Kommentar
12:01 Uhr, 02.10.2009

Aktien weiter auf der perfekten Welle

Als die Marktteilnehmer befürchteten, dass die Rallye übertrieben sein könnte, gaben die Aktienmärkte etwas nach. Unserer Ansicht nach kann der Kursaufschwung aber noch anhalten. Nachdem klar geworden war, dass eine Depression ausbleiben und sich die Konjunktur vielleicht stärker erholen würde als zunächst vermutet, haben Aktien seit ihren Tiefständen im März deutlich zugelegt. Da die Bewertungen immer weiter gestiegen sind und mittlerweile über ihrem langfristigen Durchschnitt liegen, stellt sich aber die Frage, ob der Optimismus der Marktteilnehmer möglicherweise übertrieben ist.

Kleinere Korrekturen an den Aktienmärkten könnten von vielen Anlegern aber als Einstiegschance gesehen werden, und zwar aus unterschiedlichen Gründen: Noch immer ist viel Kapital in niedrig verzinslichen Geldmarktfonds oder Staatsanleihen angelegt. Auch glauben wir, dass die Rezession bereits im Juli zu Ende war, so dass Aktien noch immer auf einer perfekten Welle schwimmen. Nach der schweren Rezession entwickeln sie sich nun schon seit etwa sechs Monaten erheblich besser als Anleihen. Außerdem sind die Risikoprämien zurückgegangen und es gibt es mehr Fusionen & Übernahmen. Konjunkturumfeld, Geldpolitik und Gewinnerwartungen entwickeln sich günstig. Die jetzt strengere Regulierung könnte den Aktienmärkten zwar langfristig schaden, ist jetzt ist aber noch kein Thema.

Wir haben unsere Aktiengewichtung erhöht, indem wir US-Aktien gekauft haben, so dass wir hier jetzt weniger stark untergewichtet sind. Japanische Aktien haben wir verkauft und sind derzeit in Japan neutral positioniert. Auf Länderebene bevorzugen wir die Emerging Markets (übergewichtet), gefolgt von Europa (ebenfalls übergewichtet), Japan und den USA. Um die Aktienkäufe zu finanzieren, haben wir Staatsanleihen abgestoßen. Unsere Untergewichtung in Renten, insbesondere in Staatsanleihen, hat sich dadurch verringert.

Nach vielen Wochen mit positiven Überraschungen waren die US-Daten zuletzt enttäuschend. Aber müssen wir jetzt die Erholung in Frage stellen? Nicht unbedingt. Erholungen sind nie ganz reibungslos. Seit Januar hat sich der Chicago Fed National Activity Index stetig verbessert und signalisiert für das 4. Quartal 2009 ein BIP-Wachstum von 1% (im Vorjahresvergleich) – eine unwahrscheinlich starke Verbesserung gegenüber den -3,9% im 2. Quartal. Auch scheint der Rückgang der Eigenheimverkäufe (nach vier starken Monaten) nur eine Unterbrechung der Auwärtstrends zu sein, zumal die Hauspreise weiter gestiegen sind. Das niedrige Verbrauchervertrauen bereitet da schon größere Sorgen. Jedenfalls ist es kein Anhaltspunkt dafür, dass die Verbraucher nach dem Anziehen des Automobilabsatzes im August auch weiterhin Geld ausgeben werden.

Im Euroraum ist der Economic Sentiment Index (ESI) zum sechsten Mal in Folge gestiegen, und auch der deutsche Ifo- Index hat zugelegt. Beide Indikatoren signalisieren für die nächsten Quartale eine recht starke Erholung, vermutlich getrieben vom Lagerzyklus. Ob sie tatsächlich so stark ausfällt wie die Indikatoren vermuten lassen, ist fraglich. Die private Kreditvergabe ist noch nicht wieder gestiegen. Das könnte die Erholung belasten. Dies und die niedrige Inflation könnten es der EZB gestatten, die Zinsen zunächst noch niedrig zu lassen. In Deutschland ist die Inflation von 0% im August auf -0,3% im September gefallen, höchstwahrscheinlich wegen des Rückgangs der Energiepreise. Die Euroraum-Inflation wird im September auf -0,3% geschätzt. Im August hatte sie -0,2% betragen.

Der Welthandel hat sich von seiner Schwäche am Anfang des Jahres erholt, doch hat sich die Erholung der asiatischen Exporte nach den jüngsten Daten abgeschwächt. In Japan fielen die Exporte im Juli und August in Folge der Yen- Aufwertung; und auch die koreanischen Exporte gingen zurück. In China, Hongkong und Vietnam stagnierte der Export. Außenhandelszahlen können stark schwanken, was viel bedeuten kann. Zurzeit profitieren Länder wie Japan und China von den staatlichen Konjunkturprogrammen, doch würde eine Erholung des Exports zu einem nachhaltigeren Wachstum beitragen.

Quelle: Fortis Investments

Fortis Investments ist die unabhängige internationale Asset-Management-Tochter der Fortis-Gruppe. Mit über 40 Investmentzentren, 500 Investmentspezialisten und über 2.000 Mitarbeitern ist Fortis in mehr als 30 Ländern vertreten. Das weltweit verwaltete Vermögen beträgt 170 Milliarden Euro (Stand: 31. Dezember 2008).

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