Kommentar
15:09 Uhr, 01.08.2006

Aktienkurse erholen sich

In der vergangenen Woche kam es zu einer kräftigen Erholung der Aktienkurse. Diese wurde vor allem von Quartalsberichten genährt, welche die Erwartungen größtenteils übertreffen konnten. Auch sorgten Ankündigungen von Firmenübernahmen für eine gute Stimmung. Der Beige Book-Bericht der FED hat die Meinung vieler Börsianer gestärkt, dass sich der ZInserhöhungszyklus in den USA bald seinem Ende entgegenneigt. Die Krise in Nahost ist zuletzt etwas in den Hintergrund getreten. Doch trotz der kurzfristig guten Marktverfassung besteht weiterhin Unsicherheit bezüglich der künftigen Konjunktur- und Inflationsentwicklung.

USA: Erholung aufgrund schwindender Zinsängste

Zum Ende der abgelaufenen Woche zogen die Kurse an den US-Börsen deutlich an. Neben erfreulichen Unternehmensmeldungen und einem leicht rückläufigen Ölpreis war hierfür vor allem die Veröffentlichung des Beige Book-Konjunkturberichts der amerikanischen Notenbank verantwortlich. Viele Marktteilnehmer interpretierten dessen Wort-laut als Hinweis auf eine bevorstehende Zinspause der FED. Nach einem voraussichtlich letzten Zinsschritt am 8. August, der den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 5,5 Prozent hinauf führen würde, sollte die FED zunächst die weitere Inflationsentwicklung beobachten. Angesichts dieser Aussichten wurde den überraschend guten Konjunkturdaten der letzten Tage nur wenig Bedeutung beigemessen. So fiel der Auftragseingang langlebiger Güter im Juni über Erwartung aus und die Erstaufträge auf Arbeitslosenhilfe sind erstmals seit langem unter 300.000 gefallen. Der Index für das US-Verbrauchervertrauen konnte ebenfalls positiv überraschen. Bei den Unternehmen glänzten unter anderem der Ölkonzern ExxonMobil, die Telefongesellschaft Bell South, der Autobauer GM und der Tabakriese Altria mit guten Quartalszahlen. Enttäuschend fiel dagegen die Geschäftsentwicklung von Amazon.com aus. Das Unternehmen musste angesichts schwacher Erträge seine Gewinnprognose zurücknehmen. Weiteren Auftrieb erhielt der Aktienmarkt durch die Ankündigung der größten schuldenfinanzierten Übernahme (Leveraged Buy-Out) aller Zeiten. Ein Konsortium aus mehreren Private Equity-Gesellschaften plant den Kauf des bedeutendsten amerikanischen Krankenhausbetreibers HCA. Angesichts dieser Meldungen rückte der Konflikt im Nahen Osten zumindest kurzfristig in den Hintergrund.

Europa: Quartalszahlen überraschen positiv

Neben nachlassenden Zinsängsten in Amerika sorgten an den europäischen Börsen vor allem zahlreiche positive Unternehmensmeldungen für beachtliche Kursgewinne. Zu-nächst erfreute die niederländische Philips mit der Nachricht, dass es für die zum Verkauf stehende Halbleitersparte mehrere Interessenten gibt. Die Kaufangebote der Finanzinvestoren fallen mit acht Milliarden Euro überraschend üppig aus. Auch die Automobilsparte wartete mit größtenteils erfreulichen Quartalszahlen und Ausblicken auf. Nicht nur die italie-nische Fiat konnte Umsatz und Gewinn deutlich steigern. Auch bei Volkswagen greift inzwischen das Sanierungsprogramm, wodurch das Quartalsergebnis verdoppelt werden konnte. DaimlerChrysler überraschte ebenfalls positiv. Lediglich Peugeot enttäuschte mit einem Gewinneinbruch von 60 Prozent im ersten Halbjahr 2006. Beim englischen Mobilfunker Vodafone honorierten die Anleger das positive Kundenwachstum. In der Finanzbranche präsentierten die spanische BBVA Bank ebenso wie die Postbank ein ordentliches Gewinnplus. Die Aktionäre des Tourismuskonzerns TUI durchliefen dagegen ein regelrechtes Wechselbad der Gefühle. Zur Wochenmitte stieg der Aktienkurs, nachdem Gerüchte um eine Übernahme durch eine dänische Großreederei aufgekommen waren. Doch am Freitag zehrte die Bekanntgabe schwacher Umsätze im Sommergeschäft die Kursgewinne wieder auf. Metro profitierte von der geplanten Übernahme sämtlicher 85 WalMart-Filialen, wenn sich der amerikanische Handelsriese aus dem deutschen Markt zurückziehen wird. Nach Aussage des Metro-Vorstands ist der Kaufpreis attraktiv. Einen der wenigen Wermutstropfen in der vergangenen Woche bot der überraschend deutliche Rückgang des Ifo-Index von 106,8 Punkten im Juni auf 105,6 Punkte im Juli. Dies deutet auf einen nachlassenden Konjunkturoptimismus in Deutschland hin.

Ausblick: Zahlreiche Quartalszahlen, Konjunkturdaten und eine EZB-Sitzung

In der kommenden Woche geht der Berichtsmarathon der Unternehmen in die nächste Runde. So werden alleine in Deutschland zwölf DAX-Gesellschaften ihre Bücher öffnen. In Europa tritt am Donnerstag der Rat der Europäischen Zentralbank zusammen. Der Markt rechnet hier fest mit einer weiteren Zinserhöhung, schließlich hat EZB-Präsident Trichet in letzter Zeit mehrere Andeutungen in diese Richtung gemacht. Am wahrscheinlichsten ist ein Zinsschritt um 25 Basispunkte auf 3,0 Prozent. Des weiteren wird am Freitag mit dem monatlichen US-Arbeitsmarktbericht ein wichtiger Konjunkturindikator veröffentlicht.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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