Kommentar
14:30 Uhr, 17.06.2009

Aktienanleihen mit Netz und doppeltem Boden

Kapitalschutz funktioniert in der Regel so. Sie kaufen eine xy-Protect-Anleihe mit einer Laufzeit von vier oder fünf Jahren und nehmen in dieser Zeit an der durchschnittlichen oder linearen Wertentwicklung des Basiswertes meist bis zu einem bestimmten Cap teil. Die Garantie gilt dabei allerdings immer nur zur Endfälligkeit, so dass ein alles andere als wünschenswert verlaufender Investmentprozess den Anleger vor das Problem stellt, entweder vorzeitig unter pari verkaufen zu müssen oder entsprechend viel „Sitzfleisch“ anzusetzen, um am Ende wenigstens noch den Nennbetrag zurückzuerhalten.

Die angebotenen Alternativen dazu sehen wie folgt aus: Entweder ein Engagement in einem der wenigen Kapitalschutz-Papiere mit anlegerseitigem Kündigungsrecht zum Nominal oder gleich der Griff zu einem sogenannten Safe-Zertifikat diverser Anbieter, für das sich der Investor auf kurze Frist anhand einzelner Parameter die genau für sich passende Garantielösung nach dem Baukastenprinzip herausfiltern kann.

Sal. Oppenheim geht sogar noch weiter und verbindet Kapitalschutz im Rahmen ihrer Capital-Protection (CP) Produktfamilie mit einer zusätzlichen Struktur. Heraus kommen beispielsweise wie bei der neuesten Emission ersichtlich, Produkte wie die CP75-CLASSIC-Aktienanleihen auf insgesamt zehn DAX-Titel, wobei der Zusatz „75“ genau den Anteil am Nennbetrag bezeichnet, der am Laufzeitende in jedem Fall zurückerstattet wird, egal wie sich der zugrundeliegende Basiswert bis dahin entwickelt. Im vorliegenden Fall wären das immerhin 750 Euro, die von der Ausgangssumme von 1.000 Euro noch übrigbleiben würden. Da der Anleger bei Aktienanleihen einen festen Kupon ausgezahlt bekommt, kann er diesen zusammen mit der Mindestrückzahlung mit dem Einstiegskurs incl. aufgelaufener Stückzinsen gegenrechnen, um den maximal möglichen Verlust bereits zu Investitionsbeginn zu ermitteln.

Im Idealfall sollte der CP-Mechanismus aber erst gar nicht in Anspruch genommen werden und die Aktienanleihe-Struktur bringt den erhofften Erfolg. Hierzu muss der Basiswert bei Fälligkeit mindestens dem hier auf dem Ausgangsniveau fixierten Basispreis entsprechen, so dass der Nennbetrag in voller Höhe zurückgezahlt werden kann. Kommt es jedoch anders, muss der entstehende Verlust bis zu maximal 25 Prozent getragen werden, bevor die Garantie greift.

Bei den aktuell angebotenen Produkten kann der Investor für jeden einzelnen Basiswert jeweils zwischen den Laufzeiten bis 29.12.2009 bzw. 25.06.2010 wählen, wobei die doppelt so lang laufenden Papiere annualisiert eine deutlich niedrigere Rendite erbringen als die Kurzläufer.

Der BörseGo Tipp:
Die neuen CP75-Hochprozenter-Anleihen bieten dem Anleger die Möglichkeit, bei einem erneuten Aufflammen der Finanzkrise den Verlust zumindest auf ein Viertel zu begrenzen. Allerdings kostet dieser Schutz auch deutlich an Ausstattung, was sich an der Höhe des Kupons und des Basispreises gegenüber herkömmlichen Aktienanleihen dokumentieren lässt. Wer überhaupt ein Investment ins Auge fassen will, sollte deshalb für den entsprechenden Anlagezeitraum in jedem Fall von seitwärts laufenden bis leicht steigenden Notierungen beim jeweiligen Basiswert ausgehen.

12,75% p.a. BASF CP75-CLASSIC-Aktienanleihe
Emittent/WKN: Sal. Oppenheim / SL1ARR
Laufzeit: 29.12.2009
Preis: (27.04.2009) Geld / Brief: 98,10 % / 98,30 %
11,00% p.a. E.ON CP75-CLASSIC-Aktienanleihe
Emittent/WKN: Sal. Oppenheim / SL1ARR
Laufzeit: 29.12.2009
Preis: (27.04.2009) Geld / Brief: 97,02 % / 97,22 %

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

Mehr Experten