Kommentar
11:40 Uhr, 25.10.2006

Aktienmärkte laufen nicht im Gleichschritt

Trotz zunehmender Globalisierung haben sich die Börsen wichtiger Industrienationen in den vergangenen Jahren höchst unterschiedlich entwickelt. Eine Auswertung von Fidelity International zeigt, dass die Wertentwicklungen an den untersuchten Aktienmärkten stark voneinander abwichen. Deutschland belegte in der Länderrangliste zwischen 1999 und 2005 Platzierungen zwischen dem zweiten und dem letzten Rang.

Auch ein zunehmend vernetzter Welthandel und multinationale Konzernstrukturen haben bislang nicht dazu geführt, dass sich die Aktienmärkte parallel entwickeln, wie eine Auswertung der MSCI-Länderindizes von sieben führenden Industrienationen zeigt. Zwar gab es Phasen, in denen die Märkte ausnahmslos entweder Gewinne oder Verluste verbuchten. Jedoch bestanden zwischen den Wertentwicklungen der Erst- und Letztplatzierten erhebliche Unterschiede. 2005 war die Spanne mit 39 Prozentpunkten am größten: Der MSCI Japan erzielte ein Plus von 44,7 Prozent, der MSCI USA brachte es dagegen nur auf 5,7 Prozent.

"Jede Börse hat trotz Globalisierung noch immer ihre eigenen Gesetze. Wer sein Geld nur in einen oder wenige Aktienmärkte steckt, riskiert große Wertschwankungen bei seinen Anlagen", sagte Klaus-Jürgen Baum, Sprecher der Geschäftsführung von Fidelity International in Deutschland.

In den vergangenen sieben Jahren zeigten alle untersuchten Länderindizes hohe Schwankungen. In Deutschland brach der Aktienmarkt 2002 um 43,1 Prozent ein und erzielte damit die schlechteste Wertentwicklung im Ländervergleich. Nur ein Jahr später war der deutsche Aktienmarkt mit 37,1 Prozent hinter dem kanadischen auf Platz zwei. 2004 lag er erneut auf dem letzten Rang, im Folgejahr gemeinsam mit dem französischen wieder an zweiter Stelle.

Viele private Anleger gehen nach Ansicht von Baum ein hohes Risiko ein: "Die meisten Anleger investieren in inländische Aktien, da sie die Unternehmen ihres Landes am besten zu kennen glauben. Dadurch haben viele von ihnen ein unausgeglichenes Portfolio", sagte Baum. "Wer über die Grenzen von Ländern und Regionen hinweg anlegt, erzielt eine breitere Risikostreuung."

Die beste Basis eines gut aufgestellten Portfolios stellten daher Investmentfonds mit internationalem sowie europäischem Anlageschwerpunkt dar, so Baum. Einzelne Länderfonds dienten der gezielten Beimischung, um zusätzliche Renditequellen zu erschließen. Dabei haben sich vor allem die Produkte bewährt, deren Manager abseits der Indizes die jeweils besten Titel eines Marktes gezielt auswählen.

Länderrangliste nach Wertentwicklung

Rang

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

1

Frankreich

51,9

Italien

5,9

Großbritannien

-11,8

Kanada

-14,4

Kanada

52,3

Italien

24,3

Japan

44,7

2

Kanada

51,8

Kanada

4,4

USA

-12,0

Japan

-18,6

Deutschland

37,1

Kanada

20,5

Frankreich

27,4

Deutschland

27,4

3

Japan

46,8

Frankreich

2,4

Deutschland

-17,7

Italien

-20,5

USA

29,1

Großbritannien

11,5

4

Deutschland

41,2

Großbritannien

-4,6

Frankreich

-17,9

USA

-22,7

Japan

23,0

Japan

10,9

Kanada

26,7

5

USA

22,4

Deutschland

-9,5

Japan

-18,8

Großbritannien

-23,4

Großbritannien

18,8

USA

10,7

Großbritannien

20,1

6

Italien

17,4

USA

-12,5

Kanada

-21,4

Frankreich

-32,8

Frankreich

17,3

Frankreich

10,6

Italien

18,8

7

Großbritannien

16,1

Japan

-19,7

Italien

-22,1

Deutschland

-43,1

Italien

15,6

Deutschland

8,3

USA

5,7

Quelle: Fidelity / Datastream, Stand: 31.12.2005.

Netto-Wertentwicklung in der jeweiligen Landeswährung auf Basis der MSCI-Länderindizes.

Quelle: Fidelity

Die US-Investmentgesellschaft Fidelity wurde 1946 gegründet und gehört zu den größten unabhängige Fondsmanagement-Unternehmen der Welt. Mit über 500 Fondsmanagern und Analysten ist Fidelity an allen wichtigen internationalen Finanzplätzen vertreten. Die deutsche Niederlassung Fidelity Investment Services GmbH in Frankfurt betreut ein Fondsvermögen für private Anleger von 14,37 Mrd. Euro, vertreibt 106 Publikumsfonds direkt sowie über mehr als 600 Kooperationspartner und beschäftigt 200 Mitarbeiter (Stand: 30.06.2006).

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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