Kommentar
07:00 Uhr, 05.04.2018

Aktienmärkte und ökonomische Erwartungen: Es sieht kritisch aus!

Mit den Aktienkursen geht es weiter munter auf und ab. Anleger haben sich noch nicht entschieden, wohin die Reise gehen soll. Hinter den Kulissen wird die Sache allerdings immer klarer.

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    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Die Situation lässt sich derzeit folgendermaßen zusammenfassen: die Lage ist besser als die Aussichten. Egal, auf welchen Wirtschaftsindikator man derzeit blickt, die Story ist überall die gleiche. Die aktuelle wirtschaftliche Lage wird als robust wahrgenommen. Die Erwartungen sind hingegen rückläufig.

In Deutschland finden vor allem zwei Barometer viel Aufmerksamkeit (ZEW, ifo). Beide erzählen eine ähnliche Geschichte. Der Erwartungsindex des ZEW ist jedoch deutlich schwächer als der vom ifo. Betrachtet man die Indizes im Vergleich mit dem DAX, lässt sich erkennen, dass der ifo Index eine etwas bessere Prognose erstellen lässt.


Der Lage-Index verläuft grundsätzlich parallel zum DAX. Divergenzen sind selten und halten sich nicht sehr lange. Der Erwartungsindex läuft dem DAX um mehrere Monate voraus. Bereits im November erreichte der Ewartungsindex ein Hoch. Der DAX rauschte erst Ende Januar in die Tiefe.

Der Rückgang des Erwartungsindex muss nicht sofort und zwangsläufig zu einem Kursrückgang bei Aktien führen. Ein Rückgang Ende 2016 hatte auf die Börse keine Auswirkungen. Inzwischen ist der Rückgang aber nicht mehr einfach nur ein Rauschen. Seit 2014 sank die Erwartung nicht mehr so stark.

Damals kündigte der Einbruch der Erwartungen einen Bärenmarkt an. Der DAX gab über 20 % nach. In der aktuellen Phase hat der DAX bereits mehr als 10 % abgegeben. Es ist gut möglich, dass das Schlimmste damit vorerst vorbei ist. Mittelfristig ist das jedoch keine Entwarnung.

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Die Erwartungen trüben sich seit Monaten ein. Inzwischen greift das auch auf die Lage-Indizes über. Grund dafür gibt es genug. Die letzten Wochen waren aus wirtschaftlicher Sicht ziemlich aufregend. Keiner weiß, ob gleich morgen neue Strafzölle von irgendwem angekündigt werden. Das sorgt für Unsicherheit und trübt die Stimmung.

Dies gilt insbesondere für Deutschland. Deutschland ist und bleibt eine Exportnation. Zölle würden Deutschland entsprechend hart treffen. Als Teil der EU hat Deutschland genug Rückendeckung, um sich zu wehren. Steht Deutschland unter Beschuss, ist das ein Angriff auf die gesamte EU und diese wird sich im Notfall wehren.

Derzeit sieht es nach Entspannung aus. Die EU ist vorerst von Zöllen ausgenommen. Das wird jedoch nur so bleiben, wenn Zugeständnisse gemacht werden. Diese sind noch nicht in großem Umfang ersichtlich. Der Handelsstreit kann jederzeit neu eskalieren und Öl ins Feuer gießen.

Das Feuer brennt schon länger. Die Erwartungs-Indizes sinken seit Monaten. Sie haben diesen Trend bereits vor der Zolldiskussion begonnen. Die Lage ist also durchaus ernst. Schwäche hat sich schon Ende 2017 angedeutet. Jetzt könnte ein Handelskonflikt auch die Lage kippen.

Für den DAX bedeutet dies mittelfristig nichts Gutes. Kurzfristig könnte in den kommenden Tagen oder Wochen eine Gegenbewegung starten - oder sie ist sogar schon gestartet. Diese ist vermutlich eine Gelegenheit, um sich aus Longpsoitionen zu verabschieden.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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