeiten. Sie können auch nicht jederzeit vor dem Computer sitzen und traden. Selbst wenn sie es könnten, gibt es Nachteile. Große Marktteilnehmer haben ihrer Server in der Nähe der Börse stehen, um Zeitverzögerungen zu minimieren.
Allein das ist ein Vorteil. Vorteile sind auch eine Geldfrage. Akkurate Echtzeitdaten, Einblicke in das gesamte Orderbuch usw. sind mit Kosten verbunden. Für Privatanleger sind diese Kosten häufig zu hoch.
Zu allem Überfluss steigen die Kurse vor allem außerhalb der regulären Handelszeiten. In den vergangenen 30 Jahren stiegen die Kurse des S&P 500 tagsüber nicht. Wer immer zur Eröffnung kauft und zum Schlusskurs verkauft, hat kein Geld verdient. Nach Transaktionskosten ist das Minus erheblich. Sämtliche Rendite wird über Nacht akkumuliert, also wenn man zum Schlusskurs kauft und zum Eröffnungskurs am nächsten Tag verkauft (Grafik 1).
Die meisten Privatanleger handeln bzw. können nur zu regulären Handelszeiten handeln. Vor allem kurzfristig orientierte Anleger oder Daytrader sind massiv im Nachteil. Wenn Kurse generell tagsüber kaum steigen, wie soll man da den Markt schlagen oder überhaupt Geld verdienen?
Das Phänomen, dass tagsüber kaum Rendite zu erwirtschaften ist, hat sich seit Pandemiebeginn abgeschwächt. In diesem Jahr stiegen die Kurse tagsüber sogar mehr als über Nacht (Grafik 2). Einige schreiben das Privatanlegern zu, den Markt zu dominieren beginnen.
Ob das wirklich der Grund ist, sei dahingestellt. Generell und langfristig haben Kleinanleger keine guten Chancen, weil bestimmte Faktoren gegen sie sprechen. Das sind hohe Kosten von Daten, begrenzter Zugriff auf Analysen und Wissen, Zeitverzögerungen und Handelszeiten. Das ist jedoch keine explizite Manipulation zulasten von Kleinanlegern.
Wer dennoch dieselben Chancen haben will, sollte vor allem eines vermeiden: Dort konkurrieren zu wollen, wo die Chancen gegen einen stehen. Das ist insbesondere der sehr kurzfristige Handel und Daytrading. Wer nicht tradet, sondern investiert, hat deutlich bessere Chancen.
Clemens Schmale
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Finde den Artikel wirklich gut. Als Volkswirt musste ich einige Artikel von Herrn Schmale leider in der Vergangenheit immer mal wieder kritisieren. Insbesondere Argumentationsketten, die man ganz einfach auch mal anders darstellen kann. Zumal diese Analysen immer dann gekommen sind, wenn der Markt mal in die eine oder andere Richtung gewandert ist, oder wenn die Inflation gerade da ist. Also quasi immer, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist. Sowas ist ja nicht schwer und erfordert kaum betriebswirtschaftliches Know How. Schwer und auch interessant wird es da, wo Entwicklungen richtig antizipiert werden. Also, bevor das wieder in Kritik ausartet, guter Artikel - weiter so :-)
Diese Wahrnehmung könnte eventuell auch dadurch bestärkt werden, dass Großbanken regelmäßig Milliardenstrafen wegen Marktmanipulation zahlen müssen 😅