Aktienmärkte mit Hindernissen konfrontiert
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Eine ungünstigere Konjunktur und Unsicherheit über den Kurs der Geldpolitik sind Hindernisse, mit denen die Aktienmärkte derzeit zu kämpfen haben. Im Hinblick auf die Unternehmensgewinne – gerade erscheinen die Berichte zum vierten Quartal – müssten rigorose Kostensenkungsprogramme und bessere Erträge jetzt Früchte tragen. Angesichts der Ertragsschwäche im letzten Quartal 2008 ist anzunehmen, dass sich die jährlichen Wachstumsraten deutlich verbessert haben.
Im Dezember wurden in den USA 85.000 Stellen abgebaut. Damit entwickelte sich der Arbeitsmarkt enttäuschend. Zeitarbeit und Überstunden, die Kennzahlen, die häufig die Entwicklung des gesamten Arbeitsmarktes vorwegnehmen, stiegen jedoch weiter. Eine Ursache für den Stellenrückgang war das kalte Wetter. Wenn man den durchschnittlichen monatlichen Stellenabbau während des Quartals anschaut, ist eine deutliche Verbesserung festzustellen. Es bestand Anlass zu Besorgnis. Mit einer Arbeitslosenquote von unverändert 10 % ist das Überangebot an Arbeitskräften weiterhin hoch. Deshalb werden die Gehälter weiterhin niedrig bleiben. Aufgrund der oben genannten Faktoren konsumieren die Verbraucher zurückhaltend. Die Einkäufe anlässlich der Festtage waren zwar zufriedenstellend, doch gleichzeitig zahlten die Amerikaner mit 17,5 Mrd. USD so viel Kredit zurück wie noch nie zuvor.
Der amerikanische Einkäuferindex für den Dienstleistungssektor schaffte es wieder über die 50 Punkte-Grenze in den Wachstumsbereich, allerdings nur ganz knapp. Enttäuschend waren hier die rückläufige Auftragseingangs- und die weiterhin schwache Arbeitsmarktkomponente. Der Außenhandel leistete im vierten Quartal vermutlich keinen Betrag zum Wirtschaftswachstum. Das Außenhandelsdefizit nahm zu und Exporte gingen inflationsbereinigt zurück, obwohl sie sich in den zwei Vormonaten gut entwickelt hatten. Die Schwäche des Dollar müsste den Ausfuhren zwar zugutekommen, doch gleichzeitig werden vermutlich auch die Einfuhren steigen, da die Vorräte wieder aufgefüllt werden müssen.
Der Geschäftsklimaindex, ein zuverlässiger Frühindikator für die Eurozone, stieg weiter. Er weist auf ein stagnierendes jährliches BIP-Wachstum hin, was wesentlich besser ist, als der Rückgang im dritten Quartal ( -4,0%). Die Arbeitslosigkeit stieg auf 10% und damit auf den höchsten Wert seit Juli 1998. Bis jetzt spiegelt der Stellenabbau in der Eurozone jedoch bei weitem nicht den Rückgang des BIP wieder. Daher ist es möglich, dass die Arbeitslosigkeit weiter steigt, obwohl sich die Wirtschaft erholt. Für die Eurozone rechnen wir mit einer verhaltenen wirtschaftlichen Erholung, die in erster Linie durch Exporte und demnächst hoffentlich auch durch Investitionen gestützt wird, an der die Verbraucher jedoch so gut wie keinen Anteil haben.
Japan steuert unserer Ansicht nach nicht auf eine deutliche wirtschaftliche Erholung zu, auch wenn der Economy Watchers’ Survey, ein Frühindikator, nach zweimaligem Rückgang jetzt wieder anstieg. Die Schwäche des EW-Survey und anderer Frühindikatoren lässt unserer Ansicht nach darauf schließen, dass sich japanische Aktien deutlich schlechter entwickeln werden als europäische oder japanische. Das schwache Binnenwachstum in Japan wiegt unseres Erachtens nach schwerer als positive Indikatoren, wie beispielsweise der Anstieg des Auftragseingangs bei Werkzeugmaschinen, der sich nach einem Tief im Januar deutlich erholt hat, aber immer noch 57,7 % unter seinem einstigen Rekordniveau liegt. Die japanische Wirtschaft ist also noch nicht wirklich wieder genesen.
Chinas Ausfuhren stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 17,7%, während die Einfuhren um 55,9% emporschnellten, wobei jedoch Basiseffekte eine große Rolle spielten. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird sich das Hauptaugenmerk jetzt wieder auf die Anbindung der chinesischen Währung an den Dollar richten. Ab dem Sommer 2005 ließ die chinesische Regierung eine Aufwertung des Renminbi zu, die jedoch im Sommer 2008 zum Stillstand kam, da China den Kurs seiner Währung einsetzte, um der Rezession entgegen zu wirken. Um eine Überhitzung der chinesischen Wirtschaft zu vermeiden, könnte die Regierung jetzt einen weiteren Anstieg des Renminbi zulassen.
Die Geldpolitik wird sich in der kommenden Zeit wahrscheinlich in verschiedene Richtungen entwickeln. Israel, Australien und Norwegen haben die Zinsschraube bereits angezogen. Indien, Indonesien und Südkorea erwägen ebenfalls eine straffere Geldpolitik. China hob den Zinssatz für 3-Monats-Schatzwechsel früher als erwartet um 4,4 Basispunkte an und erhöhte den Mindestreservesatz für Banken um 50 Bp. Mit dieser Maßnahme soll versucht werden, die Kreditvergabe zu drosseln, eine Überhitzung der Wirtschaft zu vermeiden und einer Immobilienblase entgegen zu wirken.
Nach Ansicht der Fed sind unzureichende Vorschriften und nicht die niedrigen Zinssätze für die Immobilienblase in den USA verantwortlich. Obwohl immer mehr Zentralbanken erwägen, Vermögenspreise bei ihren geldpolitischen Entscheidungen stärker zu berücksichtigen, scheint eine Anhebung der Leitzinsen zur Bekämpfung von Spekulationsblasen in den großen Industrieländern derzeit ausgeschlossen. Die Fed scheint zu befürchten, dass Renditen und Hypothekenzinssätze wieder ansteigen, wenn ihr Aufkaufprogramm für Hypothekenpapiere abgeschlossen ist. Wir teilen diese Befürchtungen.
Quelle: Fortis Investments
Fortis Investments ist die unabhängige internationale Asset-Management-Tochter der Fortis-Gruppe. Mit über 40 Investmentzentren, 500 Investmentspezialisten und über 2.000 Mitarbeitern ist Fortis in mehr als 30 Ländern vertreten. Das weltweit verwaltete Vermögen beträgt 170 Milliarden Euro (Stand: 31. Dezember 2008).
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