Kommentar
09:39 Uhr, 05.07.2017

Aktien übergewichten, Staatsanleihen untergewichten

Dr. Franz Wenzel, Anlagestratege für institutionelle Kunden von AXA Investment Managers, empfiehlt ein Übergewicht in Aktien und ein Untergewicht in Staatsanleihen. Ausschlaggebend für seine positive Sicht der Aktienmärkte sind die gesunkenen politischen Risiken und die besseren Aussichten für das globale Wirtschaftswachstum.

„Trotz abnehmender geldpolitischer Impulse erfährt die Weltwirtschaft einen anhaltenden Aufschwung“, erklärt Dr. Franz Wenzel. Der Anlagestratege von AXA Investment Managers erwartet für das laufende Jahr ein globales Wirtschaftswachstum von rund 3,5 Prozent. „Die konjunkturelle Erholung wird sowohl von einem stabilen Wachstum in den USA als auch von der beschleunigten wirtschaftlichen Entwicklung in Europa getragen.“ Wachstumstreiber in beiden Regionen sei der private Konsum, in den USA habe das Konsumentenvertrauen wieder das Niveau von 1999/2000 erreicht. Wenzel erläutert: „Die US-Wirtschaft dürfte 2018 um 2,2 Prozent wachsen, nach 2 Prozent im laufenden Jahr.“

EZB: Einstieg in den Ausstieg

Europa profitiere ebenfalls von besseren Stimmungsindikatoren sowie von der Euroschwäche. Der Arbeitsmarkt werde sich weiter erholen, selbst in Ländern wie Frankreich. Für die Eurozone prognostiziert Wenzel in 2018 ein gegenüber 2017 unverändertes Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent. In Japan zeichne sich erneut eine schwächere Phase ab und auch Chinas Wachstum werde sich von momentan 6,5 Prozent kontrolliert abschwächen. „In den wichtigen Schwellenländern gibt die niedrige Inflation den Notenbanken die Möglichkeit, die Zinsen tief zu halten, was zu allgemein robusten Wachstumsaussichten führt.“

Risiken macht Wenzel in den USA im Bereich der unvorhersehbaren Politik und der Gefahr höherer Inflation durch steigende Lohnstückkosten aus. „Die US-Notenbank Fed ist gut beraten, die Zinsen zu erhöhen“, so der Anlagestratege. Zudem gehe er von einem weiteren Zinsschritt in diesem und bis zu vier Zinserhöhungen im nächsten Jahr aus. In Europa habe die Europäische Zentralbank (EZB) erste Schritte zur Reduktion der geldpolitischen Stimuli eingeleitet. „Allerdings sind vor 2019 keine Zinserhöhungen zu erwarten, unter anderem weil die Inflation bislang unterhalb des Zielkorridors liegt“, erklärt Wenzel. „Aber die EZB findet den Einstieg in den Ausstieg.“ Als Resultat der unterschiedlichen Politik der amerikanischen und der europäischen Notenbank sei eine leichte Abschwächung des Euros gegenüber dem Dollar zu erwarten.

Gute Aussichten für Aktien

In seiner Anlagestrategie setzt Wenzel auf Aktien und andere Risikoanlagen: „Obwohl die Aktienmärkte mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 22 leicht überteuert sind, rechtfertigen anhaltend positive Gewinnaussichten und das steigende Volumenwachstum eine Übergewichtung von Aktien.“ Auch das Zinsumfeld biete noch keinen Anlass zu einer Neueinschätzung der Aussichten für den Aktienmarkt. „Die Gefahr einer Korrektur hat aber dennoch zugenommen. Vor allem in den USA stehen die Margen weiterhin unter Druck.“ Der Grund: Dort würden die Lohnsteigerungen von 2,5 Prozent das Produktivitätswachstum von 1 Prozent übertreffen. Ebenfalls attraktiv seien Unternehmensanleihen in Euro, die von niedrigen Ausfallraten und den noch anhaltenden Käufen durch die EZB profitieren. Staatsanleihen hingegen setzt Wenzel auf ein Untergewicht.

Der Anlagestratege von AXA Investment Managers fasst zusammen: „Aktien bleiben trotz der schon ansprechenden Bewertungen erste Wahl. Bei Anleihen mahnt die straffere Geldpolitik in den USA zur Vorsicht, doch vor allem hochverzinsliche Unternehmensanleihen in Euro sind noch attraktiv. Insgesamt bietet die sehr niedrige Marktvolatilität von risikoreicheren Anlagen Chancen für kostengünstige Kursabsicherungen.“

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