Kommentar
13:30 Uhr, 15.10.2020

Aktien- oder Anleihemarkt – welcher ist stärker überbewertet?

Aktien waren trotz hoher Volatilität auch 2020 eine gute Anlage. Noch besser waren Anleihen, doch so langsam stellt sich die Frage nach der Bewertung.

Mit Anleihen konnte man in diesem Jahr nichts falsch machen. Auch Anleihen verloren im März an Wert. Im Vergleich zum Aktienmarkt hielten sich die Verluste allerdings in Grenzen. Wer auf Anleihen mit besonders langer Laufzeit setzte, konnte den Aktienmarkt sogar um mehrere Prozentpunkte schlagen. Möglich machten das die weiter fallenden Zinsen. Sinkt der Zins, steigt der Kurs einer Anleihe. Das hat auch für den Aktienmarkt Bedeutung. Anleger können frei wählen, ob sie ihr Geld in Aktien oder Anleihen anlegen. Aktien sind volatiler, sollten langfristig aber mehr Rendite ermöglichen. In diesem Jahr ist der Vorteil von Aktien bescheiden. In den USA erreichten mehrere Indizes zwar neue Allzeithochs, doch gleichzeitig sind die Gewinne der Unternehmen gesunken. Die Bewertung ist dadurch heute viel höher als zu Jahresbeginn. Derzeit ist die Bewertung ein Viertel höher als im Februar. Anleger rechtfertigen dies mit den niedrigen Zinsen. Je niedriger die Zinsen sind, desto attraktiver werden auch Aktien. Werfen Anleihen als Alternative zu Aktien keine Rendite mehr ab, sind Anleger bei Aktien bereit höhere Bewertungen in Kauf zu nehmen. Anleihe- und Aktienmarkt sind eng miteinander verflochten, wobei der Anleihemarkt tendenziell das Bewertungsniveau des Aktienmarktes bestimmt und nicht umgekehrt.


Um beide Märkte miteinander vergleichbar zu machen nutzt der Blick auf die Kurse wenig. Bei Anleihen werden die Kurse vom Zins gemacht. Bei Aktien spielt Umsatz- und Gewinnwachstum auch eine Rolle. Man kann aber die Renditen miteinander vergleichen. Bei Anleihen ist die Rendite offensichtlich. Es ist der Zins, den sie zahlen.

Bei Aktien wird die Rendite berechnet, indem man das Kurs-Gewinn-Verhältnis umkehrt. Hat eine Aktie ein KGV von 20, liegt die Rendite bei 5 %. Liegt das KGV bei 10, ist auch die Rendite 10 %. Derzeit liegt die Rendite bei 3,3 %. Geringer war die Rendite nur zur Zeit der Finanzkrise und zur Zeit der Internetblase zur Jahrhundertwende.

Die Rendite von Unternehmensanleihen ist historisch niedrig. Das gleich gilt auch für Staatsanleihen und riskante Hochzinsanleihen (Grafik 2). Seit 1980 lag die Gewinnrendite von Aktien tendenziell tiefer als die von Investment Grade Anleihen. Aktuell sind sie gleichauf.


An der eigenen Historie der letzten 40 Jahre gemessen sind Anleihen im Vergleich zu Aktien klar überbewertet. Das kann auf zwei Arten enden. Entweder steigen die Zinsen wieder oder der Aktienmarkt wird noch höher bewertet.

Die Zinsen werden nicht so schnell steigen. Sind Anleger erst wieder zuversichtlicher und verschwindet ein Teil der Unsicherheit, die aufgrund von Wahlen und der Pandemie immer noch präsent ist, kann der Markt noch höhere Bewertungen erzielen.

Clemens Schmale


Tipp: Als Godmode PLUS Kunde sollten Sie auch Guidants PROmax testen. Es gibt dort tägliche Tradinganregungen, direkten Austausch mit unseren Börsen-Experten in einem speziellen Stream, den Aktien-Screener und Godmode PLUS inclusive. Analysen aus Godmode PLUS werden auch als Basis für Trades in den drei Musterdepots genutzt. Jetzt das neue PROmax abonnieren!

Lernen, traden, gewinnen

– bei Deutschlands größtem edukativen Börsenspiel Trading Masters kannst du dein Börsenwissen spielerisch ausbauen, von professionellen Tradern lernen und ganz nebenbei zahlreiche Preise gewinnen. Stelle deine Trading-Fähigkeiten unter Beweis und sichere dir die Chance auf über 400 exklusive Gewinne!

Jetzt kostenlos teilnehmen!

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten