Aktien vs. Anleihen: Rückkehr zur Normalität
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Frankfurt (BoerseGo.de) - Das Paradoxe der gegenwärtigen Situation besteht darin, dass die ersten Hinweise auf verbesserte wirtschaftliche und finanzielle Stabilität einen Anstieg der Volatilität ausgelöst haben. Doch dabei handelt es sich um einen nur scheinbaren Widerspruch. In derartigen Umbruchphasen steigen seit jeher Unsicherheit und Nervosität der Anleger. Sobald die größte Notenbank der Welt ihre Intervention zurückfährt, steigt der Druck auf die Stabilität der Märkte. Das gilt momentan umso mehr, als dass die bisherige Politik, die auf eine Senkung der Staatsanleiherenditen sowie der Risikoprämien auf Unternehmensanleihen zielt, zu einer regelrechten Euphorie an den Märkten geführt hat. In einer solchen Situation fällt ein Rückgang zwangsläufig dramatischer aus. Das ist immerhin insofern positiv, als dass die Marktverhältnisse sich damit stärker den Rahmendaten annähern, wie Philippe Uzan, Chief Investment Officer bei Edmond de Rothschild Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Doch der Trendumkehr am Anleihemarkt sei Rechnung zu tragen und man müsse akzeptieren, dass die Langfristzinsen deutlich über den jüngsten Tiefstständen liegen sollten. In Anbetracht der anhaltend niedrigen Inflation und des rückläufigen Haushaltsdefizits in den USA sei ein wesentlicher Zinsanstieg jedoch unwahrscheinlich. Tatsächlich dürfte das Zinsniveau nur moderat steigen, denn eine deutliche Anhebung der Hypothekenzinsen könnte die Erholung am Immobilienmarkt gefährden, heißt es.
„Daher müssen wir die Wirkung höherer Langfristzinsen auf die Aktienbewertungen relativieren. Die kurzfristige Volatilität am Markt ist unvermeidlich aber nachweisliches Wachstum in den USA kann für die Unternehmensgewinne nur positiv sein. Die höhere Prognosesicherheit beschränkt sich aber nicht auf die USA, denn der globale Konjunkturzyklus schreitet weiter voran – auch wenn der aktuelle Trend offenbare Widersprüche aufweist. Europas Anteil am Aufschwung mag vielleicht nicht besonders groß sein, doch zumindest gibt die Eurozone in finanzieller Hinsicht keinen Anlass mehr zur Sorge. Ferner profitieren die weltweiten Konjunkturaussichten auch vom Erfolg der Wirtschaftspolitik des japanischen Premierministers Shinzo Abe. Die Kehrseite einer Anpassung der Langfristzinsen ist, dass die sinkenden Kurse die Anlagerendite auf Staatsanleihen schmälern werden, ohne dass die allgemein recht niedrigen Nominalrenditen hier Ausgleich schaffen könnten“, so Uzan.
Die Aktienmärkte der führenden Industrieländer hätten die erste Hälfte 2013 im positiven Bereich geschlossen, während die größten Schwellenländer an Boden verloren hätten. Die Performance der entwickelten Länder reflektiere eine Verbesserung der Fundamentaldaten, mit Japan und den USA deutlich vor Europa. Auch die Anleihemärkte hätten sich uneinheitlich entwickelt. Während Staatsanleihen – vor allem in den Schwellenländern – negative Renditen abgeworfen hätten, rangierten die Renditen von Unternehmensanleihen von flach bis außerordentlich positiv. Dabei führten Nachrang- und Wandelanleihen das Feld an. Rohstoffe ließen im Durchschnitt nach, wobei Gold sogar über 25 Prozent verlor, heißt es weiter.
„Wir erwarten, dass sich der in den ersten sechs Monaten beobachtete Trend – Aktien übertreffen Anleihen – fortsetzen wird. Bei Rentenwerten bevorzugen wir bestimmte Peripherieländer, Nachranganleihen, europäische High Yields und Wandelanleihen. Wir gehen davon aus, dass die Langfristzinsen in den USA weiter – wenn auch moderater – steigen werden. In Europa dürften die Renditen dagegen leicht sinken. Grund sind die konjunkturelle Verzögerung sowie die Möglichkeit, dass die EZB ihrem erneuten Commitment zu einer lockeren Geldpolitik Taten folgen lässt. Im Aktienuniversum setzen wir auf die entwickelten Märkte mit einer taktischen Präferenz für Europa und Japan in Lokalwährung. Daneben verfolgen wir auch eine ausgeprägte Positionierung bei Value-Titeln aus Ländern mit sich verbessernden Fundamentaldaten und empfehlen eine Übergewichtung des Healthcare-Sektors. In Schwellenländern halten wir an unserer Vorliebe für Qualitätsaktien (Konsum und Infrastruktur) fest. Und schließlich sind wir auch weiter gegenüber dem US-Dollar exponiert, der noch zulegen dürfte“, so Uzan.
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